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Schischkin, Michail

Schischkin, Michail

Titel: Schischkin, Michail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venushaar
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sprach zu ihm von
seinen Fährnissen und Nöten: Der eine hatte sein Bein verloren, der andere ein
Auge eingebüßt, dem Dritten ward der Sohn getötet, der Vierte hatte einen
Bruder, der aufgrund eines ungerechten Urteils schuldlos im Kerker einsaß. Und
der Jammer war groß, und ein großes Stöhnen ging über das ganze muntenische
Land. Da hieß Dracula sie alle miteinander in ein großes Haus einziehen, das
eigens dafür errichtet worden war, und ließ ihnen erlesene Speisen und Getränke
im Überfluss vorsetzen. Man tafelte und war fröhlich. Und er kam zu ihnen und
sprach: »Was könntet ihr noch wollen?« Und alle erwiderten ihm: »Ach, das wisst
nur Ihr, hoher Herr, und Gott allein. Tut, was der liebe Gott Euch eingibt!«
Also sprach er zu ihnen: »Wollt ihr, dass für euch alles Leid in diesem
Jammertal ein End hat, dass keine Not an gar nichts mehr ist, ihr nicht mehr
weinen müsst ob eines verlorenen Beines oder eines ausgeflossenen Auges, eines
toten Sohnes und eines unrechten Spruchs?« Und sie, in Erwartung eines Wunders,
antworteten so: »O ja, das wollen wir, Herr!« Da hieß er das Haus zusperren,
mit Stroh umlegen und anzünden. Und es ward ein gewaltiges Feuer, und alle
verbrannten darin.
     
    Hoch
werter Nabuccosaurus!
    Ich habe
im Briefkasten nachgesehen - wieder nichts von Euch.
    Wir murren
nicht. Bestimmt habt Ihr andere Sorgen. Schließlich sind es Staatsaufgaben,
die Eurer harren. Hoffentlich müsst Ihr nicht gerade jemandem den Krieg
erklären oder habt unliebsamen Besuch von Außerirdischen. Auf alles muss man
ein Auge haben. Da bleibt keine Zeit zum Schreiben.
    Bei uns
ist alles beim Alten.
    Das
Universum wächst sich aus. Der Dolmetsch tut, was des Dolmetschs ist.
    Zu Hause
gleich alles zu vergessen, was tagsüber gewesen ist, das funktioniert nicht.
Man trägt es bei sich.
    Diese
Menschen, diese Reden - man wird sie nicht los.
    Und dabei
ist es immer dasselbe. Was könnte es im Dolmetschdienst Neues geben? Alles
läuft in eingefahrenen Gleisen. Alles in der höheren Orts beglaubigten Form.
Jede Frage erfolgt nach Schema F, jede Antwort genauso. Bei der
Standardeinweisung schont Petrus inzwischen seine Stimme, lässt sie den
Dolmetsch für den verschüchterten GS vom Blatt übersetzen. Also liest der
Dolmetsch vor: »Guten Tag! Schön, dass Sie da sind! Treten Sie ein, bitte
schön, lassen Sie uns gemeinsam diesen endlos langen Tag verkürzen! So setzen
Sie sich doch, Stehen macht nicht klüger, wie man sagt, gewiss sind Sie müde
von der Reise. Ich lasse gleich den Samowar aufstellen! Und die Stiefel, die
stellen wir hierhin, näher zum Ofen. Nun, wie gefällt Ihnen unser bester aller
weißen Flecken auf der Landkarte, wo der Mensch ist, was er ist, und spricht,
wenn er schweigt? Ach, Sie haben noch gar nichts davon gesehen? Na, das wird
schon noch! Wollen Sie sich vielleicht lieber hier herüber setzen, vom Fenster
weg? Nicht dass Ihnen noch kalt wird? Sagen Sie Bescheid, wenn es zieht? Fein.
Wo waren wir stehen geblieben? Ah ja. Hier kreuzen alle möglichen Leute auf,
wissen Sie. Verlottert, nicht sehr gescheit, mit schlechten Zähnen - und lügen
wie gedruckt. Behaupten, sie hätten ihre Dokumente verloren - und das nur,
damit man sie nicht gleich wieder zurückschickt. Erzählen Schauergeschichten
von sich. Andere als schauerliche kommen hier gar nicht vor. Und das in allen
Einzelheiten. Halten einem ihre Elefantenpatschhände unter die Nase, in die
ihnen angeblich flüssige Vaseline gespritzt worden ist. Gruselmärchen und
Räuberpistolen. Die lassen Sachen vom Stapel, man könnte sich hinsetzen und
einen Kriminalroman schreiben. Als hätte die Mama ihnen nie beigebracht, dass
man immer die Wahrheit sagen muss. Schinden Mitleid. Wollen ins Paradies.
Schöne Märtyrer! Aber um Mitleid geht es nicht. Es geht um die Klärung von
Sachverhalten. Will man ihnen den Zutritt zum Paradies verwehren, muss man
unbedingt rauskriegen, wie es sich wirklich verhält. Aber wie soll man das
rauskriegen, wenn die Leute mit den Geschichten, die sie auftischen, verwachsen
sind. Da steigt man nicht dahinter. Also hilft nur eins: Wenn man schon nicht
hinter die Wahrheit kommt, sollte man zumindest hinter die Unwahrheit kommen.
Die Vorschrift besagt, dass unglaubhafte Aussagen Anlass geben, diesen Stempel
hier zum Einsatz zu bringen. Also geben Sie sich gefälligst ein bisschen Mühe
beim Ausdenken Ihrer Legende, und vergessen Sie nicht: Details sind das
Allerwichtigste! Zum Beispiel die Sache mit der

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