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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & William Rotsler
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werfen konnten. Polizisten in Zivil streiften durch die Menge, achteten auf Handgranaten und Schußwaffen, Radios im Ohr, mit wachsamen, ruhelos schweifenden Augen. Die Pillen, die Murray eingenommen hatte, begannen jetzt zu wirken. Er bekam glänzende Augen. Die Limousine hielt beim Südportal. Oben, auf dem Truman-Balkon, sah er etwas, was er nie zu sehen gedacht hatte: Sandsäcke und Maschinengewehre. Raketenwerfer, ausgesuchte Scharfschützen an Gewehren, Funker mit taktischem Nachrichtengerät waren auf dem Dach.
    Das Weiße Haus im Belagerungszustand.
    Murray stieg aus und ging eilig in den Diplomaten-Empfangssaal, wo er von Steve Banning, dem Präsidial-Pressesekretär, begrüßt wurde.
    Auch er hatte glänzende Augen und abgehackte Bewegungen, wie man sie bekommt, wenn man sich durch Stimulantien aufrechterhält.
    »Ist es wahr, Myron?«
    Myron nickte. »Kalinin ist verschwunden. Seit Stunden sieht und hört man nichts mehr von ihm. Im Pentagon ist man überzeugt, daß er liquidiert worden ist – wäre nicht das erste Staatsoberhaupt, dem das passierte –, aber der CIA denkt, er sitzt in irgendeinem Versteck im Ural.«
    Sie schritten miteinander den Korridor im Erdgeschoß entlang bis zu den Lifts. »Was macht …«
    Banning zuckte die Achseln. »Immer noch entschlossen, es hier durchzustehen, verdammt!« Er verzog das Gesicht.
    Murray grinste müde. »Ja, ja – ganz Ihrer Meinung. Wenn man nach Westen auswiche, wäre man die da los.« Mit einer Armbewegung wies er auf die Massen, die anscheinend Tag und Nacht nicht von der Stelle wichen, nur daß die Individuen von Zeit zu Zeit wechselten. »Ich weiß nicht, was zum Teufel die von uns wollen. Wir tun doch alles, was wir können.«
    Banning drückte auf den Liftknopf. »Wir sind das Mirakel-Haus, Sie wissen es ja, Myron. Hier können alle Probleme gelöst werden. Sogar Schiwa.«
    »Hm. Na, wie geht’s?« fragte er den postenstehenden Marine-Infanteristen.
    »Bestens, Sir!«
    »Möchten wohl auch lieber woanders sein, wie?«
    Der junge Mann tat schockiert. »Nein, Sir!« erwiderte er mißbilligend. »Hier werde ich gebraucht.« Er deutete mit dem Kinn nach draußen. »Die werden ganz unangenehm.«
    »Und Sie sind abwehrbereit?« Die Lifttür ging auf.
    »Jawohl, Sir, selbstverständlich.« Er grinste flüchtig, wodurch er noch jünger wirkte. »Marine-Infanterie ist immer kampfbereit, das wissen Sie doch.«
    Mit einem trüben Lächeln klopfte Murray dem blauuniformierten Soldaten auf die Schulter und trat in die Liftkabine. Banning drückte auf einen Knopf. »Er ist immer noch im Familientrakt.« Sie wechselten Blicke, und Banning zuckte die Achseln. »Ja, ja, immer noch.«
    Als sich die Lifttür in der obersten Etage öffnete, hörten sie bereits das Banjo. Murray ging hinter Banning her zum Wohntrakt des Weißen Hauses. In der Halle befanden sich eine Anzahl Soldaten und die Männer vom Secret Service, wie immer in grauen Anzügen. Die Sicherheitsvorkehrungen an der Tür waren streng, was Murray einerseits beruhigte, andererseits traurig stimmte. Seit der Verkündung des Schiwa-Planes war siebzehnmal versucht worden, Knowles umzubringen. Ein Hubschrauber war vom Dache der Schatzmeisterei aus von einer Rakete mit Wärmesucher abgeschossen worden, doch der Präsident war nicht darin gewesen. An die Familie und die Regierung des Premierministers von Kanada, der sich auch unter den Insassen befand, hatte man Beileidstelegramme geschickt, aber bei den Unruhen im Lande waren sie verspätet zugestellt worden.
    Im Familientrakt hörte man das Banjo noch lauter. Steve Banning deutete auf den Salon, und Murray trat ein, während Steve draußen blieb, um mit Grace Price zu reden.
    John Caleb Knowles saß auf einem Stuhl vor dem Kamin, ein Bein übergeschlagen, seine Finger flogen über die Banjosaiten, er hatte den Kopf zurückgelehnt, die Augen geschlossen. Er lächelte.
    Barbara sah von ihrer Couch auf und lächelte Murray zu, dann bedeutete sie ihm, neben ihr Platz zu nehmen. Sie trug einen langen schimmernden Kaftan, der sich eng an ihren Körper schmiegte. Tatsächlich zum erstenmal bemerkte er, wie sinnlich sie wirkte. Oder vielleicht war es nur die Art, wie sie dasaß, mit untergeschlagenen Beinen und offenem Haar. Er setzte sich neben sie und dankte mit einem Kopfschütteln für den Drink, den sie ihm wortlos anbot.
    Knowles beendete sein Spiel mit einem schwungvollen Finale, öffnete die Augen und sah Barbara an. »Da! Mein Onkel Abraham hat mich gelehrt

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