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Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Die Polizei schien es zwar auch zu glauben, aber das mußte sie wohl,
als ein Fläschchen Taxin in Hannahs Medizinschrank und ein überwältigendes
Motiv in Gestalt von Bens Sparbüchern aufgetaucht waren.
    In Jemimas Fall gab es keine so
himmelschreienden Indizien. Er würde verteufelte Mühe haben, irgend jemand
davon zu überzeugen, daß ihre Leiche auf einem Schlitten zu seinem Haus
gebracht worden war — verkleidet als Nikolaus.
    Aber er mußte noch wissen, wie es
passiert war. Der Mörder wartete, nachdem er es irgendwie geschafft hatte, sich
in eines dieser alles verhüllenden Wichtelkostüme zu zwängen, im Gebüsch, wohl
wissend, daß sie eine große Show daraus machen würde, die Party früh zu
verlassen und ihre selbstauferlegten Runden zu drehen, weil sie das immer
machte. Wenn zufällig in der Zwischenzeit jemand anders den Pfad entlangkam,
machte das nichts. Der Wichtel wäre bloß ein weiterer herumlungernder Student
gewesen. Schlimmstenfalls würde er ausgeschimpft.
    Vielleicht hatte man Jemima zu einer
Schlittenfahrt eingeladen. Das würde erklären, warum es keine Spuren eines
Kampfes im Schnee gab. Jemima wäre auf so eine blöde Anmache hereingefallen.
Sie liebte es, bei den Streichen der Studenten mitzumachen, und wie Helen hatte
sie wohl ihre Partyschuhe getragen statt vernünftiger Stiefel.
    Aufgeregt schlug Shandy ein schnelleres
Tempo an und bastelte dabei an dem Dialog: »Kommen Sie, Mrs. Ames, ich fahre
Sie bis vor Ihre Tür, damit Sie sich umziehen können.«
    Dann ein Hieb auf den Schädel im
Dunkeln — Jemima gab sich nie mit Hüten ab, so daß es einfach genug gewesen
war, den tödlichen Schlag zu führen — , und das war es schon. Die Plastikdecke,
die die Kleider der Fahrgäste schützen sollte, würde ihren verräterischen roten
Umhang verbergen, die Nikolausmaske würde ihr Gesicht und ihren Kopf bedecken.
Die Puppe hatte man ohne Zweifel schon entführt und war mit ihr auf dem
Crescent Schlitten gefahren. Niemand würde bemerken, daß es keine Puppe mehr
war.
    Aber der Mörder würde nicht wagen, sich
lange in der Öffentlichkeit herumzutreiben. Der Schlitten mußte irgendwohin
geschleppt worden sein, vielleicht auf den Campus, wo er sowieso sein sollte,
man hätte ihn versteckt, bis die Luft rein war. Wenn die Leiche zufällig im
Laufe des Abends entdeckt worden wäre, hätte das den Plan vereitelt, den Tod
als Unfall auszugeben, aber wie problematisch wäre das gewesen? Der Verdacht
wäre ohne Zweifel auf die studentischen Schlittenzieher gefallen, aber der
falsche Wichtel wäre wohl kaum je geschnappt worden.
    JoJo zufolge war der Killer noch
verkleidet, als er die Leiche zurückbrachte. Wie aber war dann Alices
Glasmurmel ins Schlafzimmer der Cadwalls gelangt? Sie hatte sich nicht in einem
Hosenaufschlag oder einer Tasche verfangen können, wie Shandy angenommen hatte
— wenn Ben nicht selbst derjenige gewesen war, der sie mit zurückgebracht
hatte. War es möglich, daß der Finanzchef dem Mörder in das Backsteinhaus
gefolgt war und tatsächlich dicht daneben gestanden hatte, als die Schale
umgeworfen wurde? Hätte er genug Nerven gehabt, um einen Killer dabei zu
ertappen, wie dieser eine Leiche ablud?
    Nein, aber er konnte durchaus versucht
haben, einen Studenten zu ertappen, der einen Witz zu weit trieb, und so sollte
schließlich die ganze Szene wirken. Er konnte in die Situation geraten sein,
ohne zu wissen, daß er irgend etwas riskierte außer seiner Würde. Er konnte
sich hinter der Etagere versteckt und die Murmeln selbst verstreut haben bei
dem Versuch, den Wichtel zu erwischen, oder eher, ihm zu entkommen. Es sähe ihm
ähnlich, danach Stillschweigen zu bewahren und ein Solospiel zu machen,
insbesondere, wenn er nicht wußte, wer unter der Verkleidung steckte, aber
dennoch glaubte, es herausfinden zu können. Es war auch typisch für Cadwall, zu
glauben, er könnte den Übeltäter festnageln, bevor der Killer ihn erwischte.
    Bedeutete das, daß Ben einen handfesten
Hinweis auf die Identität des Wichtels in die Finger bekommen hatte? Shandy
beschleunigte seinen Schritt. Wenn ja, mußte das Beweisstück in seinem
Schreibtisch im Büro liegen, diesem Allerheiligsten, wo nicht einmal seine
Sekretärin zu stöbern gewagt hätte. Da das Büro gleich nach der Entdeckung der
Leiche verschlossen worden war, bestand die Chance, daß es noch da war.
    Normalerweise hatte Grimble jetzt
Dienstschluß, und seine Gnome würden nie wagen, in seiner Abwesenheit einen
Schlüssel

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