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Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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Kind. Er macht sich eben Sorgen.«
    Doch da war etwas in ihrem Tonfall. Ein ganz leichtes Schwingen. Beunruhigung.
    »Denkst du, da gibt es noch einen anderen Grund?«
    »Aber nein, Liebes«, sagte sie. »Jedenfalls nicht, dass ich wüsste. Da musst du ihn selbst fragen.«
    Es donnerte wieder, diesmal lauter. Das Gewitter näherte sich. Am Himmel über den Dächern der Fachwerkhäuser flackerten Blitze.
    »Vielleicht solltest du mal darüber nachdenken«, fuhr sie fort. »Potsdam ist schön. Und du könntest mit Vincent zusammen sein. Dein Vater meint es bestimmt gut mit dir.«
    »Willst du mich etwa loswerden? Ich dachte, du freust dich, dass ich hier bin.«
    »Das tue ich auch. Ich meine nur, man sollte über alle Möglichkeiten nachdenken.«
    Sanna zog die Augenbrauen zusammen. Hier stimmte etwas nicht. Sie konnte es förmlich riechen.
    »Verheimlichst du mir etwas, Tante Renate?«
    »Nein. Um Himmels willen, wie kommst du darauf?«
    »Ich weiß nicht. Manchmal habe ich einfach das Gefühl, du hast Geheimnisse vor mir.«
    »Das ist doch Unsinn. Was denn für Geheimnisse?«
    »Na ja, zum Beispiel sagst du nie, was eigentlich zwischen dir und meinen Eltern vorgefallen ist. Wieso habt ihr keinen Kontakt mehr?«
    Renate brauchte scheinbar einen Moment, um sich zu sortieren. »Gar nichts ist vorgefallen. Das habe ich dir schon gesagt. Hör mal, Schatz, ich wollte doch nur sagen, wenn da in Potsdam …«
    Ein ohrenbetäubender Donnerschlag ließ Sanna zusammenfahren. Sie sah zum offenen Fenster. Ein greller Blitz erhellte den Platz und die Häuserreihen, bevor alles wieder in Dunkelheit tauchte.
    »Oh Gott, meine Dachrinne läuft über«, hörte sie Tante Renate rufen. »Herrje, ich seh gerade, meine fleißigen Lieschen saufen ab! Sanna, wir reden morgen weiter, ich muss mich darum kümmern.«
    »Also gut«, sagte sie matt. »Dann bis morgen.«
    Doch die Leitung war bereits tot. Sanna legte das Telefon frustriert zur Seite. Es donnerte wieder ohrenbetäubend. Eine Windböe ließ das offene Fenster gegen die Wand knallen. Regen sprühte herein. Sanna stand auf, schloss das Fenster und legte den Riegel vor. Der Lärm war nun ausgesperrt.
    Sie sah hinaus. Der Wind trieb lautlos Regenschleier durch den Lichtkegel der Laterne. Sturzbäche ergossen sich von den Dächern. Es war wirklich ein Wetter, bei dem man keinen Hund vor die Tür schickte. Wieder ein greller Blitz. An der Häuserfront huschte eine Gestalt entlang. Dann wurde alles dunkel. Es donnerte. Die Häuser lagen in Finsternis. Außer dem Prasseln des Regens war nichts zu hören. Die Gestalt war verschwunden.
    Ihr Handy machte sich mit einem Signal bemerkbar. Eine SMS war eingegangen. Sie schnappte sich das Gerät und sah nach. Vincent. Er wollte sich für sein Verhalten entschuldigen. Sanna fühlte sich selbst schuldig, wahrscheinlich hatte er es tatsächlich nur gut gemeint. Aber sie wusste nicht, was sie ihm zurückschreiben sollte. Zögerlich legte sie das Handy aus der Hand.
    Das Schrillen der Türklingel durchschnitt die Stille. Verwundert hob sie den Blick. Es war bereits nach elf. Keiner ihrer Nachbarn würde um diese Uhrzeit bei ihr klingeln. Hatte Vincent es sich etwa anders überlegt?
    Sie warf sich die Strickjacke über und verließ die Wohnung. Im Erdgeschoss war alles dunkel. Ihre Vermieterin war schon zu Bett gegangen. Sanna ging die Treppe hinunter. In der Haustür befand sich ein rautenförmiges Fensterchen. Sie lugte vorsichtig hindurch. Draußen im Zwielicht stand eine Gestalt. Ein schmaler Junge mit schwarzem Haar. Es war Jakob. Triefend nass.
    Sanna riss die Tür auf. Der Lärm des Unwetters erfüllte sofort das Treppenhaus. Kalte Luft wehte herein.
    »Jakob!«, rief sie überrascht. »Wie kommst du hierher, mitten in der Nacht?«
    »Ich wusste nicht, wohin. Ich … kann ich vielleicht kurz reinkommen?«
    Es schien ihm nicht leichtzufallen, sie um Hilfe zu bitten. Sanna versuchte, ihre Verwunderung zu verdrängen. Sie wollte ihn nicht noch einmal verjagen.
    »Natürlich«, sagte sie schnell. »Kein Problem.«
    Sie trat zur Seite. Er zögerte.
    »Ist das wirklich okay?«
    »Aber klar. Jetzt komm schon.«
    Er schlich an ihr vorbei ins Treppenhaus. Regenwasser tropfte aus seiner Kleidung. Auf den Stufen hinterließ er feuchte Spuren. Wie ein nasser Hund schlich er die Treppe hinauf. Oben angekommen führte Sanna ihn direkt ins Bad. Sie gab ihm ein Handtuch, ging ins Schlafzimmer und zog einen Jogginganzug aus dem Kleiderschrank. Jakob war schmal

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