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Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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ich total vergessen. Danke fürs Essen.«
    »Geh nur. Ist schon gut. Bis bald.«
    Sie verabschiedete sich und eilte hinaus ins Freie. Ihr Blick fiel auf die Parkbucht vor dem Hotel. Der weiße Lieferwagen stand noch dort, allerdings heulte gerade der Motor auf, und der Blinker wurde gesetzt. So schnell es ihre blöden Pumps zuließen, hastete sie zum Parkplatz hinter der Gaststätte, warf sich in ihren Mietwagen und startete den Motor. Der Lieferwagen war bereits auf der Straße, als sie die Ausfahrt erreichte. Renate wollte hinterher, doch eine lange Kette von Autos fuhr in unerträglicher Langsamkeit auf der Hauptstraße an ihr vorbei. Keiner ließ sie vom Parkplatz fahren.
    »Verdammt noch mal!«, rief sie.
    Der Lieferwagen hatte inzwischen die Umgehungsstraße erreicht und verschwand hinter einer Kurve. Endlich blitzte eine Lichthupe auf, ein Fahrer ließ sie auf die Straße, und Renate nahm die Verfolgung auf. Mit etwas Glück holte sie den Wagen noch ein. Doch an der Kreuzung sprang die Ampel auf rot. Sie musste anhalten. Wieder ging wertvolle Zeit verloren. Sie spähte nach links und nach rechts, doch der Lieferwagen war nirgends mehr zu sehen. Sie würde geradeaus weiterfahren. Ungeduldig wartete sie auf Grün.
    Eine Hupe ertönte. Auf dem Parkplatz vor dem Atatürk-Grill erblickte sie einen dunklen Passat. Ein Mann stand in der offenen Fahrertür, beugte sich übers Steuer und betätigte erneut die Hupe. Es war Jens Böttger. Als er bemerkte, dass Renate ihn entdeckt hatte, winkte er ihr zu.
    Renate zögerte. Sie hielt nochmals in alle Richtungen Ausschau. Doch der Lieferwagen war weg. Es hatte keinen Sinn, sie war zu langsam gewesen. Also änderte sie ihren Plan und steuerte den Wagen kurzerhand auf den Parkplatz vor dem Grill. Im Rückspiegel überprüfte sie Make-up und Frisur. Hätte sie geahnt, dass sie Jens treffen würde, hätte sie sich heute Morgen etwas mehr Zeit genommen. Aber dafür war es nun zu spät. Sie stieg aus und stöckelte auf ihn zu.
    Er betrachtete sie zufrieden. Es war offenkundig: Er freute sich, sie zu sehen. Wie’s aussah, hatte er ihr die Sache mit der Berichterstattung bereits verziehen.
    »Hallo Jens. Es tut mir wirklich leid. Ich hoffe, du bist nicht allzu sauer auf mich.«
    »Wegen der Durchsuchung? Quatsch. Du gehörst zur Presse, was hätte ich erwarten sollen? Ich muss in Zukunft eben besser aufpassen.«
    »Aufpassen? Bei mir? Das hört sich vielleicht an. Harmlos, wie ich bin.«
    Er schenkte ihr ein schiefes Lächeln. »Du bist ein wilder Hund, Renate. Das weißt du ebenso gut wie ich. Wehe dem, der sich nicht vor dir in Acht nimmt.«
    Verlegen sah sie zu Boden. Jens wusste immer noch genau, wie er ihr schmeicheln konnte. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihr aus.
    »Nun ja«, sagte sie mit aufgesetzt verschämter Stimme. »Der Fall ist ohnehin so gut wie passé. Da kann ich dir nicht mehr viel entlocken. Ihr habt doch sicher schon ein Geständnis, oder?«
    Er lachte. »Du versuchst es ja schon wieder.«
    »Also gut, ich nehme die Frage zurück. Vergiss das alles. Ich hab ja gar nicht vor, Probleme zu machen. Ganz im Gegenteil. Wir haben uns so lange nicht gesehen. Ich freu mich doch, dass du zurückgekommen bist.«
    Er schien zu erkennen, dass sie es ehrlich meinte. Mit einem jungenhaften Lächeln deutete er auf das leicht ramponierte Grillhäuschen. »Ich würd dich ja auf eine Pommes einladen«, meinte er. »Kein richtiges Rendezvous, aber immerhin.«
    In dem engen Verkaufsraum der Hütte entdeckte Renate seinen Kollegen, den hochgewachsenen und gebeugten Mann mit der Hakennase. Er stand ganz hinten in der Schlange.
    »Sehr verlockend, Jens, wirklich. Aber nein danke.«
    Sie standen sich gegenüber. Keiner sagte etwas. Sie lächelten. Renate fühlte sich plötzlich wieder von ihm angezogen. Sie fragte sich unwillkürlich, wie es wohl wäre, mit Jens zu schlafen. Wie es sich anfühlen würde. Sie waren nicht mehr die Gleichen. Seit damals hatte sich viel verändert. Vor allem waren sie älter geworden. Trotzdem kam ihr der Gedanke, es einmal auszuprobieren.
    »Wir fahnden nach Jakob«, sagte Jens und holte sie in die Realität zurück. »Ganz im Ernst, Renate: Wenn deine Nichte etwas weiß, sollte sie es besser sagen.«
    »Das werde ich ihr ausrichten. Aber sie weiß sicher nichts. Soviel ich verstanden habe, wollte der Junge abhauen.«
    »Renate … Jakob ist gefährlich.« Er zögerte. Offenbar fragte er sich, wie viel er von den Ermittlungen preisgeben konnte.

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