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Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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sicher ein scheußlicher Schock, daß wir den
Finanzchef so gefunden haben. Meine Güte, gestern abend erst kam er noch in
meinem Büro vorbei, so freundlich wie nur was. Wir haben uns prima verstanden.«
    Endlich brach Hannah ihr Schweigen.
»Sie überraschen mich, Grimble. Dr. Cadwall sagte mir, er würde rübergehen und
Ihnen das Fell über die Ohren ziehen. Er sagte, Sie hätten wieder Ihr
Ausgabenbudget frisiert, und er hatte es ziemlich satt, zu versuchen, Ihnen
Ehrlichkeit beizubringen. Es freut mich, daß Sie die Kritik so herzlich
aufgenommen haben, obwohl ich behaupten möchte, Sie haben allen Grund zur
Annahme, daß Sie glimpflicher davongekommen sind, als Sie es verdienen. Ich
glaube, er hat Ihnen klargemacht, daß er Präsident Svenson das Beweismaterial
vorlegen würde, wenn Sie noch so einen Trick wie den letzten wagen, und Sie
wären rausgeflogen, bevor Sie gemerkt hätten, was Ihnen passiert. Ich sollte
niemandem ein Sterbenswörtchen davon sagen, aber ich vermute, darauf kommt es
jetzt nicht mehr an. Sie können ihn nicht mehr wegen Vertrauensbruch feuern,
oder?«
    Shandy blinzelte voller Hochachtung.
Die Witwe des Finanzchefs würde durchaus zurechtkommen. Olivetti starrte den
Wachdienstchef mit einem interessierten Glitzern in den stahlgrauen Augen an.
Grimble wand sich.
    »Ach was, nichts dergleichen ist
passiert. Er muß Spaß gemacht haben.«
    »Bei Geldsachen hat mein Mann nie Spaß
gemacht.«
    Sie machte diese Aussage mit flacher,
unbeteiligter Stimme, die das Höchste an Glaubwürdigkeit darstellte. »Hat man
festgestellt, woran er gestorben ist, Herr Kommissar?«
    »Ich weiß nicht, Mrs. Cadwall. Ich rufe
sofort nochmal beim Labor an, wenn ich Ihr Telefon benutzen darf?«
    »Natürlich. Peter, zeigen Sie es ihm
bitte? Ich bin auf einmal so schrecklich müde. Einkaufen strengt mich immer so
an. Ben sagte, ich soll auf die letzten Preisnachlässe warten, aber dann ist
das beste schon weg.«
    Sie begann wieder, lautlos und reglos
zu weinen, und ließ die Tränen ihr Gesicht hinablaufen und die Brust ihres
praktischen, beigen Polyesterkostüms benetzen. Es war nicht mitanzusehen.
    Shandy stand auf. »Hannah, kann ich
Ihnen einen Drink oder so etwas bringen?«
    Ihr wurde klar, was sie tat, und sie
schniefte. »Auf dem Küchenbord steht eine Schachtel Kleenex, und im
Unterschrank rechts neben der Spüle ist ein Rest Sherry von Jemimas Beerdigung.
Bringen Sie mir doch ein bißchen davon. Vielleicht wärmt es mich auf. Ich fühle
mich so kalt, als wäre ich es und nicht Ben, der —«
    »Ja, sicher. Das ist nur natürlich.«
    Er hastete aus dem Raum, um dem Anblick
dieser strömenden Tränen zu entrinnen. Olivetti hing am Telefon, als er auf dem
Weg zur Küche an ihm vorbeikam, und wartete immer noch, als er zurückkehrte.
    »Irgendwas Neues?«
    »Sie sind gerade bei der Analyse. Wir
können so schnell keine Ergebnisse erwarten. Sie hatten kaum Zeit zum — ja?
Haben Sie? Also, was wissen Sie darüber? Sicher, ich verstehe. Danke.«
    Der Staatspolizist legte auf. »Ihr
Doktor hier ist ein schlauer Mann, Professor, falls Sie es nicht gewußt haben.
Er hat dem Büro des Coroner gesagt, sie sollten erst nach den üblicheren
pflanzlichen Alkaloiden suchen, und sie glauben, sie haben schon was entdeckt.«
    »Sehr interessant«, sagte Shandy
bescheiden. Er hatte selbst auf Taxin gesetzt, hielt es aber für klug, nicht
allzu informiert zu erscheinen. »Darf ich die Nachricht Mrs. Cadwall
weitergeben?«
    »Danke, ich sage es ihr selbst, wenn es
etwas zu berichten gibt. Sagen Sie, Professor, müssen Sie nicht irgendwelche
Hefte korrigieren?«
    »Oder Kram sortieren? Sicher, wenn Sie
möchten, daß ich gehe. Was es auch wert ist, Lieutenant, ich glaube wirklich
nicht, daß Mrs. Cadwall ihren Mann vergiftet hat.«
    »Soll ich das als Expertenmeinung
betrachten?«
    »Jeder, der seit vielen Jahren Examina
überwacht, neigt dazu, ein gewisses Gespür dafür zu entwickeln, wer die
Lösungen im Strumpf versteckt hat.«
    »Und wer hat diesmal die Lösungen?«
    »Ich weiß es noch nicht, aber es gibt
hier einen Burschen namens Dysart, der eine Geschichte hat, die Sie sich
anhören sollten. Grimble kann ihn für Sie ausfindig machen.«
    »Danke. Und wo kann ich Sie ausfindig
machen, nur für den Fall?«
    »Mein Haus ist direkt hier gegenüber,
das kleine rote Backsteinhaus mit, eh, den Rentieren auf dem Dach.«
    Hannah nahm den Sherry, die
Taschentücher und den Abschied kommentarlos entgegen. Als Shandy ging,

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