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Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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»Wir suchen ihn nicht einfach als Zeugen, verstehst du?«
    »Ihr denkt, Jakob hat das Mädchen getötet?«
    »Ich kann nichts Genaues sagen. Wenn du etwas davon …«
    »Mach dir mal keine Sorgen. Das kommt nicht in die Zeitung. Versprochen.«
    »Bring deine Nichte einfach in Sicherheit. Sanna sollte sich von ihm fernhalten.«
    »Gut, ich werde es ihr ausrichten.«
    Aber Renate glaubte nicht, dass Jakob das Mädchen ermordet hatte. Ganz im Gegenteil.
    Sie zögerte. Sie blickte nochmals zum Verkaufsraum des Grills. Ein halbes Dutzend Leute stand dort. Hinterm Tresen wurden Dönermesser geschwungen, Salatgurken geschnitten und Essen verpackt. Jens’ Kollege deutete gerade auf die Verkaufstafel und gab die Bestellung auf. Es würde also noch ein bisschen dauern, bis er zurückkehrte.
    »Pass auf, Jens«, sagte sie. »Ich bin da auf etwas gestoßen. Bei meinen Recherchen.«
    »Und das willst du an die Polizei weitergeben? Einfach so?«
    »Ich sag doch, ich schreibe nicht mehr darüber, aber du könntest mit der Information vielleicht etwas anfangen. Also, der Punkt ist folgender: Ich habe über Jakob recherchiert. Dass er psychische Probleme hat, weißt du ja längst. Ich glaube, das kommt daher, dass er schwer traumatisiert ist. Jakob könnte in seiner Kindheit misshandelt worden sein. Vielleicht auch missbraucht. Weiß der Himmel, was auf diesem Hof alles passiert ist. Sprich mal mit seiner alten Lehrerin. Jakob ist kein Täter. Er ist viel eher das Opfer. Du solltest dich besser fragen, wer Jakob das alles angetan hat.«
    »In der Klinik sagen sie, er hat eine Borderline-Persönlichkeit. Er manipuliert Menschen. Und er soll gefährlich sein. Ich weiß, er wirkt nicht so. Aber das heißt längst nicht, dass er das auch nicht ist.«
    »Das passt alles irgendwie nicht. Er ist kein Borderliner. Da ist mehr.« Renate wollte ihm lieber nicht von ihrer Vermutung erzählen, Jakob könnte eine gespaltene Persönlichkeit haben. Dann würde es Jens noch schwerer fallen, ihr zu glauben. »Jakob ist nicht gewalttätig«, sagte sie entschieden. »Es ist ein Gutachten. Er könnte auch unter posttraumatischen Belastungsstörungen leiden. So was in der Art. Und dann sähe alles sofort ganz anders aus.«
    »Das Gutachten ist von einem sehr angesehenen Psychiater erstellt worden, Renate. Prof. Dr. Gunther Dörrhoff. Ich weiß nicht, ob du schon über ihn gelesen hast. Er ist …«
    »Ich kenne ihn, natürlich. Eine Koryphäe, schon klar. Trotzdem heißt das nicht, dass er unfehlbar ist. Außerdem war Jakob nicht lange bei ihm in der Klinik.«
    »Das ist ja richtig. Und wir werden Jakob noch einmal untersuchen lassen, sobald wir ihn haben. Aber bis dahin können wir dieses Gutachten nicht einfach ignorieren.«
    »Frag Sanna! Die hat Jakob kennengelernt. Was sie über ihn berichten kann, hört sich gar nicht unbedingt nach Borderline an. Sondern nach einem schwer traumatisierten Jungen. Sprich mit ihr.«
    Sie zögerte. Eigentlich wollte sie die Sache mit der multiplen Persönlichkeit nicht ins Spiel bringen. Aber vielleicht könnte sie es mit einer Andeutung probieren.
    »Er nimmt andere Identitäten an, wenn er sich bedrängt fühlt«, sagte sie. »Als wollte er sich schützen, verstehst du? Dann durchlebt er seltsame Wandel. Er benutzt verschiedene Namen. Eine seiner Persönlichkeiten heißt zum Beispiel Jannis.«
    Jens blickte betreten. Dann senkte er die Stimme.
    »Wie Sannas Bruder?«, fragte er.
    Renate stutzte. »Du kennst die Geschichte?«
    »Jannis ist vor drei Jahren gestorben. Bei einem epileptischen Anfall, wenn ich richtig informiert bin.«
    »Schon. Aber das hat nichts mit Jakob zu tun. Was ich sagen will, ist …«
    »Warte mal.« Er holte Luft. »Ich will ja gar nicht abstreiten, dass wir noch ein zweites Gutachten brauchen. Aber was Jannis betrifft, das ist interessant: Jakob kannte die Geschichte auch, wenn ich es richtig verstanden habe. Das hat mir Erika Eckart heute gesagt, die Leiterin vom Stift Marienbüren.«
    »Wie bitte? Woher …?«
    »Sie hat mich heute Morgen angerufen. Es gibt im Stift einen Computerraum, wo die Bewohner ins Internet gehen können. Die müssen sich in Listen eintragen. Man weiß immer genau, wer wann wo war. Jetzt kommt es: Nach dem ersten Treffen mit Sanna ist Jakob schnurstracks in diesen Computerraum gegangen. Sanna hat ihn offenbar ziemlich beeindruckt. Er hat stundenlang nach allem recherchiert, was er über sie finden konnte. Der Verlauf wurde vom Computer gespeichert, und Erika

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