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Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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das nicht gräßlich? Kannst du dir vorstellen, wie du bei jemandem ins Büro
kommst und dich starrt ein Toter an?«
    »Eh — ja«, sagte Shandy.
    Mirelle achtete nicht darauf. »Also
fingen sie an, das Haus zu durchsuchen, und fanden das Gift, wie ich schon
vorher gewußt hatte. Sobald ich hörte, daß Ben ermordet worden ist, sagte ich
zu Jim: >Hör auf meine Worte, sie ist diejenige<. Sie hat es natürlich
wegen des Geldes getan. Ben hat sie nie einen Cent ausgeben lassen, und man
sagt, er sei im Geld geschwommen. Das wird ihr auch was nützen, wo sie hingeht.
Ich frage mich, wer der Mann ist.«
    »Welcher Mann?«
    »Ach, Peter, gebrauch deinen Verstand.
Eine Frau würde nicht ihren Gatten umbringen, wenn nicht schon ein anderer auf
der Matte steht. Oder?«
    »Ich weiß nicht, Mirelle. Kommen Sie,
Helen, wir müssen Sie nach Hause schaffen. Ich glaube kaum, daß diese Socken
viel nützen.«
    »N-n-nicht viel.«
    Ihre Zähne klapperten. Shandy sah sich
um, erblickte einen Schlitten, den ein Wichtel unberechtigterweise im Stich
gelassen hatte, und ergriff das Seil. »Steigen Sie auf.«
    »Peter, sollten Sie —«
    »Los. Besser albern aussehen, als sich
zu Tode frieren.«
    Helen war nicht in der Verfassung zu
streiten. Sie setzte sich auf den Schlitten und zog den Plastikschutz um ihren
schlotternden Leib. Ungeachtet der amüsierten Blicke trottete Shandy los. Als
sie zu dem steilen Abhang kamen, der zum Crescent hinabführte, sprang er hinten
auf und schob an, wobei er vergaß, daß diese Schlitten nicht dafür gemacht
waren, vom Fahrer gelenkt zu werden. Um anzuhalten, mußte er sie in eine
Schneewehe kippen. »Tut mir leid«, keuchte er, bürstete Helen ab und half ihr
auf die Beine. »Wenn wir weitergefahren wären, wären wir jetzt mitten auf der
Hauptstraße.«
    »Mir macht es nichts. Als ich anfing
aufzutauen, hat es Spaß gemacht. Kommen Sie mit herein?«
    »Nur, um Sie wohlbehalten drinnen zu
sehen. Ich nehme an, Sie wollen so schnell wie möglich ein heißes Bad nehmen.«
    »Wenn es eines gibt. Das Feuer könnte
dem Kraftwerk geschadet haben.«
    »Kann es nicht. Die Lichter sind noch
da. Einschließlich meiner, leider.«
    »Peter, ich möchte Ihnen für diesen
Abend danken.«
    »Selbst wenn er nicht so ausklang, wie
ich gehofft hatte.«
    »Worauf hatten Sie gehofft?«
    Er hatte seit Jahren keine Frau geküßt,
aber in Anbetracht aller Umstände gelang es ihm recht gut. »Jetzt geh dir die
Füße trocknen.«
    »Wenn du meinst.«
    Helen drehte den Schlüssel im Schloß.
Sie traten ein, und Helen hängte das nasse Cape auf. Auf einmal brach sie in
Lachen aus.
    »Oh, Peter, was für einen Anblick muß
ich geboten haben auf diesem Schlitten, die Füße in Säcken und dieses alberne
Cape flattert hinter mir her!«
    »Der Schlitten hat dich
hertransportiert, oder etwa nicht?« Shandy klappte die Kinnlade herunter.
»Meine Güte, natürlich hat er das. Wie konnte ich so vernagelt sein?« Er
drückte Helen noch einen Kuß aufs verdutzte Gesicht und wirbelte wieder hinaus
in den Sturm.
     
     
     

Einundzwanzigstes
Kapitel
     
     
     
     
     
     
     
    D ie Jackmans waren nicht zum Feuer
gegangen. Durch das unverhangene Fenster konnte Shandy die jungen Eltern, die
ihre Sprößlinge vermutlich ins Bett gebracht hatten, auf jenem schwellenden
Lotterlager erkennen, das mit Sheila teilen zu müssen er mit so knapper Not
vermieden hatte. Die Müdigkeit stand ihnen im Gesicht. Beide umklammerten ein
großes Glas voller Erwachsenenvitamine. Es war grausam, sie aufzuschrecken,
aber Shandy hielt den Finger auf der Klingel, bis nach einer kurzen, aber
heftigen Auseinandersetzung der Ehemann kam, um ihn einzulassen.
    »Peter Shandy! Was führt dich her?«
    »Ein böser Wind. Warum seid ihr nicht
beim Feuer wie alle andern?«
    »Hör mal, Peter, letzte Nacht habe ich
in einem Unterstand am Old Bareface geschlafen, wenn man das so nennen kann, wo
mir der Wind die Hosenbeine hochpfiff und beinahe meinen —«
    »Ist ja nichts passiert«, rief Sheila
vom Sofa aus. »Komm rein, und nimm einen Drink, Peter.«
    »Nein danke. Ich wollte euch nur eine
Frage stellen. Und glaubt mir, sie ist wichtig. Hat einer von euch oder euern
Kindern an dem Abend, als ich abreiste, einen dieser Wichtel gesehen, wie er
einen Passagier auf dem Schlitten um mein Haus zog?«
    Beide Jackmans starrten ihn an, wie zu
erwarten war. »Ach Göttchen«, sagte Roger, »diese Gören sind die ganze Zeit
unterwegs. Wie hätten wir das bemerken sollen?«
    »Das

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