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Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Das
entwickelt sich zu einer unangenehmen Angewohnheit von mir.«
    »Mein Gott, zwei hintereinander. Wenn
ich das gewußt hätte, hätte ich dich nicht reingelassen. Aber ausgerechnet Ben.
Komm, sei nett und gib mir noch was Bourbon. Vergiß das Eis. Ich glaube, mir
ist kalt.«
    »Hier, häng dir dieses Schaldings um.«
    Der Professor ergriff einen
mexikanischen Umhang, den man über die Sofalehne geworfen hatte, und drapierte
ihn um ihre dünnen Schultern. Er war etwas besorgt, daß sie die Gefälligkeit
für Gefallen nähme, aber Adele schien es nicht einmal zu bemerken. Sie starrte
mit einem Gesichtsausdruck in den erloschenen Kamin, der an Ergriffenheit
grenzte. In Anbetracht dessen, daß die Dysarts bis zu Jemimas Beisetzung kaum
mit den Cadwalls gesprochen hatten, wirkte ihre Reaktion übertrieben, aber er
glaubte nicht, daß sie diesmal schauspielerte.
    Er holte ihr den Drink, aber nicht ohne
Mühe. Das Haus war trickreich. Ein enger Flur, der logischerweise zur Küche
hätte führen sollen, nahm eine plötzliche Wendung und schlängelte sich bis zum
Fuß der Hintertreppe. Er fragte sich, ob Jemima diesen Weg gekommen war. Bob würde
sich vielleicht erinnern — nicht, daß es in irgendeiner Hinsicht etwas
bedeutete.
    Nachdem er eine Weile herumgetappt war,
machte Shandy tatsächlich die Küche ausfindig, die in unseliger Unordnung war.
Die Putzfrau hatte wohl Urlaub. Der Bourbon stand neben einer ekligen
Ansammlung ungespülter Teller auf der Anrichte. Er goß zwei Fingerbreit in das
Glas und machte, daß er so schnell wie möglich wieder rauskam. Adele war das
immer noch nicht schnell genug.
    »Was hat dich so lange aufgehalten?«
    »Ich habe mich verlaufen.«
    »Das möchte ich auch manchmal können.
Woran ist Ben gestorben?«
    Plötzlich verspürte Shandy den Drang,
seine Ahnung auszuspielen und zu sehen, wie sie reagierte.
    »Taxinvergiftung«, sagte er fest.
    »Das glaube ich dir nicht.«
    »Dann warte auf den offiziellen
Autopsiebericht.«
    »Peter, wie könnte das sein? Taxin ist
nichts, was Erwachsene versehentlich nehmen. Es stammt von Eiben. Wir hatten
eine Vorlesung im Garden Club. Das habe ich nur behalten, weil der Name wie
Taxi klingt.«
    Ein- oder zweimal hatte sich Shandy
dazu verleiten lassen, im Garden Club von Balaclava zu sprechen. Er wußte, daß
viele Fakultätsdamen dazugehörten. Es war eine der wenigen Stätten, an denen
sich Akademiker und Städter auf gleicher Ebene trafen, obwohl einige ohne Zweifel
gleicher waren als die anderen. Wenn Adele über Taxin Bescheid wußte, wußten es
wahrscheinlich auch alle anderen Frauen in der Stadt.
    »Nein«, antwortete er, »ich bin sicher,
Ben hätte das Zeug nicht absichtlich eingenommen, wenn er nicht aus irgendeinem
Grund beschlossen hätte, Selbstmord zu begehen.«
    »Ben und sich umbringen? Nie!«
    »Das ist auch meine persönliche
Meinung, aber ich muß sagen, daß es mich überrascht, dich so sicher zu sehen.
Ich hatte keine Ahnung, daß du ihn so gut kanntest.«
    Adele machte ein Geräusch, das ein
Lachen sein konnte. Sie war mittlerweile ziemlich betrunken.
    »Es gibt eine verfluchte Menge, die du
nicht über mich weißt, Peter Shandy. Ich habe Ben Cadwall gekannt, lange bevor
ich Bob kennenlernte. Wir waren einmal fast verlobt. Natürlich war er Jahre zu
alt für mich«, fügte sie hastig hinzu.
    »Das tut mir leid«, erwiderte Shandy.
»Ich hatte keine Ahnung. Eh — wo hattest du Ben kennengelernt?«
    Sie stellte ihr Glas auf den
schmierigen Couchtisch.
    »Sieh mal, tu mir einen Gefallen, und erwähne
das nicht vor Bob. Es ist schon längst vorbei, aber er wird nicht gerne daran
erinnert. Deswegen hatten er und Ben sich immer ein bißchen auf dem Kieker.«
    »Weiß Hannah davon?«
    »Das glaube ich nicht. Ben hat es immer
Spaß gemacht, Geheimnisse zu bewahren. Ich muß sagen, daß es ein Schock war,
als wir hierherzogen und sie praktisch vor unserer Haustür fanden. Ich hätte
wissen müssen, daß Ben sich an einem Ort wie Balaclava niederlassen würde.«
    »Ich habe mich oft gefragt, was dich
und Bob hergeführt hat«, wagte sich Shandy vor. »Ich hätte gedacht, ihr würdet
eine, eh, urbanere Atmosphäre vorziehen.«
    Adele zuckte die Achseln. »Abwechslung
ist des Lebens Würze, wie man so sagt. Na, Pete? Lust auf etwas Abwechslung?«
    Zu Shandys überwältigender Erleichterung
wählte Bob Dysart diesen Augenblick, um hereinzuplatzen und zu rufen: »Dell?
Dell? Wo zum — oh, hallo, Pete. Unterhältst die kleine Frau, während

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