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Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Überzeugung ist, daß
es, ungeachtet des gegenteiligen Augenscheins, nicht Shirley Wrenne gewesen
sein kann, die mit Grimble, eh, eingeschlossen war.«
    »Natürlich nicht«, meinte Helen. »Wenn
sie es gewesen wäre, hätte sie nicht auf den ersten Mann eingedroschen, dem sie
begegnete. Sie hätte sich aus dem Staub gemacht, was die andere Frau bestimmt
getan hat, während ihr draußen eure Schlägerei hattet, nicht weil sich Frauen
heutzutage schämen würden, Sex zu haben, sondern weil sie dich nicht wissen
lassen wollte, daß sie es mit Grimble trieb. Er ist nicht gerade ein
Märchenprinz.«
    »Ich habe versucht, mir zu überlegen,
wer am College sich einen Mann wie ihm, eh, hingeben würde. Sie müßte es schon
bitter nötig haben.«
    »Oder ein echtes Mir-egal-Mädchen
sein«, sagte Helen. »Ich mache mich an ein paar Sekretärinnen heran, wenn du
willst. Sie sind immer diejenigen, die wirklich wissen, was vor sich geht.«
    »Da wäre ich dir dankbar«, erwiderte
Shandy. »Jede neue Entdeckung scheint mich weiter zurückzuwerfen.«
    »Unsinn, du bist derjenige, der
überhaupt etwas Konstruktives tut. Komm, laß mich dir noch Kaffee einschenken.«
    Eine selige Sekunde lang war Shandy
Thorkjeld Svenson, der die Hand nach der Tasse ausstreckte, von der er wußte,
das Sieglinde sie bereithielt. Nicht auf den Kaffee kam es dabei an, sondern
auf die Fürsorge. Helen zeigte nur normale Höflichkeit, aber man konnte ja noch
träumen, selbst wenn man ein Mann von sechsundfünfzig Jahren war und fast mit
Sicherheit eine garstige Grippe in den Knochen hatte. Er trank den Kaffee.
    »Nach all deinen Abenteuern«, sagte
Helen, »komm ich mir albern vor, dir von meinem eigenen kleinen Rätsel zu
erzählen. Ich dachte, es könnte möglicherweise etwas bedeuten, aber —«
    »Erzähl es mir trotzdem«, drängte Shandy.
    »Ja, es ist bloß — Peter, ich muß dir
gestehen, daß ich diese blöde Angewohnheit habe, Sachen zu zählen. Man kann
mich einfach nicht zwei Minuten mit mehr als drei zusammenhängenden
Gegenständen alleine lassen, ohne daß ich mich ertappe, wie ich sie zusammenzähle.
Es ist fürchterlich.«
    »Ich habe es immer für eine Quelle des
unschuldigen Vergnügens und manchmal sogar der Erleuchtung gehalten«, sagte
Shandy.
    »Peter, nein!«
    »Doch. An der Kette, die du gestern
abend getragen hast, sind vierundsiebzig Perlen.«
    »Fünfundsiebzig. Eine kleine sitzt im
Verschluß, der sie meist verdeckt, so daß du sie nicht sehen konntest. Oh,
Peter!«
    Sicherlich hatten noch nicht einmal
Thorkjeld und Sieglinde solch einen Moment durchlebt. Als die Sterne aufhörten,
durchs Firmament zu wirbeln, sprach Shandy weiter.
    »Du sagtest gerade —«
    »Ach ja. Wie ich, glaube ich, gestern
abend erwähnte, ließ mich Dr. Porble gestern nachmittag nur kurz in den
Buggins-Raum. Es gab sowieso nicht viel, was ich in den paar Minuten tun
konnte, also stand ich herum wie ein Trottel — Entschuldigung, Genosse — und
habe sie gezählt. Und es hat soviel Spaß gemacht, daß ich heute morgen, als ich
wieder dort hineinkam —«
    »Sie nachgezählt hast, wie jeder
vernünftige Mensch es tun würde. Wie viele?«
    »Das ist mein Rätsel. Gestern waren
zweitausendsechshundertachtunddreißig da. Heute sind es
zweitausendsechshundertdreiunddreißig. Und der Raum war verschlossen, und
keiner außer mir ist drin gewesen.«
    »Das ist seltsam.«
    Der Professor verspeiste nachdenklich
einen Bissen Pastete. »Es ist nicht vielleicht möglich, daß —«
    »Ich mich verzählt habe? Würdest du
das?«
    »Verflucht der Gedanke!«
    »Da siehst du, du bist bei der bloßen
Unterstellung schon entrüstet. Wir leidenschaftlichen Zähler verzählen uns
nicht. Selbst wenn ich zufällig eins übersprungen hätte, hätte ich doch nicht
ganze fünf große, dicke Bücher übersehen können, oder?«
    »Unmöglich.«
    »Wohin also sind sie verschwunden?«
    »Du unterstellst, daß sich jemand mit
einer noch nicht bekannten Methode Einlaß verschafft und sie gemopst hat?
Angesichts dessen, daß in all den Jahren niemand freiwillig diese Örtlichkeit
betreten hat, geschweige denn Bücher mitgenommen —«
    »Woher wissen wir das?«
    Shandy legte seine Gabel hin. »Wir
wissen es nicht, oder?«
    »Hätte Jemima es gewußt?«
    »Wenn überhaupt jemand, dann sie.
Glaubst du, es besteht die Möglichkeit, daß irgendeines dieser Bücher etwas
wert ist?«
    »Das frage ich mich. Die Sammlung ist
alt, Peter, viel älter, als man mir vorgemacht hat. Ich

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