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Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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nicht, dich zu drängen, Helen. Ich lockere,
eh, einstweilen nur den Boden. Für einen Farmer der natürliche erste Schritt.«
    »Dann habe ich Zeit, es mir zu
überlegen?«
    »Natürlich. Es, eh, macht dir nichts
aus, wenn ich die Tage zähle?«
    »Ich wäre enttäuscht, wenn du es nicht
tätest. Ich glaube, ich gehe jetzt besser. Danke, Peter.«
    Zumindest war es keine direkte Absage.
Shandy nahm Abstand davon, ihr anzubieten, sie auf den Hügel zu begleiten, und
setzte sich an seinen Schreibtisch. Er mußte seine Gedanken sammeln. Er nahm
Papier und Stift zur Hand und fing an, eine Liste zu machen. Vielleicht, weil
sein Trachten in diese Richtung lief, lautete die erste Frage, die er
niederschrieb: »Warum sollte eine Frau im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte
sich mit Grimble einlassen?« Er konnte nur zwei mögliche Erklärungen sehen:
Entweder sie war tatsächlich verdammt arm dran, oder sie wollte etwas von ihm,
das sie auf keine andere Weise kriegen konnte.
    Die einzige Sache, die Grimble, aber
niemand sonst hatte, war das Schlüsselbrett in seinem Privatbüro. War es
wirklich möglich, daß eine der Damen, die Shandy kannte — denn sie mußte sowohl
irgendwie mit dem Crescent als auch mit dem College zu tun haben — , sich dazu
bringen könnte, solch eine Tat zu begehen?
    Für fünftausend Dollar? Viele Frauen
hätten es für weniger getan, und Gott allein wußte, wie viele Bücher aus der
Sammlung Buggins schon verhökert worden waren. Selbst bei halsabschneiderischen
Preisen mußte die Beute enorm sein. Fand die Plünderung schon seit längerem
statt, oder war es der drohende Erfolg seiner eigenen langen Kampagne, die
Bücher in Umlauf zu bringen, die überhaupt erst jemanden dazu inspiriert hatte,
die Schätze vorab zu ernten?
    Er wünschte, er würde nicht immer auf
die Wahrscheinlichkeit zurückkommen, daß er selbst für die ganze verflixte
Ereigniskette verantwortlich war. Verbissen wandte sich Shandy einer anderen
Frage zu. Er schrieb gerade: »Wer hat meinen Nikolaus gestohlen?«, als es an
der Tür schellte.
    Es war eine Frau, und einen verzückten
Moment lang glaubte er, Helen sei zurückgekommen, um Ja zu sagen. Sie stellte
sich allerdings als Hannah Cadwall heraus.
    »Peter, ich bin gekommen, um mich zu
bedanken, daß Sie mich aus dem Gefängnis losgeeist haben. Der Präsident sagt,
Sie sind die ganze Nacht aufgeblieben, um in Bens Nasentropfen nach dem Taxin
zu suchen.«
    »Es mußte irgendwo sein.«
    »Aber zu denken, daß Sie das für mich
tun würden! Peter, das wußte ich ja gar nicht.«
    Oh Gott, da war wieder dieser Blick,
und dabei war der Gatte noch nicht mal unter der Erde. Shandy wich einen Schritt
zurück.
    »Aber keineswegs«, erwiderte er steif.
»Ben war ein Kollege, und ich fühlte, daß ich Ihnen etwas schuldig war für die
kompetente Art, wie Sie Jemimas Bestattung arrangiert haben.«
    »Ach so.« Hannah bemühte sich, nicht
enttäuscht zu wirken. »Die arme Jemima hatte ich ganz vergessen. Na, ich möchte
behaupten, daß die Erfahrung mir gut zupaß kommt, jetzt, wo ich das gleiche
nochmal für Ben machen muß. Harry der Ghoul sollte mir Rabatt geben.«
    Sie fing an, ein wenig hysterisch zu
lachen. Shandy erinnerte sich an den Brandy, und sie beruhigte sich.
    »Ja, ich glaube, ich nehme einen.
Vielleicht vertreibt er den Geschmack der Gefängniskost. Peter, ich kann Ihnen
einfach nicht sagen, wie gräßlich es war.«
    Trotzdem machte sie alle Anstalten
dazu. Shandy brauchte eine Weile, sie dazu zu bringen, auf eine andere Spur
umzuschalten.
    »Hannah, haben Sie die blässeste
Ahnung, wer Ihren Mann umgebracht haben könnte?«
    »Nein, fangen Sie nicht damit an.
Siebzehn verschiedene Polizisten haben mich das heute morgen gefragt, sobald
Dr. Svenson wie der Minotaurus hereingestürmt kam und sie die Zelle
aufschließen ließ. Natürlich weiß ich das nicht. Wenn doch, glauben Sie, ich
hätte es nicht geschafft, mich gar nicht erst verhaften zu lassen?«
    »Aber zum Kuckuck, Sie müssen etwas
wissen. Sie haben mit dem Mann gelebt. Wo hat Ben seine Nasentropfen geholt?«
    »Im Drugstore, nehme ich an, oder beim
billigen Jakob, wenn wir in der Stadt einkaufen waren. Es ist eine verbreitete
Marke, die man überall kaufen kann. Er bewahrt sie immer — bewahrte, ich kann
mich immer noch nicht daran gewöhnen — , jedenfalls hatte er immer zwei, eine
für zu Hause und eine fürs Büro. Ben hatte schreckliche Probleme mit seinen
Nebenhöhlen, wissen Sie. Er behauptete, diese

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