Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
Vom Netzwerk:
du denn den Weg?«
    »Das hoffe ich. Komm schon.«
    Im stockfinsteren Wald ging es nur tastend voran. Rutschige Stämme, aufgeweichtes Moos, Dornenzweige, Farnkraut. Das Gewitter zog langsam ab, doch der Regen hielt unvermindert an. Überall im Wald rauschte und tropfte und plätscherte es. Ein entferntes Grollen war zu hören, dann wurde es ruhig.
    Nach einer Weile erreichten sie eine Lichtung. Ein Wetterleuchten erhellte die Ebene vor ihnen. Gras und Wildblumen wucherten, eine einzelne Birke stand darauf.
    »Ich weiß, wo wir sind«, sagte Jakob. »Jetzt ist es nicht mehr weit.«
    Er ging voran, Sanna blieb dicht hinter ihm. Regen und Kälte störten sie nicht mehr. Wie es aussah, waren sie entkommen. Sobald sie in Marienbüren wären, würden sie die Polizei rufen. Alles würde gut werden.
    Sanna ertastete Jakobs nassen und eiskalten Oberkörper. Von einem plötzlichen Glücksgefühl übermannt, umarmte sie ihn stürmisch. Sie spürte sein Lächeln in der Dunkelheit. Hand in Hand gingen sie weiter.
    Ein Blitz flackerte auf, nicht mehr so stark wie zuvor, doch er reichte aus, um die Ebene in schwaches Licht zu tauchen. Da war der Umriss einer Gestalt. Bevor das Licht erlosch, erkannte Sanna eine zweite. Und eine dritte. Sie waren hier. Bewegten sich wie Raubtiere, die ihre Beute einkreisten. Die Wiese tauchte wieder in Dunkelheit ab. Ein leises Grummeln ertönte, dann war da nur noch das Prasseln des Regens.
    Sanna und Jakob erstarrten. Sie fixierten die sie umgebende Schwärze. Wasser rann an ihren Gesichtern herab. Doch da war nichts. Kein verdächtiges Geräusch. Trotzdem. Sie waren dort. Die Männer hatten sie gefunden. Es gab keinen Zweifel.
    Jakob umklammerte Sannas Arm. Wie auf Kommando rannten sie los. Quer über die Lichtung. Regen schlug auf sie ein, der Boden federte unter ihren Tritten. Jakob stolperte über einen Stein, er fiel, rappelte sich auf und rannte weiter.
    Sie erreichten den Wald. Liefen ins Dornengestrüpp. Irgendetwas zerriss den nassen Stoff von Sannas Trainingshose. Sie befreite sich und lief weiter.
    Die Männer waren hinter ihnen. Die Dunkelheit war jetzt voller Geräusche. Da knackten Äste. Etwas platschte in eine Pfütze. Und wieder das Knacken von einem Ast, diesmal näher. Ein Zweig peitschte Sanna ins Gesicht. Sie ignorierte ihn und lief weiter, so schnell es eben ging.
    Plötzlich waren da Lichter. Sie hörte Motorengeräusche. Ein Auto fuhr durch den Wald. Dort war eine Straße. Direkt vor ihnen. Das musste die kleine Landstraße nach Marienbüren sein, die Sanna jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit entlangfuhr. Das Auto näherte sich. Es blieb keine Zeit zu überlegen. Sie mussten volles Risiko eingehen. Jakob sah das offenbar genauso, denn er rannte ebenfalls auf die Lichter zu.
    Aus der Dunkelheit heraus griff jemand nach Sannas Trainingsjacke. Sie hörte keuchenden Atem hinter sich. Der Mann packte den Stoff, doch seine Finger rutschten an der glatten Oberfläche ab. Sanna duckte sich unter einem Ast hindurch und rannte weiter. Hinter sich hörte sie Zweige peitschen.
    Jetzt hatten sie die Straße erreicht. Jakob sprang über den kleinen Wassergraben, der sich in einen reißenden Bach verwandelt hatte, und kletterte auf die Fahrbahn. Gerade noch rechtzeitig, denn das Auto raste bereits auf sie zu. Er stellte sich mitten auf die Straße und hob die Arme. Sanna sprang ebenfalls über den Graben. Sie rutschte am Ufer ab und geriet mit einem Bein ins eiskalte Wasser. Hinter ihr der dunkle Wald. Sie zog sich eilig an der Böschung hoch und stolperte zu Jakob auf die Straße.
    Das Auto bremste ab. Schließlich blieb es vor ihnen auf der Straße stehen. Die Scheinwerfer blendeten sie. Sanna hielt sich die Hand schützend über die Augen. Sie konnte nicht erkennen, wer im Wagen saß. Die Scheibenwischer flatterten über die Windschutzscheibe, doch dahinter war alles dunkel.
    Sie betete, dass es keiner der Männer war, die sie verfolgten. Langsam umrundete sie den Wagen und ging zur Fahrertür. Die Tür öffnete sich, und im Innern wurde es hell. Leise Musik drang aus dem warmen und trockenen Wagen. Es waren zwei Personen, die im Wagen saßen, ein Mann und eine Frau. Sannas Herz setzte einen Schlag aus. Sie erkannte den Mann, der den Wagen steuerte. Es war einer der Polizisten, die sie befragt hatten. Sein Name war Jens Böttger.

20
    Auf der Fensterbank stand ein altes Radio. Leise Popmusik erfüllte den Raum. Nebenan eine alte Kaffeemaschine, die lautstark Wasser aus dem Tank

Weitere Kostenlose Bücher