Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
Tropfen seien das einzige, was
ihm je geholfen habe. Dr. Melchett hat versucht, ihm zu erklären, daß es die
Nasentropfen waren, die den Schnupfen verursachten, aber er hat Ben natürlich
nie dazu gekriegt, das zu glauben.«
    »Hat er sie benutzt, sobald er ins Büro
kam?«
    »Das nehme ich an, wenn er so aus der
Kälte hereinkam. Im allgemeinen tat er das.«
    Shandy hatte eine Idee. »Hat er sie
auch nach der Beisetzung genommen, als wir praktisch alle auf einmal in Ihr
Haus kamen?«
    »Das nehme ich an. Ich hatte da gerade
soviel im Kopf, daß ich mich nicht erinnern kann.«
    »Angenommen, er tat es, wäre er eher
ins Bad oder irgendwohin gegangen und hätte die Tür geschlossen, oder hätte er
sich das Zeug einfach eingeträufelt, wo auch immer er sich gerade befand?«
    »Ach, Sie kennen Ben. Er hätte nie eine
Chance verpaßt, sich vor einem Publikum zu produzieren. Kein Kranker hat je die
Gesellschaft so geliebt wie er. Es ist der Brandy, der da redet, nicht ich.«
    Der Professor nickte. »So daß ohne
Zweifel zumindest ein paar Leute mit einem Vortrag über Nasentropfen beglückt
worden sind. Ich möchte behaupten, ich habe ihn nicht gehört, aber ich war zu
sehr mit Tim beschäftigt. Das bedeutet, daß jeder dort den Einfall hätte haben
können, eine Flasche derselben Marke zu kaufen, sie mit Taxin zu versetzen und
in Bens Schreibtisch zu schmuggeln, praktisch mit der Gewißheit, daß er sich am
nächsten Morgen Gift in die Kehle pumpen würde.«
    »Ja, ich glaube schon, wenn einer ins
Büro gelangt wäre. Aber wie sollte er? Ben hat immer so sorgfältig
abgeschlossen, selbst wenn er mal aufs Klo ging.«
    »Und seine Sekretärin?«
    »Nicht Myrnette Woodruff«, sagte Hannah
entschieden. »Außerdem ist sie seit Heiligabend mit Grippe im Bett — ich habe
sie angerufen, um ihr wegen Jemimas Beerdigung Bescheid zu sagen, und sie war
zu krank, um zu kommen. Es war ihr furchtbar peinlich, sie zu verpassen. Sie
müssen sich auch nichts Komisches wegen ihr und Ben einbilden. Ihr Mann ist
Master of the Grange, also Vorsitzender der Bauernschaft, und vergangenen
Oktober haben sie Silberne Hochzeit gefeiert. Ihre Tochter hat ihnen eine
reizende Party gegeben, und ich und Ben waren eingeladen. Das ist ein
wunderbarer Brandy, muß ich sagen.«
    Sie leerte ihr Glas und schaute
hoffnungsvoll. Gegen seine Neigung füllte Shandy ihr nach. Dieses Gespräch war
wohl vergebliche Liebesmühe. Wenn sie irgend etwas Wertvolles zu berichten
hätte, hätte es der scharfe Bursche von der Staatspolizei sicherlich aus ihr
herausgekriegt. Aber man wußte ja nie. Er goß sich selbst noch ein bescheidenes
Schlückchen ein und lehnte sich im Sessel zurück.
    »Hannah«, sagte er unvermittelt, »hat
Jemima je irgend etwas davon erwähnt, daß Bücher aus der Sammlung Buggins
genommen wurden?«
    »Das ist eine komische Frage. Aber wenn
ich es recht bedenke, hat sie das. Sie schwafelte einmal davon, dafür zu sorgen,
daß er es zurückbringt.«
    »Daß wer es zurückbringt.«
    »Ach, Peter, wie können Sie erwarten,
daß ich mich an so etwas Dummes erinnere, bei allem, was sonst noch passiert
ist? Jemima war immer wegen irgendwas in Rage.«
    »Um Gottes willen, Frau, versuchen Sie
es!«
    »Schreien Sie mich nicht so an! Ben hat
nie geschrien. Er konnte manchmal ziemlich fies werden, aber seine Stimme hat
er stets leise gehalten.«
    »Es tut mir leid, Hannah, aber Sie
müssen sich erinnern! Verdammt, derjenige, der das Buch genommen hat, ist
wahrscheinlich der Mörder Ihres Mannes!«
    »Das ist das Blödeste, was ich je
gehört habe.«
    Mrs. Cadwall setzte ihr zweimal
geleertes Glas ab und begann, sich aufzurappeln. »Ich will nicht unhöflich
sein, Peter, ich schätze wirklich, was Sie für mich getan haben, aber ich muß
schon sagen, daß Sie in letzter Zeit ein paar furchtbar abseitige Ideen haben.
Diese Plastikrentiere zum Beispiel. Jetzt verstehen Sie mich bitte nicht
falsch, aber wenn ich Sie wäre, würde ich ein nettes, ruhiges Gespräch mit Dr. Sidman
führen.«
    Sie war aus der Tür, bevor Shandy sich
einen Weg ausdenken konnte, sie davon zu überzeugen, daß er keinen Psychiater
brauchte. Vielleicht brauchte er doch einen, denn eine wildere Idee als je
zuvor drängte in sein Hirn. Er vergaß, was Mrs. Lomax sagen würde, wenn sie die
klebrigen Gläser auf dem Walnußtisch fände, schnappte sich seinen abgewetzten
Kittel und eilte auf dem kürzesten Weg zum Verwaltungsgebäude.
    Miss Tibbett war nur zu froh, Professor
Shandy ihre

Weitere Kostenlose Bücher