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Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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seine Hände ineinander, damit Sanna mit ihrem Fuß hineinsteigen konnte. Eine Räuberleiter. Sie zögerte nicht und schwang sich hoch. Ein dicker Ast ragte über den Zaun hinweg. Sie legte sich quer darüber und reichte Jakob die Hand.
    Plötzlich wurden sie in grelles Licht getaucht.
    »Da sind sie!«, rief jemand. »Wir haben sie!«
    Jakob griff nicht nach ihrer Hand. Er blieb einfach stehen.
    »Lauf, Sanna! Beeil dich!«
    »Nein! Gib mir deine Hand!«
    Er blickte sich hektisch um. Die Männer näherten sich.
    »Komm schon!«, rief Sanna in den Regen.
    Er zögerte, dann packte er ihre Hand. Sanna zog ihn zu sich hoch. Dürr wie er war, wog er kaum mehr als sie selbst. Er griff nach dem Ast, auf dem sie saß, und schwang sich hinauf. Ein Schuss ertönte. Holz splitterte aus dem Stamm, nur Zentimeter von Sannas Kopf entfernt. Sie robbte den Ast entlang und ließ sich auf der anderen Seite ins Gras fallen. Die wassergetränkte Wiese schmatzte unter ihrem Gewicht. Ein weiterer Schuss, und Jakob fiel neben ihr ins Gras. Einen furchtbaren Moment lang dachte Sanna, er wäre getroffen worden, doch dann war er schon auf allen vieren, nahm ihre Hand und robbte vom Zaun weg. Sie erreichten einen Strauch und gingen in Deckung.
    Das Eisentor öffnete sich. Zwei Männer verließen das Gelände und umrundeten den Zaun, um die Verfolgung aufzunehmen. Ein Wagen rollte langsam auf den Schotterweg. Das musste der dritte Mann sein. Sanna starrte mit weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit vor sich. Ein Blitz zuckte am Himmel. Für eine Sekunde wurde die Kuhweide in ein gespenstisches weißes Licht getaucht. Eine weite Ebene, die sich bis zum Hang hinaufzog, wo der Wald begann. Es folgte ein Donnerrollen, und die Wiese tauchte wieder in Finsternis.
    »Los, weiter!«, sagte Jakob.
    Er nahm sie an die Hand und sprang auf. Sie liefen scheinbar ins Nichts. Sanna sah sich nicht um. Regen prasselte in ihr Gesicht. Einmal rutschte sie aus und fiel der Länge nach hin. Jakob half ihr auf, und es ging weiter. Hinter ihnen waren Lichter auf der Straße. Das Auto fuhr an der Wiese entlang. Es kam näher.
    »Schneller, Sanna! Wir müssen in den Wald!«
    Am Straßenrand wurde das Gatter geöffnet, und der Wagen steuerte jetzt direkt auf die Wiese zu. Sanna wurde von den Scheinwerfern geblendet und geriet ins Straucheln. Der Wagen hielt, und eine Silhouette trat ins Licht. Im nächsten Moment ertönte ein Schuss.
    Eilig lief sie weiter. Vor ihnen begann der Wald, nur noch wenige Meter. Wieder ein Schuss. Sanna dachte nicht nach. Mit einem Satz schwang sie sich über den Elektrozaun und stolperte ins Unterholz. Zweige peitschten ihr ins Gesicht. Sie rutschte über eine moosbewachsene Wurzel und landete auf dem Bauch. Auf allen vieren kroch sie über das schlammige Laub. Jakob war direkt hinter ihr.
    »Wir haben es geschafft!«, keuchte er. »Wir sind außer Schussweite.«
    Sanna ließ sich mit dem Hintern auf den nassen Boden fallen. Sie atmete ein paarmal durch, gönnte sich eine Pause. Wolfgang Blank. Das Bild ging ihr nicht aus dem Kopf. Sie hatte ihn getötet.
    »Komm, weiter«, sagte Jakob.
    »Hier lang.«
    Sanna stand auf. In der Dunkelheit suchte sie nach Jakobs Hand. Sie war nass und eiskalt. Wieder flackerte ein Blitz am Himmel. Der nächtliche Wald nahm für Sekunden sichtbare Gestalt an. Zwischen den Baumstämmen schwebte Regendunst. Farnkraut bedeckte den Waldboden. Darüber hingen schwere Zweige und moosbewachsene Äste. Ein Hang führte hinauf. Schotter und Felsbrocken waren sichtbar. Dazwischen Moos, Geröll und kleine Bächlein.
    Der Blitz war erloschen. Alles verlor sich in der Dunkelheit. Ein lautes Donnern ertönte. Der Wind rauschte in den Baumkronen, überall fiel Wasser herab. Jakob ging voran, und Sanna folgte ihm. Es ging bergauf. Auf dem schlammigen Grund geriet sie ins Rutschen. Ein paarmal musste sie sich an Zweige klammern, um nicht den Halt zu verlieren. Doch schließlich erreichten sie einen Felsen, von dem aus sie die Umgebung einsehen konnten. Sanna blieb stehen und blickte sich um.
    Der Hof war nur noch ein kleiner Fleck. Lichter brannten. Da waren die Scheune und das Wohnhaus. Kein einziges Auto. Sie ließ den Blick schweifen. Auch auf der Straße waren keine Schweinwerfer zu sehen.
    »Glaubst du, sie haben aufgegeben?«, fragte sie.
    »Nein. Bestimmt nicht. Besser, wir gehen weiter.«
    Sie kletterten vorsichtig vom Felsen herunter.
    »Wohin gehen wir?«, fragte sie.
    »Nach Marienbüren. Wohin sonst?«
    »Kennst

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