Schlaf in himmlischer Ruh
aufheiterte.
Tim zum Flughafen zu schaffen war eine
weitere Pflicht auf seiner Liste. Beide Dysarts würden Ames ohne Zweifel gern
im Porsche hinbringen, aber sie fuhren wie die Teufel und rauchten wie die
Schlote. Tim würde ein keuchendes Wrack sein, wenn sie ankämen. Er war nicht in
guter Verfassung. Shandy würde bei der Garage unten in der Stadt einen Wagen
leihen und seinem alten Freund die Reise so komfortabel wie möglich machen. Das
war das mindeste, was er tun konnte, nach dem, was er angestellt hatte.
Aber potz Hölle und Verdammnis, was
hatte er denn tatsächlich getan? Das war die Crux und wahrscheinlich der Kern
der ganzen Situation. Hatte seine mißgeborene Laune diese Greueltat
heraufbeschworen oder nur ein bequemes Mäntelchen für etwas geboten, was
ohnehin passiert wäre?
Shandy fand wenig Zeit zum Nachdenken.
Er war kaum im Backsteinhaus und zog einen Moment der dringend erforderlichen
Entspannung mit Robert W. Service in Erwägung, als die Haustür sich leicht nach
innen wölbte. Nur ein Mensch konnte so anklopfen. Jetzt wußte er, wie Rom sich
fühlte, als die Goten kamen. »Herein, Herr Präsident«, sagte er.
Die Aufforderung war überflüssig.
Präsident Svenson war schon drinnen und füllte die kleine Diele von einer Wand
bis zur anderen und vom Boden bis zur Decke. Kein Raum schien je groß genug, um
Thorkjeld Svenson zu beherbergen. Mit einem Pullover und einer Mütze aus
ungefärbter grauer Schafswolle, die ihm seine Frau Sieglinde — wahrscheinlich
mit Hilfe der Nornen — gestrickt hatte, sah er aus wie ein Berg, der von seinem
felsigen Bett aufgestanden war. »Shandy, was haben Sie vor?«
»Das frage ich mich selber.« Bei
Svenson hatte es keinen Sinn, herumzureden. »Wollen Sie sich nicht setzen?«
»Nein. Grimble sagte mir, daß Sie Mrs. Ames
umgebracht haben.«
»Tut er das jetzt? Ich frage mich
warum.«
»Weil er ein Eselsarsch ist, nehme ich
an«, erwiderte der Präsident nachdenklich. »Was ist passiert?«
»Sie ist angeblich auf dem Heimweg von
Dysarts Weihnachtsparty hier eingebrochen, um meine, eh, Dekoration zu
entfernen, und dabei tödlich gestürzt.«
»Wieso angeblich?«
»Ich glaube, es hat sie jemand
ermordet.«
»Warum?«
»Wenn Sie meinen, warum sie getötet
wurde, weiß ich es nicht. Wenn Sie meinen, warum ich das glaube, so habe ich
gute Gründe dafür.«
Shandy berichtete von den verstreuten
Murmeln, der überflüssigen Leiter und dem Schlüssel, der bei der Leiche hätte
sein sollen, es aber nicht war. Svenson kaute eine Weile daran.
»Die Polizei hat nichts bemerkt?«
»Die wollten nichts bemerken. Grimble
und Ottermole fürchten sich auf den Tod, Sie aufzuregen.«
»Da tun sie verdammt gut dran. Sie
haben es Ames gesagt?«
»Ja. Er ist derselben Meinung,
insbesondere wegen der Trittleiter. Er sagt, seine Frau wäre eher aufs Sofa
gestiegen.«
»Urgh.«
Der Präsident dachte noch ein wenig
nach.
»Meine Frau klettert nie auf Sofas«,
verkündete er schließlich.
Shandy fragte sich, welches Sofa sie
wohl tragen könnte, hielt es aber für klüger, nicht danach zu fragen. »Mrs.
Svenson ist eine sehr würdevolle Dame.«
»Ja, und sie verprügelt mich mit der
Bratpfanne, wenn ich nicht rechtzeitig zum Mittagessen da bin. Mrs. Svenson
wird das nicht gefallen, Shandy. Mir gefällt es auch nicht.«
Seine Stimme schwoll zu einem Sturm an.
»Verdammt noch mal, Shandy, Sie haben schon versucht, die Große Lichterwoche zu
sabotieren. Wenn Sie das College in einen öffentlichen Skandal wegen Jemima Ames
verwickeln, werde ich Ihnen persönlich einen Balaclava-Protz in die Kehle
rammen, daß er am anderen Ende wieder raus kommt.«
Professor Shandy mußte sich auf
Zehenspitzen stellen und zurücklehnen, um seinem Vorgesetzten in die Augen zu
blicken, aber er schaffte es.
»Was mich betrifft«, donnerte er
zurück, »können Sie den Balaclava-Protz nehmen und darauf hocken bleiben, bis
Sie beide verrotten. In meinem Haus ist ein Mord geschehen, und ich werde das
nicht auf sich beruhen lassen. Wenn Sie Ihr Gehirn nicht im Hintern trügen,
wäre Ihnen klar, daß Sie sich das auch nicht leisten können. Hat Ihre
Großmutter Ihnen nie von dem einen faulen Apfel im Faß erzählt? Wissen Sie
nicht, was moralischer Verfall< heißt? Lassen Sie ein Fakultätsmitglied
damit davonkommen, und Sie wissen, was mit dem ganzen College passieren wird.«
Svensons Kinnlade klappte herunter.
»Woher wissen Sie, daß es ein Fakultätsmitglied war?«
»Ich weiß es
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