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Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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für
die Rechnung geradestehen mußte. Bob und Adele Dysart kauten und schlürften mit
den restlichen Leuten.
    Daß sie die Einladung angenommen
hatten, war nicht bemerkenswert. Die Dysarts sagten zu allem ja, das in
irgendeiner Weise an ein gesellschaftliches Ereignis erinnerte. Erstaunlich war
dagegen, daß Ben es Hannah erlaubt hatte, sie einzuladen. Shandy dachte darüber
nach und kam zu dem Schluß, daß die Cadwalls sich wegen all jener Einladungen
verpflichtet fühlen mußten, die sie abgelehnt hatten. Dies war eine
Möglichkeit, die Dysarts ohne Kosten für sie selbst zu entschädigen.
    Leider kam ihm die Idee komisch vor.
Shandy beging den schrecklichen Fauxpas, laut loszuprusten, und mußte dann
vorgeben, er habe sich an einem Krümel verschluckt. Man schien allgemein
beschlossen zu haben, ihn ersticken zu lassen, aber Mirelle Feldsters
mütterliche Instinkte waren stärker als sie selbst. »Hier, Pete, trink das. Wir
möchten nicht noch mehr Unfälle haben.«
    Dem Professor fiel nichts ein, was er
hätte erwidern können, also trank er den Kaffee, den sie ihm brachte, ohne
etwas zu sagen. Mirelle war niemand, der Schweigen lange ertrug.
    »Ich muß schon sagen, Pete, ich bin
überrascht, daß du lang genug im Haus warst, um die arme Jemima zu finden, so
ein Tunichtgut bist du in letzter Zeit. Ich bin auch ein bißchen verwirrt, weil
du es nicht für angebracht gehalten hast, deinen alten Freunden zu erzählen,
daß du dich mit dieser Frau in Baltimore verlobst.«
    Shandy setzte seine Tasse ab. »Du hast
nicht ganz zufällig gehört, wer sie ist?«
    »Ich warte darauf, das du es mir
erzählst.«
    »Man sagt, der, eh, Gatte ist immer der
letzte, der es weiß. Würde es dir was ausmachen, mir alle weiteren
Informationen weiterzugeben, die dir über den Weg laufen?«
    »Versuchst du mir einzureden, es sei
nicht wahr?«
    »Mirelle, ich habe keine Ahnung, wo
dieses Garn gesponnen wurde«, sagte Shandy mit einem Seitenblick zu Adele
Dysart, die es sorgfältig vermied, ihn anzusehen, »aber ich versichere dir, daß
ich nicht im Begriff bin, eine Dame aus Baltimore zu ehelichen.«
    »Vielleicht nicht aus Baltimore«, sagte
Mrs. Feldster schelmisch.
    »Und vielleicht keine Dame«, grölte Bob
Dysart, bei dem man normalerweise damit rechnen konnte, daß er eine peinliche
Situation noch schlimmer machte. »Was, Pete, alter Schwerenöter?«
    »Tim«, sagte Shandy, »meinst du nicht,
es wird Zeit für uns zum Aufbruch? Du darfst das Flugzeug nicht verpassen.«
    Das läutete den Chor des »Wer fährt ihn
zum Flughafen?« ein.
    »Ich«, sagte Shandy.
    »Aber du hast kein Auto«, protestierte
Adele Dysart.
    »Ich leih mir eins von Charlie Ross. Es
ist alles arrangiert.«
    »Ich wußte nicht mal, daß du fahren
kannst. Allmählich glaube ich, es gibt ziemlich viel, was ich nicht über dich
weiß.«
    »Geht es uns nicht allen so?« murmelte
Mirelle Feldster. »Tim, wer schaut nach deinem Haus, während du weg bist? Ich
würde mit Freuden ein- oder zweimal am Tag rüberlaufen.«
    »Nicht nötig«, sagte Ames. »Irgendeine
Verwandte vom Mann meiner Tochter kommt — oh mein Gott! Pete, ich habe ganz
vergessen: Jemmy hat gestern abend nochmal angerufen. Die Frau kommt um zwölf
Uhr zweiundvierzig an, und wir sollen sie treffen.«
    »Jetzt ist es weit nach elf«, sagte
Hannah Cadwall. »Das schafft ihr nie.«
    »Das«, versetzte Shandy, »steht noch
dahin. Komm, Tim.«
    »Ich hol’ dir deinen Mantel«, sagte
Ben. »Er ist im Gästezimmer.«
    »Bemüh dich nicht, ich finde ihn
schon.«
    Shandy rannte nach oben. Sein Mantel
lag irgendwo in dem Haufen auf dem Bett bei all den anderen, darunter auch
Hannahs eigenes, unverkennbares rot-grünes Plaid und der schäbige braune
Ulster, den Ben trug, soweit Shandy zurückdenken konnte. Während der Professor
in den Kleidern fischte, rollte etwas auf den Fußboden und hüpfte unter das
Bett. Grummelnd beugte er sich, um es aufzuheben. Es handelte sich um eine
gelbe, innen merkwürdig gesprungene Glasmurmel mit braunen Schlieren. Er hätte
sie überall erkannt.
    Es war unmöglich, zu sagen, aus welcher
Falte oder Tasche die Murmel gefallen war, und es hatte auch keinen Sinn, sich
mit dieser Frage aufzuhalten. Er griff sich seinen Überzieher, verstaute die
Murmel sorgfältig in der Innentasche und schlüpfte in die Ärmel. Als er herunterkam,
stand Tim bereits auf der Schwelle, und Ben war dabei, ihn hinauszugeleiten.
Sie riefen ein paar Dankesworte, schüttelten ein paar Hände und eilten

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