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Schismatrix

Schismatrix

Titel: Schismatrix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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er sehr alt?«
    »Extrem alt. Noch älter sogar als ich.«
    »Oh. Tut mir leid.« Er hatte sie in Verlegenheit gebracht. »Ich werde dann jetzt gehen. Du und die Wandmutter, ihr müßt eine Menge zu bereden haben.« Sie drückte die Hand gegen die Wand in ihrem Rücken, drehte sich ihm aber dann noch einmal zu. »Danke, daß du mit mir gesprochen hast. So geduldig. Es ist eine große Auszeichnung für mich.« Aus der Wand hinter ihr stülpte sich ein fleischiger Tentakel vor. Der vorgewölbte Klumpen an seinem Ende griff nach ihrem Nacken. Sie hob die Haare beiseite und fügte den Stecker ein. Ihr Gesicht wurde schlaff.
    Die Knie sackten unter ihr weg, und sie sank langsam in der geringen Schwerkraft nach unten. Kitsune war online und fing sie auf, ehe sie den Boden berührte. Eine kurze Schüttellähmung von dem Feedback ließ den Körper kurz erbeben; dann streckte Kitsune den Körper aus und fuhr mit den Händen über die Arme. Das Gesicht gewann wieder Form; der Leib war ganz geschmeidige Grazie, elektrisch geladen mit einer alten wilden Lebendigkeit. Nur die Augen waren tot.
    »Hallo, Kitsune.«
    »Magst du diesen Körper, Darling?« Sie räkelte sich wohllüstig. »Nichts bringt einem die Erinnerungen angenehmer zurück, wie wenn man sich im Leib einer jungen Frau befindet. Wie nennst du dich denn gerade mal?«
    »Ich heiße Abélard Lindsay und bin Kanzler der Czarina-Kluster Kosmosity-Metasysteme, Abteilung Jupiter-Systeme.«
    »Und die Autorität der Lifesiders-Clique?«
    Lindsay lächelte. »Positionen in Privatclubs der Gesellschaft sind doch ohne rechtliche Bedeutung, Kitsune.«
    »Ach, die Position ist immerhin so mächtig, daß sie eine Abtrünnige und Überläuferin den ganzen weiten Weg von der Skimmers Union bis hierher zieht... Sie gibt an, ihr Name sei Vera Constantine. Und dieser Name bedeutet dir immerhin soviel, daß du dich herschleppst?«
    Lindsay zuckte die Achseln. »Du siehst doch, wie ich bin, Kitsune.«
    »Die Tochter deines alten Feindes? Und eine Congenetin einer schon ewig toten Frau, deren Namen mir grad nicht einfallen will?«
    »Vera Kelland.«
    »Wie gut du dich erinnerst. Genauer vielleicht gar als an unsere Beziehung?«
    »Wir hatten mehr als nur eine Beziehung, Kitsune. Ich erinnere mich an unsere Jugend im Zaibatsu, wenn auch leider nicht ganz so ausführlich, wie ich das gern möchte. Und ich kann mich an meine dreißig Jahre hier in Dembowska erinnern, als ich dich mir vom Leib gehalten habe, weil mich deine Art abstieß und ich mich nach meiner ehelichen Frau sehnte.«
    »Du hättest mir in keiner Gestalt und Form widerstehen können, wenn ich etwas mehr Druck dahintergesetzt hätte. In diesen Jahren damals, da trieb ich nur ein neckisches Spiel mit dir.«
    »Ich habe mich seither verändert. Heutzutage bedrängen mich ganz andere Probleme.«
    »Aber ich habe inzwischen eine bessere Gestalt. Ganz so wie die ursprüngliche.« Sie schüttelte den Mädchenkörper von dem Kimono frei. »Wollen wir - um der guten alten Zeiten willen - mal wieder eine Nummer schieben?«
    Lindsay trat zu dem Körper und strich mit seiner runzeligen Hand langsam und zögernd über die lange Flanke. »Das Ding ist sehr schön«, sagte er.
    »Es gehört dir«, sagte sie. »Hab deinen Spaß dran!«
    Lindsay seufzte. Er streifte mit den Fingern über den gegabelten Tentakelklumpen im Nacken des Mädchens. »Bei dem Duell mit Constantine hatte ich etwas wie das da implantiert. Bei der Übertragung durch die Drähte geht eine Menge verloren. Du kannst es gar nicht so fühlen, Kitsune. Nicht, wie du es damals gefühlt hast.«
    »Damals?« Sie lachte laut. Der Mund klappte auf, doch das Gesicht zeigte kaum Bewegung. »Ich habe diese Grenzen dermaßen lang hinter mir gelassen, daß ich sie vergessen habe.«
    »Schon gut, Kitsune. Auch ich kann nicht mehr auf die gleiche Weise fühlen.« Er trat zurück und setzte sich auf den Fußboden. »Falls es dich irgendwie tröstet, ich empfinde noch immer etwas für dich. Trotz der vielen Zeit und der vielen Wandlungen. Ich könnte es nicht mit einem Namen bezeichnen. Aber schließlich, das zwischen uns beiden brauchte ja nie einen Namen und hatte auch nie einen.«
    Sie hob den ärmellosen Kimono auf. »Leute, die ihre Zeit damit vergeuden, Dinge zu benennen, haben nie Zeit genug zum Leben.«
    Dann vergingen ein paar Augenblicke in freundschaftlichem Schweigen. Sie zog das Gewand an und setzte sich ihm gegenüber. »Wie geht es Michael Carnassus?« fragte er

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