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Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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und schlaksig. Sannas Sportsachen waren weit genug, die müssten ihm passen, wenn sie auch etwas kurz an den Fuß- und Handgelenken sein würden. Der Jogginganzug war rosafarben, aber das war jetzt nicht zu ändern, alle anderen waren in der Wäsche. Jakob verzog keine Miene, als er den Anzug durch den Türspalt entgegennahm. Doch als er kurz darauf aus dem Bad trat und Sanna den Jogginganzug vorführte, musste er dabei lachen. Der Aufzug war einfach zu lächerlich. Sanna stimmte gerne in das Lachen ein.
    »Ich habe noch passende Stirnbänder, wenn du möchtest.«
    »Nein, danke. Ich fühle mich so schon schlimm genug. Aber das ist schon okay, wenigstens ist er warm und trocken.«
    »Möchtest du vielleicht einen Tee? Oder Kaffee? Ich habe auch Weißwein.«
    »Dann nehme ich den Wein. Danke.«
    Das Lachen hatte die Atmosphäre kurz aufgelockert, doch Jakob wirkte sofort wieder angespannt. Sanna bat ihn, Platz zu nehmen. Zögerlich setzte er sich auf den äußersten Rand der Couch. Sie reichte ihm das Weinglas und nahm ebenfalls Platz. Es wurde still. Leise klopfte der Regen gegen die Scheiben. Schließlich räusperte Jakob sich.
    »Du fragst dich bestimmt, wieso ich im Stift nicht meinen richtigen Namen verraten habe. Ich habe ja nur gesagt, dass ich von zu Hause abgehauen bin, mehr nicht.«
    Sanna kannte den Grund zwar inzwischen, trotzdem sagte sie nichts.
    »Ich habe nichts gesagt, weil ich in Wirklichkeit gar nicht von zu Hause weg bin. Das war nicht die Wahrheit. Ich bin zwar abgehauen, aber von woanders. Ich war nämlich …« Er stockte.
    »Du warst in der stationären Psychiatrie des Evangelischen Krankenhauses«, beendete Sanna den Satz.
    Er sah erschrocken auf. »Woher …?«
    »Und dein voller Name ist Jakob Blank, richtig? Meine Chefin hat mir das gesagt. Die Leute aus der psychiatrischen Klinik suchen dich. Sie sagen, du musst deine Behandlung dringend fortsetzen.«
    Es dauerte ein bisschen, bis er das verdaut hatte.
    »Und? Willst du mich jetzt zurückbringen?«
    Sanna dachte an die Sache auf der Brücke. Wahrscheinlich wäre es für Jakob tatsächlich das Beste, wenn er in die Klinik zurückkehrte. Trotzdem störte sie sich an der Diagnose. Unter anderem die Warnung vor seiner Gewalttätigkeit. Sanna glaubte einfach nicht daran. Vielleicht, wenn er in eine andere Klinik kommen könnte. Zu einem anderen Psychologen als diesem Bekannten ihrer Chefin, der das Gutachten über Jakob erstellt hatte.
    »Nein«, sagte sie. »Ich will dir helfen.«
    »Ich kann da nicht zurück, Sanna. Die haben gesagt, die wollen mich gesund machen. Aber das war gelogen. Die haben mich eingesperrt. Das war ein Gefängnis. Und ich habe Medikamente bekommen. Die waren … ich glaube, diese Medikamente sind wirklich schlecht für mich.«
    »Das war dieser Professor Dörrhoff, nicht wahr? Meine Chefin hat mir von ihm erzählt. Sie meinte, er ist …« Sanna stockte. »Herr Dörrhoff? Sagt dir das nichts?«
    »Ich weiß nicht. Hieß so einer der Ärzte?«
    Sie runzelte die Stirn. »Wie lange warst du eigentlich in der Klinik? Und wie bist du da überhaupt rausgekommen?«
    »Nicht sehr lange«, sagte er vage und senkte den Blick. »Ein paar Tage nur. Und das mit der Flucht war nicht besonders schwer. Es war nicht immer ein Wärter da. Ich habe einfach gewartet, bis die Luft rein war, und dann bin ich rausspaziert.«
    Er vermied es dabei, sie anzusehen. Sanna erinnerte sich daran, wie er im Auto neben ihr gesessen hatte, als sie ihn vom Stift fortgebracht hatte. Nach dieser Sache mit dem Einbrecher. Da hatte er ganz ähnlich reagiert.
    »Du kannst dich nicht genau erinnern, oder?«, mutmaßte sie. »Was genau in der Klinik passiert ist?«
    Jetzt sah er auf. Ängstlichkeit lag in seinen Augen. Er fühlte sich offenbar ertappt.
    »Das muss an den Medikamenten liegen, die ich da bekommen hab«, sagte er schnell. »Die haben Blackouts verursacht. Ich sage ja, das war furchtbar in der Klinik. Aber das spielt keine Rolle. Auch wenn ich mich nicht mehr genau erinnere. Eins weiß ich ganz sicher: Es war falsch, da zu sein. Wenn ich geblieben wäre, dann wäre das mein Ende gewesen.«
    »Dein Ende? Was meinst du damit?«
    Er ließ sich Zeit mit der Antwort.
    »Ich hatte einfach das Gefühl, ich muss da raus«, wich er aus. »Ich war da nicht sicher.«
    Sanna dachte nach. Jakob sagte nur einen Teil der Wahrheit, davon war sie überzeugt. Außerdem gab es noch etwas anderes, worüber sie mit ihm reden musste: die Sache mit dem toten Kind. Er

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