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Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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Jetzt war es offenbar so weit. Etwas Schreckliches würde passieren.
    Der Mann zog das Scheunentor auf und stieß Sanna hinein. Im Innern waren die Überreste der Party zu sehen, die hier gefeiert worden war. In der Mitte brannte ein Feuer, schummrige Lampen erhellten den Rest. Sofas und alte Sessel standen herum. Überall leere Gläser. Sektflaschen und ein Kasten Bier. Drei Männer waren noch anwesend, sie lümmelten sich auf den Sesseln. Es roch nach Sex. Ihr wurde übel.
    Die Männer unterhielten sich, sie lachten. Eine Bierflasche wurde weitergereicht. Als wären sie hier, um Doppelkopf zu spielen. Scheinbar ganz normale Typen, die aussahen wie Familienväter aus Tante Renates Nachbarschaft. Sanna wollte nicht glauben, wie banal das alles auf den ersten Blick wirkte. Als sie eintrat, verstummten die drei verbliebenen Männer. Neugierig betrachteten sie Sanna. Sie fragte sich, welcher von ihnen wohl Jakobs Psychiater war.
    Sie blickte sich in der Scheune um. Jakob war nirgends zu sehen. Auf dem Metallbett lagen Ketten und Lederriemen. Da war auch Blut. Dunkelrote Feuchtigkeit leuchtete im Wiederschein des Feuers. Was hatte Jakob hier erleiden müssen? Und wo war er?
    »Meine Herren? Jetzt, wo unsere Freunde weg sind, kommen wir zum gemütlichen Teil. Hier ist sie: Sanna Marquart.«
    Der Mann hinter ihr stieß den Lauf der Pistole in ihren Rücken. Sanna stolperte weiter. Die Männer, die auf irritierende Weise gewöhnlich aussahen, folgten ihr mit interessierten Blicken. Sie hatte keine Ahnung, was mit ihr passieren würde. Sie musste sich etwas einfallen lassen. Sie durfte das nicht zulassen.
    Da entdeckte sie Jakob. Er saß mit freiem Oberkörper auf dem Boden an einem Balken. Was sie auch immer mit ihm gemacht hatten, er lebte. Auf seiner Haut glänzten Schweiß und Blut. Er saß breitbeinig da, sein Gesicht war starr wie eine Maske.
    »Heute wird seine Initiation stattfinden«, sagte der Mann hinter ihr. »Das wird die Krönung meiner Experimente mit ihm sein. Er wird vom Opfer zum Täter aufsteigen. Durch absolute Kontrolle. Ich werde ihn dazu bringen, einen Menschen zu töten.«
    Sanna verstand, was er damit sagen wollte. Jakob war dazu abgerichtet worden, sie zu töten. Sie wäre das Opfer, das seine sogenannte Initiation darstellte.
    »Sie werden erleben, wie viel Macht ich über ihn habe, Frau Marquart. Er wird Sie töten. Und zwar mit seinem rostigen Taschenmesser. Unschön, das Ganze, zugegeben. Aber Jakob besitzt dieses Messer schon, seit er ein kleiner Junge ist. Das verstehen Sie doch, oder? Es wird sich halt ziemlich gut neben ihrer Leiche am Baggerloch machen, das Messer. Das können wir Ihnen also leider nicht ersparen. Ein Gemetzel, ja. Aber alles voller Spuren von Jakob.«
    Sanna blickte ängstlich zu Jakob, aber sein Gesicht befand sich im Schatten.
    »Eine Schande, dass er danach selbst sterben muss«, meinte der Mann mit dem Basecap. »Wo er heute von mir zur Perfektion gebracht wird. Aber so ist es nun mal. Schließlich hat er nach dem Mord am Baggerloch Selbstmord begangen. Wie könnte er da noch hier in Marienbüren herumlaufen?«
    Jakob stand auf. Er trat näher. Seine Augen waren dunkel und unergründlich. Die drei Männer betrachteten das Ganze. Sanna konnte es immer noch nicht glauben. Die Typen sahen aus wie ein Haufen ganz normaler Spießer. Hockten dort und schwiegen, als säßen sie im Kino. Als ginge sie das alles gar nichts an. Keiner von ihnen sagte etwas. Keiner würde ihr helfen.
    Der Typ mit dem Basecap ließ die Pistole sinken. Sanna spürte einen eisernen Griff im Nacken. Dann drückte er sie zu Boden. Er zwang sie, vor Jakob niederzuknien.

18
    An der Decke flackerten die Leuchtstoffröhren auf. Kaltes Licht flutete den Raum. Von draußen schlug Regen gegen die Fensterscheiben. Böttger trat an den Aktenschrank, zog den Schlüssel hervor und öffnete das Schloss. Dann griff er nach einer Flasche Wodka, die er für alle Fälle gebunkert hatte.
    »Für Sie auch einen Schluck?«, fragte er.
    Die Schulte schüttelte den Kopf. »Nein, danke.«
    Sie stieß sich vom Türrahmen ab, trat ein und nahm an seinem Besuchertisch Platz. Sie betrachtete Böttger, der sich einen Schluck genehmigte.
    »Diese Yoga-Lehrerin, die mit Jakob unterwegs ist«, begann sie. »Sanna Marquart. Sie und Jakob sind auf der A2 unterwegs, oder?«
    »Nein, da sind sie längst runter. Seit ein paar Stunden haben wir keine Spur mehr von ihnen. Wir haben sie verloren. Frau Marquarts Handy ist ausgeschaltet,

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