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Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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stimmt«, meinte Sheila. »Sie
sollen die Schlitten vom Crescent fernhalten, aber sie kommen einfach
trotzdem.«
    »Das weiß ich. Ich meine nicht, auf dem
Bürgersteig. Ich meine tatsächlich, in meinem Garten. Sehr spät, als sie schon
hätten Schluß machen müssen.«
    »Sie machen nie Schluß. Weder bei Regen
noch Schnee noch beim Dunkel der Nacht. Bist du sicher, daß du dich nicht an
einem kleinen Breitbandnarkotikum beteiligen willst?« fragte Roger. »Ich hole
es. Sheila hat Dickie und Wendy heute morgen für ein Picknick zur Hütte hinauf
gebracht. Sie ist noch mehr geschafft als ich, das behauptet sie zumindest.«
    »Ich weiß von dem Picknick, und es ist
mir schnurzegal«, schnappte Shandy. »Strengt um Himmels willen euren Grips an.
Hat keiner von euch in der Nacht zum Dreiundzwanzigsten jemand mit einem
Schlitten an meinem Haus gesehen?«
    »Ehrlich, Peter, ich glaube, du hast
nicht mehr alle Tassen im Schrank«, protestierte Sheila. »Wie kannst du
erwarten, daß wir uns bei all dem Trubel hier über die Feiertage an eine blöde
kleine —«
    »Einen Moment«, unterbrach sie ihr
Mann. »Sei still und laß mich denken. Letzte Nacht im Unterstand, als wir unser
Gespräch von Mann zu Mann hatten, hat mir JoJo so eine phantastische Geschichte
erzählt, wie die Wichtel den Nikolaus klauen und ihn auf eine Fahrt mitnehmen.«
    »Hol ihn.«
    »Peter, nein«, jammerte Sheila. »Er ist
schon überdreht.«
    »Das bin ich auch. Wo schläft er?«
    Shandy eilte zur Treppe. Jackman sprang
vom Sofa auf.
    »Um Himmels willen, Erbarmen! Du weckst
die ganze verdammte Meute auf. Na gut, wenn du darauf bestehst, gehe ich ihn
holen. Tut mir leid, daß ich den Mund aufgemacht habe.«
    Er nahm einen letzten Schluck von
seinen Erwachsenenvitaminen und schlurfte nach oben. Er war schneller zurück,
als Shandy zu hoffen gewagt hatte, und ihm voraus ging ein Neunjähriger, der
beträchtlich wacher war als sein Vater.
    »Pop sagt, Sie wollen mich sprechen,
Professor Shandy.«
    »Ja, JoJo. Ich möchte, daß du mir von
der Nacht erzählst, in der du gesehen hast, wie die Wichtel den Nikolaus
entführten. Kannst du genau beschreiben, was geschehen ist?«
    Der Kleine wand sich und druckste
herum. »Ja, wissen Sie, es waren keine Wichtel. Ich meine, es war nur dieser
eine Wichtel, und ich habe eigentlich nicht gesehen, wie er ihn gestohlen hat.
Er hatte ihn einfach.«
    »Du meinst, die Nikolauspuppe war auf
dem Schlitten, als du ihn erblickt hast.«
    »Richtig. Sehen Sie, es war so: Wir
hatten an diesem Nachmittag das Sonntagsschul-Fest. Es war richtig doof,
deswegen haben ich und Tommy Hoggins angefangen rumzublödeln, wer am meisten
Punsch trinken kann. Die hatten diesen albernen Punsch, eine Schüssel roten und
eine Schüssel grünen. Es war wohl einfach Limo oder so was, aber jedenfalls
fingen ich und Tommy an, die beiden zu mixen —«
    »Wie die Alten sungen«, murmelte
Sheila. »Laß das alles aus, JoJo. Professor Shandy will nichts von deinem
Bauchweh hören.«
    »Aber wenn ich nicht soviel Punsch
getrunken hätte, hätte ich nicht die ganze Zeit aufstehen und ins Bad rennen
müssen«, erläuterte der Junge vernünftig. »So habe ich doch den Schlitten
gesehen.«
    »Hast du eine Ahnung, um welche Zeit
das war?«
    »Ich weiß nur, daß es echt spät gewesen
sein muß, weil die Weihnachtslichter alle aus waren und keiner mehr unterwegs
war bis auf diesen Wichtel, der dem Nikolaus eine Schlittenfahrt spendierte. Es
war doof. Ich meine, was hat es für einen Sinn, was Komisches zu machen, wenn
keiner da ist, um zuzusehen? Ich wollte ihm was zurufen, aber dann dachte ich,
besser nicht, weil ich nicht Mum und Pop und die Bande aufwecken wollte«,
schloß JoJo tugendhaft.
    »Hast du das Licht im Bad angemacht?«
    »Das mußte ich nicht. Da ist ein
kleines Nachtlicht, das immer an ist.«
    »Das stimmt«, warf Sheila ein. »Wir
haben es, seit JoJo ein Baby war. Roger hat sich immer die Zehen an irgendwas
gestoßen, wenn er nachts aufstehen mußte.«
    »Das war, weil ich immer die Fläschchen
machen mußte, wenn du doch dran warst.«
    Offenbar war Dickies und Wendys
Zankerei Erbanlage. Shandy erstickte den Streit im Keim. »Dann hat der Wichtel
nicht erfahren, daß du zugeschaut hast, JoJo?«
    »Wie konnte er? Ich war oben und er
unten. Jedenfalls hat er nicht hochgeblickt.«
    »Woher weißt du, wohin er geschaut hat,
wenn alle Lichter aus waren?«
    »Es ist nie stockdunkel, wenn Schnee
liegt. Das sollten Sie wissen«, versetzte das Kind

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