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Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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würde
gefeuert, aber das würde nichts aufklären. Shandy war kein rachsüchtiger Mann, sondern
bloß ein guter Farmer. Wenn ein Hund anfing, Lämmer zu reißen, mußte man ihn
von den Schafen fernhalten. Aber man erschoß den Hund nicht, bevor man nicht
von seiner Schuld überzeugt war.
    Obwohl ihm die Aufgabe ganz und gar
nicht paßte, schlich Shandy auf Zehenspitzen zur Tür des inneren Büros und
preßte sein Ohr gegen den Spalt. Es nutzte nichts. Am Türfalz waren
Isolierstreifen angebracht, um den Zug von der ständig offenen Außentür
abzuhalten, aber vielleicht auch, um die Geräusche von innen zu dämpfen, denn
der Raum, in dem Shandy stand, schien warm genug zu sein. Er begann, seinen
Mantel aufzuknöpfen, dann knöpfte er ihn wieder zu. Wenn schon das äußere Büro
so temperiert war, mußte die innere Kammer, wenn man es recht bedachte, ein
ziemlich heißes Fleckchen sein. Vielleicht hatten sie ein Fenster nach hinten
geöffnet. Erschöpft ging er wieder hinaus, um sich den Elementen zu stellen.
Etwas schlug hart auf seinen Kopf, und er wußte nichts mehr.
     
     
     

Zweiundzwanzigstes
Kapitel
     
     
     
     
     
     
     
    S ie sind verhaftet.«
    Shandy öffnete ein Auge, bekam eine
Schneeflocke mitten auf die Hornhaut und schloß es wieder. »Wovon zur Hölle
reden Sie?« Er hatte Mühe zu sprechen, und das schien daran zu liegen, daß
jemand auf seiner Brust saß.
    »Ich nehme eine Notverhaftung vor.
Liegen Sie still, oder ich verpass’ Ihnen eine.« Die Stimme war jetzt
erkennbar. Sie gehörte Shirley Wrenne.
    »Shirley«, setzte er gereizt an, »hast
du —«
    »Also Peter Shandy! Ich muß schon
sagen, du bist fast der letzte, von dem ich erwartet hätte, ihn beim Spionieren
im Wachbüro zu erwischen.«
    »Ich habe nicht spioniert, verdammt
noch mal!«
    Das hatte er zwar, aber das gehörte
nicht zur Sache. »Runter von mir, du freches Biest.«
    »Nein. Ich bleibe hier sitzen, bis
Grimble kommt.«
    »Grimble kommt nicht. Er ist
beschäftigt.«
    »Dann bist du in Schwierigkeiten,
Shandy.«
    Shandy strampelte, um unter dem nicht
unbeträchtlichen Gewicht hervorzukommen, vermied mit knapper Not, eine
gescheuert zu bekommen wie versprochen, und schaffte es schließlich, seine
wütende Kollegin in eine Schneewehe zu werfen. Miss Wrenne klammerte sich an
seinen linken Knöchel und hatte es beinahe geschafft, ihn seiner Hose zu
entledigen, als die Lichter im Wachbüro angingen und Grimble tatsächlich
erschien.
    »Was ist hier los?«
    »Ich verhafte ihn.«
    »Warum zum Teufel?«
    »Er hat spioniert.«
    »Sie ist betrunken.«
    »Langsam, langsam. Einer nach dem
anderen, verdammt. Okay, Miss Wrenne, was soll das Trara?«
    »Ich habe ihn erwischt, wie er
versuchte, ins Wachbüro einzubrechen, und ihm eins übergebraten. Er ist ein
Saboteur.«
    »Ich bin weder Saboteur«, sagte der
Professor mit dem letzten Rest an Würde, »noch habe ich versucht, ins Wachbüro
einzubrechen.«
    »Erzähl das den Bullen, du Rowdy.«
    »Also Moment mal«, sagte Grimble. »Wir
wollen nichts überstürzen. Was haben Sie gemacht, Professor?«
    »Ich habe Sie gesucht«, antwortete
Shandy wahrheitsgemäß.
    Miss Wrenne schnaubte. »Die Tür ist auf
der anderen Seite, falls du das nicht bemerkt haben solltest.«
    Shandy wurde klar, daß Angriff seine
beste Verteidigung war. »Übrigens, was hast du denn hier gemacht, Shirley?«
    »Saboteure gesucht.«
    »Na«, schnappte er, »während du
herumstrolchst und unschuldige Fakultätsmitglieder verprügelst und
niederschlägst, stecken die Saboteure vermutlich gerade Präsident Svensons
Pyjama in Brand. Wenn du schon im Schnee Räuber und Gendarm spielen mußt, warum
gehst du nicht dahin, wo was los ist?«
    »Ja, das stimmt«, sagte Grimble.
»Nichts für ungut, Miss Wrenne, aber wir haben heute nacht überall Wachleute.
Warum gehen Sie nicht nach Hause und schlafen ein bißchen? Nett von Ihnen, daß
Sie sich so um alles kümmern«, fügte er höflich hinzu.
    Sie war nicht in der Stimmung für
Artigkeiten. »Wollen Sie ihn nicht wenigstens verhören?«
    »Ja, das werde ich. Professor, Sie
gehen ins Büro. Ich komme zurück, sobald ich Miss Wrenne auf den Hügel gebracht
habe.«
    »Bemühen Sie sich nicht«, zischte die
Frau. »Ich komme allein zurecht, danke sehr.«
    Sie verschwand im Sturm, und Shandy
glitt dankbar zurück ins Wachbüro. Er sah sich nach der Wichtelmaske um, aber
sie war nicht zu sehen. Er setzte sich auf den Stuhl, wo sie gelegen hatte, und
fing an, Schnee aus seinen

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