Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
nicht. Es könnte ein
Student oder jemand von den Hausmeistern oder Ihre eigene Sekretärin gewesen
sein, aber ich glaube nicht daran. Es muß jemand gewesen sein, der den Crescent
und die Leute gut genug kennt und gehört hat, daß Jemima in mein Haus
eindringen wollte. Ich nehme an, es ist jemand, der eine Möglichkeit gefunden
hat, Grimble einen Schlüssel zu stehlen, wenn der nicht mit in der Sache
steckt, was mich nicht wundern würde, weil ich meine, daß er ebensosehr ein
Schleicher und ein Lügner ist wie ein Eselsarsch, wie Sie so richtig bemerkt
haben.«
    »Urgh. Ich muß darüber nachdenken. Und
Sie passen besser auf, wo Sie hintreten. In Ordnung, Shandy, da Sie uns diesen
Schlamassel eingebrockt haben, können Sie ebensogut weitermachen und ihn
auslöffeln. Machen Sie’s schnell und ohne Peinlichkeiten für das College, oder
Sie werden sich wünschen, daß Sie nie zurückgekommen wären. Ich trage mein
Gehirn vielleicht im Hintern, aber dafür steckt verdammt viel Wumm in meiner
Faust. Prost Neujahr.«
    Der Präsident ging. Nach einer Weile
hörten die Wände auf zu vibrieren. Shandy bereitete sich einen Schlaftrunk und
ließ sich mit Robert W. Service nieder, aber »Shooting of Dan McGrew« war fades
Zeug verglichen damit, was er an diesem Tag durchgemacht hatte. Um dem ganzen
die Krone aufzusetzen, hatte er Thorkjeld Svenson getrotzt und war noch am
Leben.
    Wie lange noch? Jene Schmähung der
geistigen Fähigkeiten des Präsidenten war nicht nur unhöflich und eines
gebildeten Mannes unwürdig gewesen, sondern auch bedauerlich unzutreffend. Die
Beleidigung hatte sich geschickt gegen ihn selbst gerichtet. Svenson wußte sehr
gut, daß Ames und Shandy gemeinsam das vorhandene Beweismaterial auf keinen
Fall so ungeheuerlich falsch interpretieren würden, daß Jemima ermordet worden
wäre, wenn das nicht stimmte, und er wußte auch, daß es gleichermaßen moralisch
unhaltbar wie administrativ unverantwortlich wäre, solch ein Verbrechen
durchgehen zu lassen. Svenson hätte die Dreckarbeit selbst erledigt, wenn
Shandy ihm nicht einen herrlichen Vorwand gegeben hätte, die Verantwortung
abzuschieben.
    Herumzuhocken und zu hoffen, daß Mrs.
Svenson ihren Mann tatsächlich mit einer Bratpfanne krönte, führte zu nichts.
Shandy legte das Buch hin und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Sein Gehirn
schien sich aufgelöst zu haben. Er ging ins Bett.

Achtes Kapitel
     
     
     
     
     
     
     
    J emima Ames Begräbnis bildete einen
düsteren Auftakt zu einem festlichen Wochenende. Die Leute waren kurzfristig
zusammengetrommelt worden. Sie waren verstört und gehetzt und ungeduldig, mit
ihren Vorbereitungen weiterzumachen. Da sie ihren Unmut kaum an der Leiche
auslassen konnten, hefteten sie ihn Peter Shandy an. Nur die Tatsache, daß Tim
sich an ihn klammerte wie ein Blutegel, verhinderte, daß ihm die Massen die
kalte Schulter zeigten. Der Witwer war sich der Gefühle durchaus bewußt und
zeigte ein macchiavellistisches Talent, sie zu bändigen.
    »Wüßte nicht, wie ich es ohne den alten
Pete hier geschafft hätte«, erzählte er gerade Sieglinde Svenson. »Verfluchte
Sache für ihn, nach Hause zu kommen und sie so zu finden.«
    »Es ist ein schrecklicher Verlust für
uns alle.« Die Frau des Präsidenten verstand es, sich nicht zu kompromittieren.
»Ihre Frau war eine wirklich aufopfernde Persönlichkeit.«
    Sie versuchte nicht, sich darüber
auszulassen, wem oder was sich Jemima aufgeopfert hatte, sondern richtete ein
trauriges, unergründliches Lächeln an den Witwer, gab Shandy mit zwei Fingern
ihres grauen Wollhandschuhs kaum die Hand und segelte davon wie eine
majestätische Staatsfregatte. Sie trug ein einfaches blaues Tweedkostüm, ein
blaues Angorabarett und enorme schwarze Lederstiefel. Eine glitzernde Rüstung
hätte nicht zum Anlaß gepaßt, aber man nahm allgemein an, daß sie eine zu Hause
hatte.
    Hannah Cadwall hatte als
Zeremonienmeisterin einen Imbiß vorbereitet, zu dem direkt nach den Obsequien
eine ausgewählte Gruppe eingeladen wurde. Wohl oder übel ging Shandy mit und
hoffte auf eine trinkbare Tasse Kaffee, die das Frösteln vertreiben sollte, das
ihn ergriffen hatte, seit er zufällig einen Blick des Präsidenten aufgefangen
hatte.
    Zu seinem Erstaunen gab es nicht nur
Kaffee, sondern auch einen Krug Bloody Marys und ein kaltes Buffet, das
geradezu üppig wirkte. Ben Cadwall verteilte mit einer bedenkenlosen
Freigebigkeit Erfrischungen, im glücklichen Bewußtsein, daß Timothy Ames

Weitere Kostenlose Bücher