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Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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werden wir keine Spuren hinterlassen.«

15
    Sanna hatte sich dagegen gewehrt, gefesselt zu werden. Aber es war zwecklos gewesen. Der fremde Mann mit dem Basecap hatte sie einfach mit einem gezielten Hieb bewusstlos geschlagen. Als sie wieder zu sich kam, war sie allein. Ein Holzbalken drückte hart in ihren Rücken. Ihre Hände waren hinter dem Balken aneinandergefesselt. Das Seil schnitt in ihre Gelenke. Mit jeder Bewegung flammten die Schmerzen auf.
    In ihrem Mund steckte ein schmutziger, stinkender Lappen, der ihren Kiefer auseinanderdrückte und wie eine tote Fledermaus schmeckte. Sie kämpfte gegen das Gefühl an, zu ersticken. Langsam und gleichmäßig atmete sie durch die Nase. Konzentrierte sich auf ihren Körper. Sie sah sich um. Die kleinste Kopfbewegung reichte aus, um dumpfen Schmerz auszulösen. Schwindel erfasste sie, doch dann wurde ihr Blick klar.
    Sie befand sich in einer leeren Halle. Dunkelheit herrschte. Da waren zwar kleine schmutzige Butzenfenster, doch die ließen kaum Tageslicht herein. Die Wände waren unverputzt. Sandsteinblöcke und rote Ziegelsteine. Das Dach wurde von mächtigen Holzbalken getragen. An einem von ihnen war Sanna festgebunden worden. Sie ahnte nun, wo sie sich befand: in der Scheune auf dem Hof der Blanks.
    Seltsamerweise war der große Raum nahezu leer. Draußen lagen überall Müll und Gerümpel herum. Autowracks und Berge von alten Gummireifen. Doch hier drin herrschten Sauberkeit und gähnende Leere. Die Scheune diente einem bestimmten Zweck, so viel war sicher. Es musste einen Grund haben, dass sie nicht vollgestellt worden war.
    Ihre Augen gewöhnten sich zunehmend an das dämmrige Licht. Sie blickte sich genauer um. In der Mitte des Raums war eine Feuerstelle. Ein rußgeschwärztes Eisengitter begrenzte sie. Schürhaken und lange Zangen lagen herum. Daneben Eisenketten. Lederschlaufen. Werkzeuge. Ein großes Stahlbett, das mit einem schwarzen Plastiküberzug bezogen war. Drumherum alte Sessel und Sofas. Und von den Querbalken hingen weitere Ketten herab.
    Sie spürte, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, wofür das ganze Zeug gut sein sollte. Sie musste weg von hier, und zwar schnell.
    Sie versuchte sich zu bewegen. Die Seile schnitten schmerzhaft in ihre Handgelenke. Ihr Blick wanderte über den Betonboden, auf der Suche nach einem Messer oder einem Haken.
    Da fiel ihr Blick auf ein regloses Bündel, das am gegenüberliegenden Balken festgebunden war. Jakob. Seine Nase schien gebrochen zu sein. Sie war schlimm geschwollen, und auf Oberlippe und Kinn klebte getrocknetes Blut.
    Jakob rührte sich nicht, blickte apathisch auf den Boden. Sie versuchte, auf sich aufmerksam zu machen. Mit dem Knebel im Mund konnte sie zwar nur gedämpfte Laute von sich geben, trotzdem musste Jakob sie hören. Doch er starrte unbewegt auf das Blut, das aus seiner Nase auf den Boden getropft war. Als wäre Sanna gar nicht anwesend.
    Es hatte keinen Zweck. Er hatte wieder einen dieser Stimmungswechsel. Eine dieser Phasen, in denen er wirkte, als wäre er ein ganz anderer Mensch. Aber selbst wenn Jakob ansprechbar wäre, hätte er ihr nicht helfen können. Er war ebenfalls gefesselt. Es gab nichts, das er tun könnte.
    Sie überlegte. Es musste eine Möglichkeit geben, von hier zu fliehen. Sie wollte lieber nicht abwarten, um zu erfahren, was hier mit ihnen geschehen sollte.
    Draußen auf dem Hof waren Geräusche. Sie hörte Stimmen. Hinter ihr die schmutzigen Butzenfenster. Sie reckte den Hals, um besser hinausblicken zu können. Sie traute ihren Augen nicht. Da draußen waren die beiden Kommissare von der Kriminalpolizei. Sie blickten sich neugierig um und gingen auf das Wohnhaus zu. Sanna erkannte ihre Chance. Sie musste irgendwie auf sich aufmerksam machen. Die Polizisten würden sie hier rausholen.
    Sie wollte schreien, doch der Knebel machte das unmöglich. Hektisch wandte sie sich zu Jakob. Dabei schnitten sich ihre Fesseln tiefer ins Fleisch. Ein Gefühl, als würden ihre Hände abgerissen werden. Jakob war nicht geknebelt, er könnte schreien und die Polizisten so auf sie beide aufmerksam machen. Sie gab wilde Laute von sich, um Jakob klarzumachen, was er tun musste. Doch er starrte weiterhin apathisch auf den Boden.
    Draußen sah sie die Polizisten mit Wolfgang Blank sprechen. Mit ihren Turnschuhen stampfte sie auf den Betonboden, doch auch das verursachte keinen Lärm. Auf dem steinernen Tisch stand ein Teller mit einer Kerze. Sie holte ein

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