Schischkin, Michail
zur
Schlacht gerüstet. Kyros hörte ihn an und sprach: »Das Reich meines Vaters, Männer,
reicht nach Süden bis in das Gebiet, wo die Menschen wegen der Hitze, nach
Norden, wo sie wegen der Kälte nicht mehr wohnen können. Wenn wir siegen, so
muss ich meine Freunde zu Herren über diese Gebiete machen. Daher fürchte ich
nicht so sehr, ich könnte nicht genug besitzen, was ich jedem meiner Freunde
geben kann, wenn das Unternehmen gelingt, als vielmehr, ich könnte nicht genug
Freunde haben, denen ich etwas schenken kann.«
Kyros
sprang vom Wagen, legte den Panzer an, bestieg sein Pferd und ergriff die
beiden Speere. Den anderen befahl er, sich ebenfalls zu bewaffnen und in ihre
Reihe zu treten. Kyros ging als Einziger unbedeckten Hauptes in die Schlacht.
Schon war
es Mittag, und noch immer zeigten sich die Feinde nicht. Als es aber Nachmittag
wurde, sahen sie einen Staubwirbel, der einer weißen Wolke und später, in
großer Entfernung am flachen Horizont, einer dunklen Wolke glich. Als sie
näher kamen, blitzten auch hie und da Erz und Lanzen auf, und die Schlachtreihen
wurden sichtbar. Vor ihnen fuhren in geraumen Abständen voneinander die
sogenannten Sichelwagen. Ihre Sicheln waren von den Achsen weg seitwärts
gebogen und diejenigen unter den Wagenkörben zur Erde hinab gerichtet, sodass
sie alles zerhauen konnten, was ihnen in den Weg kam. Indessen rückte das
Barbarenheer gleichmäßig vor, das griechische aber hielt noch an derselben
Stelle und suchte die Schlachtreihe aus den immer noch heranrückenden
Abteilungen zu bilden. Kyros ritt in einigem Abstand von seinem Heer die Front
entlang und hielt Ausschau nach beiden Seiten, zu Freund und Feind
hinblickend. Und als Klearchos ihm riet, sich hinter den Kämpfenden zu halten
und nicht selbst der Gefahr auszusetzen, soll Kyros geantwortet haben: »Was
sagst du, Klearchos? Du rätst mir, der ich nach der Königswürde strebe, mich
ihrer unwürdig zu zeigen?« Nicht mit Geschrei, sondern in größtem
Stillschweigen, mit ruhigem, festem Schritt rückten die Truppen des Feindes
langsam an.
Mein
hochwertester Nabuccosaurus!
Heute
Nacht kommt die Post vorbei, so möchte ich Euch ein paar Zeilen zu Papier
bringen.
Ich weiß
nicht, wie es bei Euch ist - hier bei uns geschieht es nachts, dass sich die
Worte bilden, aus dem Sprachnebel ausfällen. Wortstaub verwandelt sich auf
irgendeine Weise (wie genau, haben wir mal in der Schule gelernt, ist aber
alles längst wieder vergessen: war es mithilfe des Liebigkühlers oder infolge
von Klimaschwankungen?) zu Kernlein, die einem auf der Zunge liegen.
Vielleicht
liegt es auch nur am Gesetz der Schlaflosigkeit.
Apropos,
erhieltet Ihr denn meine vorige Botschaft, in welcher ich von der
Waldschnepfenjagd, einer Hochzeit ohne Bräutigam, einem zerrissenen Liebesbrief
auf dem mondlackbeschichteten Konzertflügel, vom Krieg, vom Ball, von einem
Duell und einem Universitätspförtner berichtete, welch Letzterer mit Stopfen
von Laborgefäßen ein kunstfertiges Damespiel zelebrierte, erhieltet Ihr die?
Ich bin es wahrlich leid, auf die Post zu schimpfen! Man bemüht einen Eilboten,
bittet auch wirklich zu eilen, kitzelt mit der Fingerspitze die ausgestreckte
Riesenpranke des hünenhaften Postmeisters: Verehrtester, bitte, aus alter
Freundschaft, an Dankbarkeit soll es nicht fehlen... - doch er, anstatt seine
gut im Futter stehenden Schlittenhunde einzuspannen, schickt irgendwelche
Klepper los. Und hinter der Tundra kommt die Taiga. Wo es allenfalls über das
Eis der zugefrorenen Tunguska geht - falls sich zufällig einer auf den Weg
macht.
Es wäre
demnach nicht verwunderlich, wenn Ihr diese meine Botschaft mit Neuigkeiten
erst nach vielen Jahren erhieltet. Bei uns ist es gerade halb eins. Und dieses
mein Halbeins überträgt sich auf Euch. Im Übrigen hatte ich wohl bereits
mitgeteilt, dass hier - in all unserer Grenzenlosigkeit - mit der Zeit etwas
nicht stimmt.
Mein
Halbeins ist vollgestellt mit Bananenkisten. Unausgeräumt, noch vom Umzug her.
Sie stehen längs der Wand. Da hatte ich sie vorläufig hingestellt, für die
ersten Tage, um sie hernach auszupacken, und diese ersten Tage dehnten sich,
saugten ganze Jahreszeiten auf, den natürlichen Schneekreislauf und das Sirren
der Mücken.
Sie sind
für Umzüge wie geschaffen. Bei Denner bekam ich damals ein paar sehr gute mit.
Neulich aber nun benötigte ich etwas, ohne eine Vorstellung, in welcher es
steckte, musste also alles durchsuchen. Allen Kram: alte
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