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Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Stefan Holtkötter
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Schulter, beugte sich vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Jakob blieb starr im Nieselregen stehen. Sein Blick ging in die Ferne, er wirkte plötzlich abwesend. Der Mann trat zurück. Er warf sich den Sack mit dem Beutegut über die Schulter und ließ Jakob stehen. Mit schnellen Schritten ging er über den Hof zum Tor.
    Der weiße Lieferwagen gehörte tatsächlich zu ihm. Er schwang sich hinters Steuer, ließ den Motor aufheulen und raste los. Sanna konnte nicht viel von dem Wagen erkennen. Sie war zu weit entfernt, um das Nummernschild entziffern zu können. Zudem waren die Fenster getönt, und den Namen einer Firma sah sie auch nicht. Wahrscheinlich gab es Hunderte solcher Lieferwagen in der Gegend. Sie würde der Polizei keine große Hilfe sein. Der Wagen beschleunigte, die Reifen quietschten und im nächsten Moment war er aus ihrem Blickfeld verschwunden.
    Sie blickte zum Gesindehaus. Jakob hatte sich wieder in Bewegung gesetzt. Er entfernte sich. Traumwandlerisch lief er auf den Garten zu. Er wirkte wie ferngesteuert. Der Wind fuhr durch das Blätterwerk einer Linde und ließ dicke Tropfen auf ihn niederfallen. Doch das schien er gar nicht zu bemerken. Sanna trat hinter der Hecke hervor.
    »Jakob!«, rief sie. »Alles in Ordnung?«
    Offenbar hörte er sie nicht. Sie begann zu laufen.
    »Jakob! Warte! Ich bin es, Sanna!«
    Nichts. Er bewegte sich am Bach vorbei, erreichte das schmiedeeiserne Gartentor und verließ das Gelände. Jenseits der Klostermauer begann der bewaldete Hang. Jakob schob die Zweige einer Esche zur Seite und verschwand im Unterholz. Augenblicklich hatte der Wald ihn verschluckt.
    Sanna spürte die Gefahr. Hier stimmte etwas nicht. Diese Begegnung zwischen ihm und dem Fremden, das seltsame Verhalten. Sie konnte nicht sagen, was genau passiert war, aber sie hatte kein gutes Gefühl dabei.
    Eilig lief sie hinterher. Sie erreichte ebenfalls das Gartentor. Die alten Scharniere quietschten laut. Sie huschte über das nasse Gras, das jenseits der Klostermauer wucherte, und stand schließlich vor der Esche, hinter der Jakob verschwunden war. Groß und dunkel erhob sich der Wald. Die Luft war feucht und roch würzig. Regendunst hing über dem Waldboden. Zwischen Farnkraut und Wurzeln lagen schlammige Senken. Überall tropfte und plätscherte es. Ein Vogel schrie.
    Sie zögerte. Doch dann sah sie einen weißen Fleck, der sich hinter den Stämmen bewegte. Das war Jakobs Hemd, was dort leuchtete. Er hastete den Hang hinauf, dann war er wieder verschwunden.
    Sie überlegte nicht lange und lief hinterher. Die dornigen Zweige eines Brombeerstrauchs rissen an ihrer Jogginghose. Sie schlitterte über glitschiges Moos und wäre beinahe gestürzt. Nach ein paar Metern waren Turnschuhe und Hosenbeine dreckverschmiert. Doch das störte sie nicht. Sie lief weiter.
    Jakob tauchte wieder auf. Er sprang durch kniehohes Farnkraut, stieß sich von einem Stamm ab, schlug einen Haken.
    »Jakob! Bleib doch mal stehen!«
    Sanna rutschte auf einer Wurzel aus und fiel der Länge nach ins nasse Laub. Blätter klebten in ihrem Gesicht. Ein herber, fauliger Geruch stieg vom Boden hoch. Vorsichtig raffte sie sich auf und wischte sich den Schmutz von der Wange.
    Jakob hatte die Hügelkuppe erreicht. Wenn sie sich nicht beeilte, war er endgültig fort. Es ging steil bergauf. Alles war nass und rutschig, sie musste aufpassen, wo sie hintrat. Trotzdem behielt sie ihr Tempo bei.
    Oben angekommen, entdeckte sie plötzlich eine Schneise im Wald. Eine kleine befestigte Straße führte hindurch. Ein Landwirtschaftsweg. Sanna kletterte über einen kleinen Wassergraben und betrat die schmale Spur. Was hatte Jakob vor? Was wollte er hier oben? Etwa per Anhalter fahren?
    Etwas entfernt hörte sie Verkehrsgeräusche. Autos sausten über nassen Asphalt, ein tiefes Grollen erfüllte alles. Sanna sah sich um. Der Landwirtschaftsweg führte zu einer Talbrücke. Unten war eine Autobahn. Dort endete der Wald, und auf der breiten mehrspurigen Fahrbahn jagten die Autos vorbei.
    Jetzt sah sie auch Jakob. Er stand mitten auf der Brücke, direkt über den Fahrbahnen. Er war über das Geländer geklettert und stand nun auf der anderen Seite auf einem schmalen Vorsprung. Mit starrem Blick sah er nach unten.
    Wieder rief Sanna seinen Namen. Sie lief auf die Brücke. Dort, wo er stand, ging es dreißig, vierzig Meter in die Tiefe. Unter ihm die Autobahn. Einen Sprung würde er nicht überleben, so viel war sicher.
    Jakobs Schuhspitzen ragten über die
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