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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & William Rotsler
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Sie sind die Vergangenheit. Wir sind die Neuen! Sie sind die Alten, die Müden, die Verbrauchten, die Korrupten!« Das respondierende Brüllen überflutete ihn wie eine Gezeitenwelle. Er senkte die Hände wieder, um seine Rede mit Gesten zu unterstreichen. »Grundsätzlich ist es heute, in diesem Lande, vor der ganzen Welt unleugbar, daß sich unsere Regierung Gott in den Weg stellt. Anders kann man es nicht ansehen. So unglaublich es ist, diese Politiker in Washington beabsichtigen, unsere Substanz sinnlos zu verschleudern.« Er hielt inne, damit die Menge ihren Gefühlen wiederum Luft machen konnte. »Sogar noch jetzt nehmen sie unsere kostbaren natürlichen Hilfsquellen, unsere besten Köpfe, unsere geschicktesten Arbeiter in Anspruch, um ein natürliches Geschehen aufzuhalten, das nicht aufzuhalten ist. « Ehe die Menge darauf reagieren konnte, donnerte er weiter: » Das auch nicht aufgehalten werden darf! Das nicht aufgehalten werden wird! « Das Gebrüll der Massen schlug über ihm zusammen. »Das ist so sicher wie die Gesetze des Universums, die von Gott eingesetzt sind, dem Schöpfer aller Dinge, dem unendlichen, ewigen Gott der Schöpfung!«
    Er hielt inne, ließ die Menge sich austoben, den Rhythmus abebben. Dann hob er wieder an, leiser, gehaltener. »Wie ihr wißt, sagen die Gelehrten: zwei Naturgesetze bringen Schiwa zur Erde herab. Das eine ist das Gesetz der universalen Schwerkraft. Na prima!« lächelte er. »Aber das zweite – manche von euch kennen es vielleicht unter der Formel K=f•m –, das hat einen anderen Namen. Newtons Gesetz nennen sie es! Als hätte jemand namens Newton dieses Gesetz gemacht!« Wieder das tiefe, leise, fast gemütliche Lachen, auch unter den Zuhörern. »Und ist das nicht typisch, meine Freunde? Vollkommen, vorhersehbar typisch? Das Gesetz hat nicht ein gewisser Mr. Newton gemacht, sondern Gott!« Zum Satzende hob er die Stimme wieder, und ein keuchender Seufzer schwebte über den Hügeln.
    »Jedoch die Wissenschaftler bestehen darauf, diese heiligen Kräfte nach jenen Männern zu benennen, die zufällig zuerst darüber gestolpert sind.« Er wandte sich zu einem anderen Quadranten des Massenauditoriums, machte eine Geste; seine Stimme klang wieder natürlich und sachlich. »Wenn ihr darüber nachdenkt, seht ihr, daß sogar die Art und Weise, wie sie über diese Dinge reden, voll schierer Arroganz ist.«
    Jetzt war es Zeit, daß er seinen Zuhörern wieder etwas Positives bot.
    »Denn, wie wir alle wissen, kommen Schmerz, Schrecken und Verzweiflung dieser letzten Jahre, schon bevor wir etwas von Schiwa wußten, vom Menschen. Nicht von Gott! Vom Menschen!« Er wälzte sich im Bad der Töne, das heiße Scheinwerferlicht prickelte auf seiner Gesichtshaut. »Unser Irrtum lag darin, daß wir den Menschen vor Gott gesetzt haben. Daß wir den natürlichen Prozeß vergessen haben. Daß wir uns über die ökologische Ganzheit gestellt haben, in die wir eingebettet sind. Ist es also zu verwundern, daß wir unbefriedigt sind von unseren vollgestopften Städten, die in ihrem eigenen Unrat zum Himmel stinken? Daß sich Bruder gegen Bruder wendet? Und daß die Kriminalität ansteigt, immer tiefgreifender, immer vielfältiger wird? Und daß die Ehescheidung Mann und Frau, Kinder und Eltern auseinanderreißt? Gott hat uns nicht geschaffen für diese monströsen Städte, diese Autobahnen, diesen Smog, für verschmutzte Luft, verschmutztes Wasser, vergiftete Lebensmittel!«
    Bruder Gabriel wandte sich den Scheinwerfern zu. »Was wir brauchen – was wir unbedingt haben müssen –, ist eine Einstellung zu Schiwa, die dem Willen Gottes entspricht. Es ist ein natürliches Ereignis. Begrüßen wir es auf natürliche Weise, Brüder und Schwestern!« Er hielt inne, spürte die stummen wartenden Massen, ließ ihre innere Anspannung sich aufbauen. »Und wir fragen uns: Was ist dem Menschen naturgemäß?« Schweigend wandte er den Kopf hin und her, als erwarte er eine Antwort. »Wir alle wissen die Antwort: die guten Dinge! Mutter, Vater, Schwester, Bruder. Unsere Familie. Und unser Heim. Die Heimstätte, der Sitz der alten Bräuche, der Dinge, die wir lieben, der Sicherheit, die der Mensch einst besaß! Wir müssen wieder lernen, uns auf diese natürlichen, menschlichen Dinge zu verlassen, die nach menschlichem Maß und nach menschlichen Bedürfnissen zugeschnitten sind. Nicht auf Raketenschiffe. Nicht auf Elektronik. Nicht auf Kompliziertheit und Redundanz und die unmenschliche Großindustrie.

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