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Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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beigetragen. Mein
Gott, war das komisch.«
    Ames machte diese Bemerkung automatisch
und zeigte keine Neigung, noch einen Lachanfall zu bekommen. Shandy konnte
verstehen, wieso.
    »Wie bist du mit Ottermole
zurechtgekommen?«
    »Ganz gut, denke ich. Er stellte mir
eine Menge blöder Fragen, wann ich sie das letzte Mal gesehen habe und so
weiter. Glaubte anscheinend, daß ich geistig behindert bin, weil ich es ihm
nicht sagen konnte. Aber, verdammt noch mal, so hat Jemima eben gewirkt. Sie
fegte herein und zog sich um oder schnappte sich einen Korb voll Gerümpel für
diese Stände, ging wieder auf die Jagd und blieb, bis der letzte Schuß gefallen
war und der Rauch sich verzogen hatte. Wir haben getrennte Zimmer, seit die
Kinder ausgezogen sind, woher zum Teufel sollte ich wissen, ob sie zum Schlafen
heimgekommen ist? Fragte mich, ob das Bett gemacht war. Hier hat seit
siebenunddreißig Jahren keiner mehr ein Bett gemacht. Gut, das ist vielleicht
ein bißchen übertrieben. Ich nehme an, sie hat ab und zu das Bettzeug
gewechselt, aber du kannst deine süße Alice darauf wetten, daß sie es nicht
während der Lichterwoche getan hat. Willst du einen Drink?«
    »Ich möchte behaupten, daß ich einen
brauchen kann. Ich wollte vorschlagen, daß wir rüber in die Mensa gehen.«
    Ames schnaubte. »Du hörst dich an wie
Jemima. >Wenn du essen willst, gehst du besser zum College hoch. Ich habe
Wichtigeres zu tun, als in der Küche herumzustehen.< Natürlich hat sie einen
ganzen Tag damit verbracht, diese verdammten, blöden Kokosfladen für den
Plätzchenverkauf zu backen. Ich habe nie gewußt, wieso sie alle Arbeiten
erledigen konnte außer den eigenen. Also, wo zum Teufel hat sie den Whisky
hingetan?«
    Er zog ab und suchte nach einer
Flasche, die ebensogut leer sein konnte, wenn er sie je finden würde. Shandy
bot nicht an, ihm zu helfen. Er hoffte nur, Tim würde der Jagd bald müde und
sie kämen hier heraus. Die schreckliche Unordnung im Haus der Ames hatte ihn
immer deprimiert, aber jetzt, ohne Jemimas tatsächliche oder drohende ungestüme
Präsenz, schien es noch toter.
    Konnte es wirklich sein, daß er diese
Frau vermißte? Er nahm an, es sei möglich. Tim hatte gesagt: »Ich mochte sie
nicht, aber ich habe sie gewissermaßen geliebt.« Das war mehr oder weniger, wie
er selbst zu ihr gestanden hatte; sicherlich weder Liebe noch Freundschaft,
aber die widerwillige Zuneigung, die man für langweilige, aber wohlmeinende
Verwandte hegt.
    Wunderbarerweise schaffte es Tim nicht
nur, den Whisky aufzutreiben, sondern auch einige saubere Gläser. Shandy tat
so, als sei er froh, den Drink zu bekommen, weil der alte Tim so erfreut war,
daß ihm dieser Versuch in Haushaltsführung gelungen war. Wie in Gottes Namen
würde er hier je alleine zurechtkommen?
    »Hast du die Kinder angerufen?« fragte
er.
    »Hab’ das Ozeanographische Institut
angerufen, um zu erfahren, ob ich Roy irgendwie erwischen kann. Sie sagen, er
ist noch auf See, unterwegs zur Ross Bay. Sie werden dem Schiff ein Telegramm
schicken. Das ist alles, was sie im Moment tun können. Später werden sie
versuchen, eine Art Funkverbindung herzustellen, so daß ich mit ihm am
Stützpunkt sprechen kann.«
    »Gut. Und Jemmy?«
    »Sie glaubt nicht, daß der Arzt sie
herkommen lassen wird. Das Baby ist in ein paar Tagen fällig. Jemima wollte
hinfliegen. Hatte schon das Ticket gekauft. Jemmy konnte nur sagen: >Jetzt
kann Mami nicht bei mir sein.< Ich dachte nicht, daß sie es so schwer nimmt.
Nehme an, es ist schon ein Schock, am anderen Ende des Kontinents zu sein ohne
einen von ihren eigenen Leuten dabei.«
    »Warum fährst du nicht mit Jemimas Ticket?«
    »Wie? Ich? Was zur Hölle könnte ich
tun?«
    »Du könntest bei ihr sein.«
    »Was auch immer das wert ist.«
    »Es ist vielleicht mehr wert, als du
glaubst, Tim. Warum rufst du sie nicht an und schlägst es ihr vor?«
    »Ich wüßte nicht mal, was ich ihr sagen
soll.«
    »Sag, du kommst, sobald die Beerdigung
vorbei ist, wenn sie will.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann bleibst du hier.«
    »So hört es sich einfach an.«
    »Warum auch nicht? Sie ist deine eigene
Tochter, oder?«
    »Oh ja, ohne Zweifel.« Ein Lächeln
huschte über das Gnomengesicht. »Jemima hatte ihre Fehler, aber das war keiner
davon. In Ordnung, Pete, wenn du es sagst.«
    »Soll ich dir helfen, die Leitung zu
bekommen?«
    »Nein danke, ich komme zurecht.«
    Ames stellte sein Glas ab und ging
dahin, wo das Telefon sein mußte. Shandy blieb, wo er war.

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