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Schizophrenie ist scheiße, Mama!: Vom Leben mit meiner psychisch erkrankten Tochter (German Edition)

Schizophrenie ist scheiße, Mama!: Vom Leben mit meiner psychisch erkrankten Tochter (German Edition)

Titel: Schizophrenie ist scheiße, Mama!: Vom Leben mit meiner psychisch erkrankten Tochter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Berg-Peer
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passieren, das nicht bereits passiert ist, sage ich mir. Und was kann ich verhindern, egal ob ich 1500 oder 4 Kilometer entfernt bin? Mein Traum ist es, langsam durch Deutschland nach Frankreich zu fahren, anzuhalten, wann immer ich nicht weiterfahren möchte und ein schönes Gasthaus finde. Im Süden Frankreichs werde ich drei Wochen in einer malerischen Kleinstadt verbringen. Ich habe eine Wohnung in einem alten Haus gefunden, mit herrlichen großen Zimmern und einer Terrasse mit Blick auf den Marktplatz. Meine Freude ist groß. Ich werde selbst kochen und freue mich auf die frischen Gemüse, auf Tomaten, Auberginen und Courgettes vom Markt, selbstgemachte Patée, Dijon-Senf, die kleinen sauren Cornichons und den Wein der Region.

    Ich genieße die friedliche Atmosphäre am Frühstückstisch. Es kommt mir so vor, als ob ich nach einem Orkan in eine sanfte, freundliche Brise geraten sei. Mein Handy klingelt. Ich überlege, ob ich es ignorieren soll, aber Friederike nickt mir zu, ich solle ruhig drangehen, vielleicht ist es Lena. Aber ich werde von einer männlichen Stimme begrüßt. »Guten Tag, Frau Berg-Peer, hier ist die Polizei. Ich stehe gerade vor der Tür Ihrer Tochter.« Mir stockt der Atem. »Bekommen Sie keinen Schreck«, sagt die männliche Stimme. »Es ist alles in Ordnung. Die Nachbarn haben uns gerufen, weil es Ihrer Tochter wohl nicht gutgeht. Sie öffnet aber nicht. Und wir haben jetzt keinen Schlüssel.« Schon bei seinen ersten Worten fange ich an zu heulen. »Bitte nicht weinen«, sagt der nette Polizist. »Ich kann weinende Frauen nicht aushalten.« Aufgelöst verspreche ich ihm, dass eine Freundin Lenas Wohnungsschlüssel vorbeibringen wird. Mein einziger Gedanke ist, dass ich sofort zurückfahren muss.
    »Was wird denn die Polizei jetzt machen, wenn sie in Lenas Wohnung kommt?«, fragt Andreas vernünftig.
    »Ich weiß es nicht, ich denke, dass sie ins Krankenhaus gebracht wird.«
    »Dann ist sie doch gut aufgehoben, dann musst du doch nicht gleich zurück. Du hast dich doch so auf Frankreich gefreut.« Ich weiß, dass er recht hat, aber ich bringe es nicht fertig, gemütlich und entspannt in Urlaub zu fahren, wenn ich weiß, dass Lena von der Polizei ins Krankenhaus gebracht wird. Das kann ich nicht. Ich packe schnell und trage meinen Koffer zum Auto.
    Der Polizist ruft wieder an. »Alles hat gut geklappt, Frau Berg-Peer. Ihre Tochter ist ja eine ganz Nette. Meine Kollegin und ich rauchen hier gerade gemütlich eine Zigarette mit ihr. Ich habe sogar mein Päckchen Zigaretten geopfert, sie hatte keine mehr. Meine Kollegin hilft ihr dabei, ein paar Sachen für die Klinik zu packen und dann fahren wir ins Krankenhaus. Da können Sie Ihre Tochter besuchen. Machen Sie sich keine Sorgen, wir kümmern uns gut um sie.« Er hat es tatsächlich fertiggebracht, mich zu beruhigen. Ich bin überrascht, dass er so gut mit der Situation umgeht. Ich hatte an Zwang und an Handschellen, an Gebrüll und Unfreundlichkeit gedacht. Vielleicht haben diese Polizisten eine Weiterbildung in Deeskalation absolviert. Wie auch immer, ich bin ihnen unendlich dankbar.
    Zurück in Berlin, fahre ich sofort zu Lena. Das Krankenhaus ist neu für mich. Ich muss lange vor der verschlossenen Stationstür warten, bis eine Schwester, die mich vom Schwesternzimmer aus sehen kann, die Tür aufschließt. Zu wem ich wolle, werde ich wenig freundlich gefragt. Ich nenne Lenas Namen. Ohne eine Miene zu verziehen, sagt sie die Zimmernummer und verschwindet wieder im Schwesternzimmer.
    Ich erkenne sofort, welches Bett Lena gehört, als ich das Zimmer betrete. Lena ist nicht da, nur eine etwa vierzigjährige afrikanische Frau sitzt an einem Tisch vor dem Fenster und kramt in einem Stapel alter Zeitschriften. Dabei murmelt sie wütend vor sich hin. Sie wirft mir einen mürrischen Blick zu und raschelt und murmelt weiter. Ich bin beunruhigt und frage mich, ob es gut für Lena ist, mit dieser unfreundlichen Frau ein Zimmer zu teilen. Auf einem der Betten liegen Stapel von schmutzigen Pullovern und T-Shirts. Auf dem Nachttisch ein Teller beladen mit eingeschweißter Butter, Nutella, Leberwurst, Marmelade und Frischkäse. Ich kenne das, Lena hat wieder stärkere Tabletten bekommen, weshalb sie unentwegt von Hunger gequält wird. Angebissene vertrocknete Brötchen liegen zwischen der Unterwäsche auf dem Bett, Tabakkrümel finden sich auf Wäsche, Frühstücksteller und Fußboden. Es ist ein hässliches Zimmer, nicht nur wegen Lenas Unordnung.

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