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Schlafende Geister

Schlafende Geister

Titel: Schlafende Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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schwärmten sie um uns herum wie die Irren – stießen uns ihre Mikros ins Gesicht, riefen Fragen, blockierten den Weg und fotografierten. Walter fing wieder an, wie wild zu bellen, während Bridget und ich den Mund hielten und uns darauf konzentrierten, stur geradeaus zu laufen. Ich bemühte mich, ruhig zu bleiben und mich nicht zu sehr über das Geschiebe und Gestoße aufzuregen … und das schaffte ich auch ganz gut, bis mir, gerade als wir den Wagen erreichten, ein besonders lästiger Fotograf seine Kamera derart dicht vors Gesicht stieß, dass ich nicht anders konnte, als mit der Hand nach ihm zu schlagen. Als er mich daraufhin wieder anrempelte und fast umriss, schwang ich herum, knallte meinen Ellbogen gegen die Kamera und rammte sie ihm brutal ins Gesicht. Er stöhnte auf vor Schmerz, trat zurück und ließ die Kamera fallen, und während er dastand und sich an die blutende Nase fasste, bückte ich mich, packte die Kamera und warf sie über die Fabrikmauer. Es folgte ein kurzer Moment der Stille, ehe ich mit Genugtuung hörte, wie sie in den Kühlteich hinter der Mauer klatschte, dann ging alles wieder von vorn los – das Schubsen und Stoßen, die Fragen, das Sirren der Digitalkameras –, und als wir ins Auto stiegen, hörte ich gerade noch die weinerliche Stimme des Fotografen, der im Hintergrund jammerte: Verdammt, du had mir die Nade debrodden, du Misderl … id deig did an, verdammt … id deig did an …
    »Tut mir leid«, sagte ich zu Bridget, schaute, dass Walter sicher auf dem Rücksitz saß, und verriegelte die Türen. »Ich wollte den Kerl nicht verletzen.«
    »Vergiss ihn«, antwortete sie, während sie den Sicherheitsgurt anlegte. »Das Arschloch hat es nicht anders verdient.«
    »Bist du so weit?«, fragte ich sie und ließ den Motor an.
    Sie lächelte. »Fahren wir.«
    Etwa fünf Minuten später, als wir gerade das Nordende der High Street erreichten, warf Bridget einen Blick über die Schulter und sagte: »Ich glaube, wir werden verfolgt.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Sind das Reporter?«
    »In dem BMW ja. Dahinter in dem Range Rover sitzt ein Fernsehteam.«
    Bridget sah mich an. »Kannst du nicht versuchen, sie abzuhängen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Keine Chance.«
    »Wieso nicht?«
    »Ich bin ein beschissener Fahrer«, antwortete ich. »Und das hier ist ein beschissenes Auto. Und außerdem wissen die doch sowieso, wo ich hinwill.«
    »Schon, aber sie wissen nicht, wo ich hinwill. Ich möchte nicht, dass sie mir bis zum Laden folgen, John.«
    »Ich lass dich an der Nat West in der High Street raus«, sagte ich und bremste vor der Ampel. »Du kannst die Abkürzung durch die Bank nehmen und dann gehst du durch den Hinterausgang in die Wyre Street. Von da sind es nur noch fünf Minuten bis zu deinem Laden.« Ich schaute in den Rückspiegel und sah, dass der BMW und der Range Rover ungefähr drei oder vier Autos hinter uns waren. Die Ampel stand noch auf Rot.
    »Aber was ist, wenn sie mir in die Bank folgen?«, fragte Bridget.
    »Werden sie nicht.«
    Ehe sie etwas sagen konnte, stieß ich den Gang rein, trat das Gaspedal durch und schoss über die rote Ampel. Autos hupten, als ich den Fiesta nach rechts riss und nur knapp einen entgegenkommenden Bus verfehlte, dann raste ich etwa fünfzig Meter die High Street entlang und hielt mit quietschenden Reifen vor dem Bankgebäude.
    »Mach«, sagte ich zu Bridget und warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel. »Alles okay, sie stehen im Moment noch an der Ampel.«
    »Rufst du mich nachher mal an?«, fragte sie, als sie den Gurt löste und die Tür öffnete.
    »Ja, wenn’s geht. Und jetzt mach.«
    Sie sprang aus dem Wagen, holte Walter vom Rücksitz, und während sie zusammen in die Bank eilten, fuhr ich gemächlich die High Street weiter. Nach ungefähr zwanzig Sekunden waren der BMW und der Range Rover wieder hinter mir, nur dass sie jetzt viel dichter draufhingen.
    Sie klebten immer noch an meinem Heck, als ich um den Marktplatz herumkurvte und an einem Einfahrt-verboten- Schild links in die Wyre Street einbog. Hier war absolute Fußgängerzone – keine Autos, kein Parken erlaubt – und ich kassierte jede Menge böse Blicke und wütende Rufe, als ich langsam durch die Massen samstäglicher Käufer fuhr. Das war unangenehm … aber immer noch besser, als irgendwo anders parken zu müssen und dann mit einem Haufen Reportern im Schlepp zum Büro zu laufen.
    Ich stellte den Fiesta auf dem Bürgersteig vor dem Büro ab. Mir war klar, dass er

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