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Schlachthof 5

Schlachthof 5

Titel: Schlachthof 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Vonnegut
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nur ein paar von den Vitaminen und Salzen, die jeder Erdbewohner nötig hat.
    Campbell bot jetzt den Amerikanern Essen — Steaks mit Kartoffelbrei, Bratensauce und Fleischpastete — an, wenn sie in das amerikanische Freikorps einträten. »Sobald die Russen geschlagen sind « , fuhr, er fort, »werdet ihr über die Schweiz in eure Heimat entlassen werden. «
    Es kam keine Antwort.
    »Früher oder später werdet ihr gegen die Kommunisten kämpfen müssen « , erklärte Campbell. »Warum das nicht gleich hinter sich bringen? «

    Und dann stellte sich heraus, daß Campbell schließlich nicht ohne eine Antwort weggehen wollte. Der arme, alte Derby, der dem Untergang geweihte Hochschullehrer, rappelte sich zu dem vielleicht schönsten Augenblick seines Lebens auf die Beine. Es gibt fast keine Charaktere und fast keine dramatischen Gegenüberstellungen in dieser Erzählung, weil die meisten Leute in ihr so angeekelt und so sehr das teilnahmslose Spielzeug von gewaltigen Kräften sind.
    Eine der Hauptwirkungen des Krieges ist schließlich, daß die Menschen entmutigt werden, Eigenpersönlichkeiten zu sein. Aber der alte Derby war jetzt eine solche Eigenpersönlichkeit.
    Seine Haltung war die eines von Faustschlägen aufgeputschten Kämpfers. Er hielt den Kopf gesenkt.  Seine Fäuste waren vorgestreckt, warteten auf die Belehrung und den Schlachtplan. Derby hob den Kopf, nannte Campbell eine Schlange. Er verbesserte das. Er sagte, Schlangen könnten nichts dafür, daß sie Schlangen waren, und Campbell, der anders hätte sein können, als was er war, sei etwas viel Niedrigeres als eine Schlange oder eine Ratte — oder sogar eine mit Blut vollgesogene Zecke.
    Campbell lächelte.
    Derby sprach eindrucksvoll von der amerikanischen Regierungsform, mit Freiheit, Gerechtigkeit, Möglichkeiten und ehrlichem Spiel für alle. Er sagte, dort gebe es keinen Menschen, der nicht freudig für diese Ideale sterben würde.
    Er sprach von der Brüderlichkeit zwischen dem amerikanischen und dem russischen Volk und wie diese zwei Nationen die Seuche des Nazismus, welche die ganze Welt anstecken wollte, austilgen würden.
    Die Alarmsirenen von Dresden heulten traurig.

    Die Amerikaner, ihre Bewachungsmannschaften und Campbell suchten Schutz in einem hallenden Fleischkellergewölbe, das man in den lebenden Felsen unter dem Schlachthof gegraben hatte. Es gab eine eiserne Treppe mit eisernen Türen oben und unten.
    Unten im Keller hingen ein paar Rinder, Schafe, Schweine und Pferde von den Fleischerhaken. So geht das.
     
    Der Keller hatte leere Haken für noch Tausende mehr. Hier war es auf Grund der Umstände kühl. Es gab keine Kühlanlage. Kerzenlicht brannte.  Der Keller war weiß getüncht und roch nach Karbol. An einer Wand standen Bänke. Die Amerikaner gingen zu ihnen hin und wischten Spritzer von Tünche weg, bevor sie sich setzten.
    Howard W. Campbell jr. blieb ebenso wie die Wachen stehen. Er unterhielt sich mit den Wachen in vorzüglichem Deutsch. Er hatte seinerzeit viele beliebte deutsche Theaterstücke und Gedichte geschrieben und eine berühmte deutsche Schauspielerin namens Resi North geheiratet. Sie war jetzt tot, war ums Leben gekommen, während sie in einem Fronttheater auf der Krim für die Wehrmacht spielte. So geht das.
     
    Nichts ereignete sich in dieser Nacht. Erst in der nächsten Nacht mußten etwa hundertdreißigtausend Menschen in Dresden sterben. So geht das.
     
    Billy döste in dem Fleischkeller vor sich hin. Er fand sich wieder Wort für Wort, Geste um Geste in den Streit mit seiner Tochter verwickelt, womit diese Geschichte begann.
    »Vater « , sagte sie, »was sollen wir nur mit dir machen? « und so weiter. »Weißt du, wen ich einfach umbringen könnte? «
    »Wen könntest du umbringen? « fragte Billy.
    »Diesen Kilgore Trout. «
    Kilgore Trout war und ist bekanntlich der Verfasser von Science Fiction. Billy hat nicht nur Dutzende von Trouts Büchern gelesen — sondern ist auch Trouts Freund geworden, soweit man überhaupt mit Trout befreundet sein kann, der ein verbitterter Mensch ist.
    Trout wohnt in einer gemieteten Kellergeschoßwohnung in Ilium, ungefähr drei Kilometer von Billys hübschem weißem Heim entfernt. Er hat selbst keine Ahnung, wie viele Romane er geschrieben hat — möglicherweise fünfundsiebzig von den Schmökern.  Nicht einer davon hat Geld eingebracht. Daher hält Trout als Vertriebsleiter der Ilium Gazette notdürftig Leib und Seele zusammen, überwacht die

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