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Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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des Weges zugegangen sein, aber
sie sind einander nicht begegnet. Sheila hatte eine Viertelstunde vom vorderen
Fenster aus zugesehen und sagt, sie habe sie nicht herauskommen sehen. Bist du
sicher, daß sie sich nicht anders besonnen hat und über die Straße gegangen
ist?«
    Adele starrte ihn über ihr Kleenex
hinweg an. »Warum hätte sie so etwas tun sollen? Sieh mal, sie ist zur selben
Tür hinausgegangen, durch die du hereingekommen bist, klar? Von der Tür zum
Trampelpfad ist ein Weg freigeschaufelt, klar? Und es führt kein Weg von diesem
Pfad zu irgendeinem anderen Weg, klar? Der einzige Weg, wie sie von vorne nach
hinten gelangen konnte, wäre gewesen, durch das Haus zurückzukommen, was sie
nicht getan hat, weil eine ganze Masse Leute sie den Trampelpfad haben
entlanggehen sehen, klar? Es sei denn, sie ist bis zu den Augenbrauen durch den
Schnee gewatet, was niemand bei klarem Verstand tun würde, wenn er einen Pfad
zum Gehen hat. Jesus, wenn wir je aus diesem lausigen Klima herauskommen —« Sie
nieste erneut und suchte Trost in ihrem Glas.
    »Dann nehme ich an, daß sich jemand in
der Zeit vertan hat.«
    »Ich wüßte nicht wie. Sheila Jackman
wußte bestimmt, wie spät es ist. Sie hatte auf die Uhr geschaut und Roger
mindestens seit einer halben Stunde, bevor sie gingen, zugezischelt. Unnötig zu
erwähnen, daß sie verteufelt viel Mühe hatte, ihn wegzuschleppen. Rog ist
scharf auf mich, falls du das noch nicht bemerkt haben solltest.«
    Shandy hielt das für eine höchst
unwahrscheinliche Behauptung. Er hatte den Eindruck, daß Adele mindestens
doppelt so alt sein mußte wie Roger.
    »Ich verstehe. Deswegen also hast du
auf die Zeit geachtet?«
    »Ich und alle anderen. Das war es, was
Jemima darauf brachte, sie müßte jetzt gehen und noch ein bißchen den Retter in
höchster Not spielen.«
    »Ich verstehe. Und du hattest ein paar,
eh, sogenannte Erfrischungen im Ofen, glaube ich.«
    »Kalmarpastetchen. Du kennst mich: Ich
muß anders sein als die anderen. Alles, was sie hier kennen, ist Zwiebelsuppe
und Kartoffelchips.«
    Das war eine schamlose Lüge. Dank Mrs.
Mouzoukas Gourmet-Kochkursen glichen die meisten Fakultätsparties gefährlichen
Reisen ins Ungewisse. Adeles Selbstüberschätzung war mitleiderregend.
    »Und dann hat mein Göttergatte
natürlich diese große Szene aus Jemimas Abgang gemacht, und meine Eieruhr
klingelte, und da stand ich nun und raste hin und her wie ein Wirbelwind.«
    »Hast du Jemima selbst den Pfad
entlanggehen sehen?«
    »Ja natürlich. Wer hätte diesen
purpurroten Burnus übersehen können? Ich glaube, ich sollte nicht so reden,
jetzt, wo sie tot ist.«
    »Aber du weißt mit Sicherheit, daß sie
fast unmittelbar nach den Jackmans über den Trampelpfad weggegangen ist.«
    »Nicht unmittelbar. Sie machte eine
große Sache daraus, daß sie jetzt losrasen müsse, und dem ganzen Mist.
Vielleicht fünf oder zehn Minuten. Später nicht. Das weiß ich, weil es immer
erschreckend ist, wenn die Leute anfangen, einer nach dem anderen zu gehen. Das
bringt die anderen auf Ideen, und bevor man weiß, was los ist, ist die Party
gestorben. Mir schwant, daß Bob deswegen diesen großen Trubel wegen Jemima
angefangen hat. So, wie er sich über sie lustig gemacht hat, wagte niemand,
sich zu verdrücken, aus Furcht, er würde ihnen dasselbe antun.«
    Sie kicherte. »Bob ist schlau, weißt
du. Spielt manchmal mit schmutzigen Tricks, na und? Man muß das Beste aus dem
machen, was man hat, stimmt’s?«
    »Eh — zumindest innerhalb der erlaubten
Grenzen.«
    »Peter, du bist eine Ein-Mann-Panik.
Komm hier rüber, damit ich meine Kehle nicht mit Brüllen anstrengen muß. Es sei
denn, du hast Angst, dir meine Erkältung zu fangen.« Mrs. Dysart hängte ein
Lachen an, von dem er hätte schwören können, daß es aufreizend gemeint war.
    »Um diese Jahreszeit kann man nicht
vorsichtig genug sein«, erwiderte er niederträchtig. »Miss Tibbett sagt, aller
schlechten Dinge sind drei.«
    »Was für Dinge?«
    »Mein Gott, willst du sagen, du hast
noch nicht von Ben Cadwall gehört? Hat Bob dir nichts erzählt?«
    »Sobald er herausfand, daß ich außer
Gefecht gesetzt war, bekam Bob dringend im Kraftwerk zu tun. Ich habe ihn seit irgendeiner
verbotenen Uhrzeit heute morgen nicht mehr gesehen. Was ist mit Ben? Peter, du
meinst doch nicht etwa — Ben?«
    »Ich fürchte doch, Adele.«
    Shandy war überrascht, daß die Frau
wirklich verstört aussah. »Ich habe ihn selbst gefunden, in seinem Büro.

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