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Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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haben?
    Das hing davon ab, wer da unterschlug.
Wenn es zufällig die Frau des Finanzchefs war, hätte die Freundschaft Jemima
nicht abgehalten, sie aus Prinzip in Stücke zu reißen. Es war Jemima gewesen,
wie alle außer Tim selbst wußten, die es Ottermole gesteckt hatte, daß die
nachlassende Sehkraft ihres Mannes ihn unfähig gemacht hatte, noch zu fahren,
ohne Rücksicht darauf, daß das Auto neben der Arbeit eines der wenigen
Vergnügen von Ames war. Wenn sie Tim das angetan hatte, hätte sie jedem anderen
alles angetan.
    Es wäre interessant zu erfahren, wo
Hannah Cadwall am Abend des 22. Dezembers um halb zehn war. Bob hatte gesagt,
sie und Ben wären nicht auf der Party gewesen, und Shandy hätte es auch nicht
von ihnen erwartet. Der Finanzchef schätzte die Art nicht, wie Professor Dysart
mit dem Geld seiner Frau um sich warf.
    Natürlich gingen die persönlichen
Finanzen der Dysarts den Finanzchef nichts an. Eine Menge Dinge, in die Ben
seine Nase steckte, gingen ihn nichts an, aber diese Tatsache hielt ihn nie
davon ab, etwas wissen zu wollen oder irgend einen Text zu predigen, den er für
passend hielt. Die Leute hörten Cadwall zu, weil er in einer Position war, die
es gefährlich machte, ihn zu ignorieren, aber diese Manier, sich heiliger zu
gebärden als der Papst, hatte ihn bei Nachbarn und Kollegen nicht beliebt
gemacht.
    War es wirklich möglich, so
rechtschaffen zu sein, wie Ben Cadwall tat? Wenn er es war, wie konnte
irgendeine Frau soviel Respektabilität ertragen, ohne daß schließlich etwas in
ihr zerbrach? Shandy war nicht bereit zu glauben, daß Hannah sich in ein
Verbrecherleben gestürzt hatte, nur um ihrem Mann eins auszuwischen, aber er
fragte sich, ob sie sich nicht vielleicht einen privaten Notgroschen beiseite
geschafft hatte, um sich demnächst selbständig zu machen.
    Was den Mord an Jemima betraf, hatte
Hannah mit Sicherheit die beste Gelegenheit gehabt. Es war unmöglich, daß
Jemima Ames nicht vor ihrer besten Freundin geprahlt hatte, sie würde
hinübergehen und Shandys Dekorationen abreißen, wie sie es vor den Dysarts
getan hatte. Vielleicht hatten sie es sogar gemeinsam geplant — Mrs. Cadwall
mit dem Auftrag, einen Schlüssel zu besorgen, während Mrs. Ames ihren Auftritt
bei den Dysarts hatte.
    Es würde durchaus zum Charakter der
Cadwalls passen, einen eigenen Satz Schlüssel zu allen Häusern auf dem Crescent
zu besitzen. Obwohl diese den Leuten gehörten, die darin wohnten, gehörte der
Grund, auf dem sie standen, dem College, und sie konnten nur an andere
Fakultätsangehörige oder Collegepersonal weiterverkauft werden. Das und die
Tatsache, daß sie alle ihren Strom aus dem Kraftwerk des College bezogen, war
Grund genug für den Erlaß Svensons gewesen, daß jeder Hausbesitzer einen
Schlüssel beim Wachbüro zu hinterlegen hatte. Es war kein Problem für Grimble,
Duplikate herzustellen, und er würde es tun, wenn Cadwall ihn darum bäte.
Grimble würde nicht dem Mann widersprechen, der seine Gehaltsschecks unterschrieb.
    Für Shandys Geschmack war Grimble
wirklich allzu kooperativ. Er war ziemlich sicher, daß der Schlüssel, mit dem
Jemima hereingekommen war, direkt oder indirekt vom Wachdienstchef stammen
mußte. Die einzige Alternative war Mrs. Lomax, und sie war nicht nur treu wie
Gold, sondern auch nicht in der Stadt. Außerdem schwatzte sie. Der Professor
hatte eine Ahnung, daß Grimble, angemessen entschädigt, nicht schwatzen würde.
    Es war allerdings nicht fair, solch ein
Urteil zu fällen, ohne zuvor das Büro zu überprüfen und herauszufinden, ob es
möglich war, einfach einen Schlüssel zu stehlen. Es gab eine Menge Dinge, die
herausgefunden werden mußten. Er würde morgen anfangen. Jetzt im Moment fühlte
er sich gräßlich müde. War es dieser tödliche Drink bei den Dysarts oder die
Tatsache, daß er sechsundfünfzig war?
    Warum mußte er auf einmal immer über
sein Alter nachgrübeln? Er und Jemima waren im selben Jahr geboren. Jemmy hatte
eine gemeinsame Geburtstagsparty für ihn und ihre Mutter organisiert, als sie
noch zu Hause wohnte. Die Einladung hatte ihn gefreut, obwohl er eine
Papierkrone tragen und eine Menge Kerzen auspusten mußte, die sich immer wieder
von selbst entzündeten. Jemmy hatte eine bedauerliche Vorliebe für Streiche.
Ihr Baby würde wahrscheinlich mit einer Pappnase und Plastikvampirzähnen auf
die Welt kommen. Shandy war froh, daß Tim bei ihr war, wenn es passierte. Der
arme alte Vogel brauchte etwas, was ihn

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