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Schismatrix

Schismatrix

Titel: Schismatrix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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meinst, irgendwie rauf in die Free-Fall-Zone gehen.«
    »Ja. Genau. Wir werden einen Aerostat bauen, eine gewaltige geodätische Blase, luftdicht. Wir starten das Ding von der Landeplattform und verankern es droben mit Geitauen oder so was. Ein Theater müßtest du doch sowieso bauen, oder? Also kannst du das doch genausogut mitten in die Luft hängen, wo dann alle auch was sehen können.«
    »Natürlich«, sagte Lindsay. Und während er sich mit der Vorstellung befreundete, begann er zu lächeln. »Wir könnten es mit unserem Truppenabzeichen und mit Spruch-Logos verzieren.«
    »Banner runterhängen lassen.«
    »Innen Eintrittskarten verkaufen. Karten und Anteilaktien.« Er lachte laut auf. »Und ich weiß sogar schon, wer mir den Mist konstruiert.«
    »Wir brauchen einen Namen«, sagte Ryumin. »Nennen wir es doch ... die Kabuki-Blase! «
    »Nur Die Blase! « sagte Lindsay und klatschte die Hände auf den Boden. »Was denn sonst?«
    Ryumin lächelte und rollte sich eine neue Zigarette.
    »He, du«, sagte Lindsay. »Laß mich das Zeug mal probieren.«
    In Anbetracht der Tatsache, daß die Nation im gesamten Verlauf ihrer Geschichte ihre Bürger stets bereit fand, sich neuen Herausforderungen zu stellen; und
    In Anbetracht der Tatsache, daß der Außenminister unserer Nation, Lin Dze, das Bedürfnis nach aeronautischen Fachkräften zum Ausdruck brachte, welche unser Volk in hervorragendem Maße bereitzustellen in der Lage ist; und In Anbetracht des Angebotes seitens des Ministers Dze, in seiner Funktion als rechtlicher Repräsentant von Kabuki Intrasolar, einer autonomen juristischen Körperschaft, unserer Nation für ihre Bemühungen ein großzügiges Kontingent von Gesellschafteraktien der besagten Kabuki Intrasolar zu überschreiben;
    Wird hiermit durch das Hohe Parlament der Volksvertreter in der Fortuna Miner's Democracy beschlußkräftig entschieden - unter Konsens seitens des Hohen Senats -, daß unsere Nation -
Die Kabuki-Blase und
Das Publikumsauditorium konstruieren wird;
die Werbe- und Absatzmöglichkeiten für Kabuki-Aktien nachdrücklich begünstigen und ihren Verkauf fördern wird;
und ihren rechtlichen und den Schutz ihrer physischen Machtmittel zugunsten aller Angehörigen und Angestellten und jeglicher Besitztümer der obgenannten Kabuki Intrasolar einsetzen wird.
     
    »Hervorragend«, sagte Lindsay. Er setzte seine Paraphe unter den Staatsvertrag und stopfte das Fortunatische Staatssigel in seine Diplomatentasche. »Es bedeutet wirklich eine gewaltige Beruhigung für mich zu wissen, daß die FMD sich der Sicherheitsmaßnahmen annehmen wird.«
    »Ach, Mann, das ist doch klar, der reinste Spaß für uns«, sagte der Präsident. »Jeder von unsern Diplomärschen, der das braucht, kann sicher sein, daß er eine vierundzwanzigstündige Leibwache kriegt. Ganz besonders wenn er sich zur Geisha Bank hinüberbemüht, falls du mich verstehst.«
    »Laßt erst mal diesen Beschluß kopieren und im Zaibatsu veröffentlichen«, sagte Lindsay. »Das dürfte an die zehn Punkt Hausse auf dem Aktienmarkt bringen.« Dann blickte er dem Präsidenten sehr ernst in die Augen. »Aber werdet nicht zu gierig. Wenn der Kurs auf einhundertfünfzig hochsteigt, dann fangt langsam an, eure Anteile abzustoßen. Und sorgt dafür, daß euer Schiff startklar ist - für einen ziemlich abrupten Abflug.«
    Der Präsident blinzelte ihm zu. »Keine Sorge. Wir hocken schließlich nicht bloß auf unserm Hintern rum. Wir sind dabei, einen Klasse-Auftrag von einem Mech-Kartell rüberzureißen. So 'ne Leibwächtersache, das ist ja nicht übel, aber das Volk wird eben doch leicht unruhig. Wenn unsere Red Consensus wieder tiptop in Ordnung und startklar ist, dann ist für uns der Moment gekommen, zuzuschlagen und uns den Wanst vollzuschlagen.«
     
    THE MARE TRANQUILLITATIS PEOPLE'S
    CIRCUMLUNAR
    ZAIBATSU: 13-3-'16
     
    Lindsay schlief den Schlaf der Erschöpfung. Als Kopfkissen hatte er sein Diplomatentäschchen. Durch die Blindglastüren drang künstliches Morgenlicht. Kitsune saß gedankenversunken da und spielte leise mit den Tasten ihres Synthesizer-Keyboards.
    Ihre Kunst war schon vor langem weit über die Beschränkung bloßer technischer Perfektion hinausgewachsen. Sie besaß die Qualität der Verschmelzung und Mitteilung, wie sie nur einer aus den Tiefen der Intuition entspringenden Kunst eigen ist. Mit ihrem Synthesizer konnte sie jedes Instrument imitieren - und übertreffen: das Klangprofil zu nackten Wellengestalten hochreißen und

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