Schlaf in himmlischer Ruh
Er wollte nicht die
gekränkte Stimme seines Freundes hören, falls Jemmy absagte.
Offenbar tat sie es nicht. Ames kam
zurück und sah schafsgesichtig, aber glücklich aus.
»Sie ist hocherfreut. Hat mir gesagt,
wann das Flugzeug abfliegt, und sagt, ich soll bloß kommen, weil Dave sich
freinimmt, um mich abzuholen. Gibt gleich den Ton an, genau wie ihre Mutter.«
»Das freut mich, Tim«, sagte Shandy mit
Nachdruck. »Das wird eine große Sache für euch beide. Ich kann ein Auge auf das
Haus werfen, während du weg bist.«
»Zur Hölle, das hat sie auch geregelt.
Irgendeine von Daves Tanten, ein spätes Mädchen, war da und brachte ihr ihre
Pflanzen. Sie hat gerade ihren Job verloren oder so und wollte die Stadt
sowieso verlassen, so daß Jemmy die schlaue Idee hatte, sie herzuschicken, um
mein Haus zu versorgen.«
»Warum auch nicht? Wahrscheinlich wirst
du sie nicht lange zwischen den Füßen haben. In Balaclava Junction gibt es
nichts, was eine Frau lange hält, falls sie nicht beschließt, dich zu heiraten
oder Jemimas Job bei der Sammlung Buggins zu übernehmen.«
Das letzte war eine besonders häßliche
Bemerkung, und es tat Shandy sofort leid, daß er es gesagt hatte, aber Tim
wußte genau, was für ein Dorn im Auge ihm die Sammlung Buggins immer gewesen
war.
Damals in den 20er Jahren hatte ein
entfernter Verwandter des Gründers Anstoß daran genommen, daß Balaclava Buggins
seinen Vornamen seinem Nachnamen vorgezogen hatte. Um den Familiennamen im
College zu verewigen, vermachte er seine persönliche Bibliothek der Institution
— mit der Klausel, daß sie separat untergebracht und Sammlung Buggins genannt
würde.
Da er nur eine kleine Summe zur Pflege
der Sammlung hinterlassen hatte und da die Bücher nichts mit Landwirtschaft zu
tun hatten, wurden sie in einem Raum hinten im Bibliotheksgebäude abgeladen und
eingeschlossen, bis jemand beschließen sollte, sie in Ordnung zu bringen.
Das College wuchs. Der Bibliothekar
bekam mehr zu tun. Die Sammlung Buggins verstaubte. Ab und zu schloß jemand die
Tür auf, nieste ein paarmal, schüttelte den Kopf und schloß sie wieder zu. Die
Bücher konnten nicht ausgeliehen oder auch nur eingesehen werden, weil sie
nicht katalogisiert waren. Niemand kümmerte sich darum, weil sie sowieso
niemand lesen wollte, bis Peter Shandy der Fakultät beitrat.
Professor Shandy hatte einen
vergnüglichen Altherren-Geschmack für Verse — im Gegensatz zur Lyrik. Er war
mit Macaulay, Joel Barlow und John G. Saxe aufgewachsen. Er konnte nie »Jim
Bludsoe of the Prairie Belle« lesen, ohne über jene unsterblichen Zeilen »I’ll
hold her nozzle agin the bank / Till the last galoot’s ashore« in Gelächter
auszubrechen. Er konnte »The Dinkey Bird goes singing / In the amfalula tree«
aufsagen, obwohl er es nicht mehr getan hatte, seit Alice erwachsen war.
Er dachte an die gereimten Schätze, die
unter diesen spinnbewebten Haufen schlummern mußten, und wünschte bei Gott,
jemand würde aktiv werden und sie in Ordnung bringen. Gerne hätte er es in
seiner Freizeit selbst getan, aber der Bibliothekar Porble überließ niemals
jemandem den Schlüssel zum Buggins-Raum, weil die Bücher nicht verliehen werden
konnten, da sie nicht katalogisiert waren, und es war gegen die
Bibliotheksvorschriften, daß Unbefugte dort hineingingen und herumwühlten.
Also begann Shandy, als die feste
Anstellung ihn mutig gemacht hatte, auf den Fakultätssitzungen zu intonieren:
»Wir sollten etwas mit der Sammlung Buggins machen.« Zuerst war es witzig, dann
wurde es langweilig. Nichts passierte, bis er tat, was er von vornherein hätte
tun sollen, und auf einer Cocktailparty Mrs. Svenson sein Anliegen vortrug.
Jemima Ames, die eine Vorliebe dafür hatte, zur unpassendsten Zeit am falschen
Ort aufzutauchen, hatte gelauscht und bot sich sofort als Hilfsbibliothekarin
für die Sammlung Buggins an.
Sieglinde Svenson kannte Mrs. Ames als
unermüdliche Arbeiterin für die Sache des Colleges. Sie sprach mit Thorkjeld.
Präsident Svenson wußte, daß im Buggins-Fond Geld lag, das nicht für
irgendeinen nützlicheren Zweck angetastet werden konnte. Er wußte nichts von
Mrs. Ames totaler Unfähigkeit, bei irgendeiner Sache zu bleiben, bei der sie
wirklich bleiben sollte, und stellte sie ein.
Zum Zeitpunkt ihres Ablebens hatte
Jemima den Posten seit fast einem Jahr innegehabt. Sie hatte Karteischränke
angefordert und ein großes Theater mit den Library-of-Congress-Listen
veranstaltet. Sie hatte viel
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