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Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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schlürfte. Das Aroma von frischem Kaffee zog herein. Es war stickig und warm in der Marienbürener Polizeiwache. Das war Böttger gleich als Erstes aufgefallen. Heinrichs, der Dienststellenleiter, hatte die Heizung aufgedreht, trotz der Jahreszeit. Er hatte sich offenbar seine ruhige und gemütliche Nachtschicht nicht vom Unwetter vermiesen lassen wollen.
    Doch mit der Gemütlichkeit war es nun vorbei. Böttger und die Schulte hatten ordentlich Leben in die nächtliche Wache gebracht. Das begonnene Solitärspiel auf Heinrichs’ Computerbildschirm war längst hinter dem Bildschirmschoner verschwunden. Er war nun damit beschäftigt, die Ereignisse zu sortieren. Böttger hatte mit seiner Hilfe die Straße zum Gehöft der Blanks absperren lassen. Ein Einsatzkommando war unterwegs. Er machte jetzt genau das, was Renate schon am Nachmittag von ihm verlangt hatte: den Hof der Blanks stürmen.
    Nebenan saßen Jakob und Sanna in Decken gehüllt auf einer Bank. Heinrichs’ Kollegin, eine junge Polizistin, die kaum älter war als Jakob, kümmerte sich um die beiden. Eine zupackende und gut gelaunte Blondine, die Scherze machte, dabei Tee kochte und Kekse organisierte. Sie strahlte so viel Sicherheit und Normalität aus, dagegen wirkten die beiden halb erfrorenen Gestalten auf der Bank beinahe unwirklich.
    »Nicht zu glauben, das Ganze«, murmelte Heinrichs. Er saß an seinem Schreibtisch, vor ihm die aufgeschlagene Bild -Zeitung und eine Plastikdose mit Butterbroten. »Wenn das Mädchen nicht dabei gewesen wäre, würde ich sagen, der Junge hat zu viel Fantasie.«
    Er sah zu Böttger und der Schulte auf, als überlegte er, ob diese Option nicht vielleicht doch das Naheliegenste wäre.
    »Ist das denn die Wahrheit, was die beiden erzählen?«
    Böttger hob die Schultern. »Abwarten. Der Einsatzleiter wird sich bei mir melden, wenn er mehr weiß. Ich denke aber, wir fahren gleich mal rüber und sehen uns die Sache an.«
    Die junge Polizistin trat herein. Sie rückte sich die Hose ihrer Uniform zurecht und lächelte Böttger an.
    »Schade«, sagte sie. »Da würde ich gerne mitfahren.«
    »Das lässt du schön bleiben«, sagte Heinrichs in väterlichem Tonfall. »Wer weiß, was da draußen los ist. Dafür bilden wir extra Leute aus, damit die so was machen. Sag mir lieber, wie es den beiden nebenan geht. Die machen inzwischen schon einen besseren Eindruck, oder nicht?«
    »Ich glaub schon. Ich habe Tee gekocht. Sie tauen langsam auf.«
    »Tee allein wird sie nicht aufwärmen«, sagte Heinrichs, beugte sich vor und zog eine kleine Flasche Rum aus seinem Schreibtisch. Er stellte sie auf die Tischplatte.
    »Gute Idee«, sagte sie und grinste. »Ihre Frau ist übrigens unterwegs. Sie hat gerade angerufen. In fünf Minuten ist sie hier.«
    Sie schnappte sich die Flasche und verließ das Büro. Böttger runzelte fragend die Stirn.
    »Meine Frau bringt ein paar Sachen«, erklärte er. Das schien ihm etwas peinlich zu sein. »Unser Sohn studiert in Aachen. Seine Schränke sind voller Klamotten, die dem Herrn nicht mehr trendig genug sind. Von der Größe her müssten sie passen. Deswegen hab ich meine Frau angerufen.«
    »Das ist sehr nett von Ihnen«, sagte die Schulte.
    Böttger sah zu der Bank hinüber. Den ersten Schock hatten die beiden offenbar überwunden. Wie es aussah, gab es keine ernsthaften Verletzungen. Ein paar Schrammen und Schürfwunden, das war alles.
    »Ich würde gern irgendwo ungestört telefonieren.«
    »Natürlich«, sagte Heinrichs und stand auf. »Kommen Sie, nebenan ist ein freies Büro.«
    Die Schulte sah ihn fragend an, doch er ignorierte sie. Heinrichs führte ihn in den Nebenraum und ließ die Leuchtstoffröhren aufflackern.
    »Fühlen Sie sich wie zu Hause«, sagte er.
    Böttger dankte, schloss die Tür und zog sein Handy hervor. Er wählte Renates Nummer. Diesmal sprang nicht ihre Mailbox an. Sie ging selber an den Apparat.
    »Jens? Bist du das? Ist was passiert?«
    »Nein, alles in Ordnung. Wir haben Sanna. Es geht ihr gut.«
    »Gott sein Dank. Wo ist sie? In Düsseldorf?«
    »Nein, sie ist nicht in Düsseldorf. Sie ist hier in Marienbüren.«
    Erstauntes Schweigen am anderen Ende.
    »Wie’s aussieht, hast du wohl recht gehabt mit deiner Vermutung«, gestand er ein. »Sanna war die ganze Zeit in Marienbüren. Die Familie Blank hat sie festgehalten.«
    »Die Familie Blank …?« Jetzt sprudelten die Fragen aus ihr heraus. »Und es geht ihr wirklich gut? Wo ist sie? Kann ich mit ihr sprechen? Ist sie bei

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