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Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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geschmeichelt.
    »Ja«, stimmte er zu, »irgendwann zieht es einen nach Hause. Geht mir ganz genauso.«
    Sie verfielen in Schweigen. Er ließ den Blick über den Kirchplatz schweifen. Renate fragte sich plötzlich, ob es überhaupt noch etwas zu sagen gab.
    »Ich war draußen bei der alten Fabrik«, meinte er. »Weißt du noch?«
    Sie stieß einen hohen Laut aus. »Du liebe Güte, natürlich. Die gibt es noch? Kaum zu glauben.«
    »Sieht alles noch genauso aus wie damals.«
    »Die alte Fabrik. Oh Gott, an die hab ich schon ewig nicht mehr gedacht.«
    Die Zeit löste sich auf. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Sie standen auf dem Kirchplatz, aber gleichzeitig lagen sie auf der Wiese hinter der Fabrik und knutschten. Die Sonne brannte auf ihre Körper. Sie gehörten zusammen, immer noch. Renate kämpfte dagegen an. Sie wollte einen klaren Kopf behalten.
    »Wie geht es Bärbel?«, fragte sie.
    »Gut. Ihr geht es gut. Danke.« Sein Lächeln gefror ein wenig. »Wir haben einen alten Kotten gekauft. Frisch renoviert. Ein tolles Zuhause.«
    »Das glaube ich.«
    »Du musst uns mal besuchen kommen. Bärbel würde sich freuen.«
    »Ja. Das mache ich.«
    Doch Renate ahnte, dass es niemals dazu kommen würde. Sie war wieder in der Gegenwart angekommen. Es war besser so.
    Jens schien den Stimmungswechsel zu bemerken.
    »Du fragst dich bestimmt, was ich hier bei deiner Nichte mache«, sagte er. »In aller Herrgottsfrühe.«
    »Ich schätze mal, du hast sie nach Jakob Blank gefragt.«
    »Du weißt also, dass wir ihn suchen?« Sein Blick wurde forschend. »Wir müssen dringend mit ihm reden. Du weißt nicht zufällig, wo er ist?«
    Also hatte Sanna ihnen keinen Hinweis gegeben. Sehr gut.
    »Nein. Ich habe den Jungen nur einmal gesehen. Ganz kurz, ist schon länger her. Er kam mir ziemlich desorientiert vor. Na ja, kein Wunder. Er sollte eigentlich in der Psychiatrie sein, nicht wahr?«
    »Ja, ganz richtig. Wenn du also etwas über seinen Aufenthaltsort erfährst, dann ruf uns an. Das meine ich ernst. Er ist gefährlich, man darf ihn nicht unterschätzen.«
    »Ich werde sofort anrufen. Du kannst dich darauf verlassen.«
    Vor ihm zu stehen und ihm frech ins Gesicht zu lügen, brachte Renate endgültig auf den Boden der Tatsachen zurück. Ihr Verhältnis war lange vorbei. Besser wäre es, sie verschwendete keinen Gedanken mehr daran.
    Der Kommissar mit der Hakennase kam auf sie zu. Er beendete gerade ein Gespräch auf dem Handy und ließ das Gerät in die Jackentasche gleiten. Dann gab er Jens ein Zeichen. Offenbar hatte er Neuigkeiten.
    »Ich muss los«, sagte Jens.
    »Grüß Bärbel von mir.«
    »Das mache ich.«
    Der hagere Mann trat näher und beugte sich vor, um Jens etwas ins Ohr zu sagen. »Wir haben einen Beschluss.«
    »Einen Beschluss?«, rutschte es Renate heraus. »Was für einen Beschluss?«
    Die beiden Männer sahen sie finster an. Sie begriff sofort. »Ihr habt einen Durchsuchungsbeschluss! Für den Hof der Blanks!«
    »Renate, das geht dich nichts an! Du hast hier nichts gehört.«
    »Aber es stimmt, oder? Das muss ein Richter abgesegnet haben. Ihr habt also einen hinreichenden Verdacht.«
    Jens trat näher. »Renate!«, sagte er eindringlich. »Wenn du es förmlich willst: Ich werde weder was bestätigen noch dementieren. Da musst du schon auf die nächste Pressekonferenz warten.«
    Seine Blicke waren bohrend. Eine deutliche Kühle trat in sein Gesicht. Das war es also. Auch für ihn gehörte ihre Romanze endgültig der Vergangenheit an. Renate spürte einen Stich und ärgerte sich gleichzeitig darüber.
    »Natürlich«, sagte sie kleinlaut. »Entschuldige, dass ich gefragt habe.«
    Jens nickte. »Also gut. Wir müssen jetzt los.«
    Sie verabschiedeten sich knapp, dann ging er mit seinem Kollegen zurück zum Wagen. Renate wartete, bis sie den Kirchplatz verlassen hatten. Dann zog sie eilig ihr Handy hervor. Eine Hausdurchsuchung in Verbindung mit einem ungelösten Mordfall! Und sie war die Einzige, die davon Wind bekommen hatte. Was für ein Triumph! Da sollte einer noch sagen, sie hätte es nicht mehr drauf auf ihre alten Tage.

    Unter dem düsteren, stahlgrauen Himmel wirkte das Gehöft an diesem Tag besonders trostlos. Das heruntergekommene Wohnhaus mit dem schmutzig verfärbten Putz, der verbeulte ausrangierte Wohnwagen und der Autofriedhof hinter der Scheune mit den ausgeschlachteten Wracks und dem Müll, der überall herumlag. Böttger ließ seinen Blick über das Gelände wandern. Er dachte an die Kinderleiche

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