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Schlafende Geister

Schlafende Geister

Titel: Schlafende Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Bishop, verflucht noch mal. Wieso übernimmt er so einen bescheuerten kleinen Vermisstenfall?«
    Cliff zuckte die Schultern. »Na ja, vielleicht hat er ihn ja erst übernommen, als die Presse an der Sache dran war. Du weißt doch, wie er tickt …«
    »Nein, verstehst du, das ist es ja genau, Cliff«, sagte ich und sah ihm fest ins Auge. »Ich weiß eben nicht , wie er tickt.«
    Cliff starrte einen Moment zurück und verarbeitete, was ich gerade gesagt hatte, dann wurde er auf einmal ziemlich lebhaft – hob die Hände und schüttelte energisch den Kopf. »Nein … auf gar keinen Fall«, sagte er so fest, wie es seine Trunkenheit erlaubte. »Eindeutig nein … tut mir leid, aber da lasse ich mich nicht reinziehen.«
    »Wo reinziehen?«
    »In das mit Bishop. Scheiße verdammt, auf gar keinen Fall.«
    »Schau«, sagte ich freundlich und versuchte, ihn zu beruhigen. »Ich bitte dich ja nicht, ihn zu verpfeifen oder so. Ich will keine Einzelheiten über das, was er in der Vergangenheit getan hat oder was er jetzt treibt … ich will nur wissen, was er für ein Mensch ist.«
    »Was er für ein Mensch ist?«, sagte Cliff mit einem verbitterten Prusten. »Ich kann dir sagen, was er für ein Mensch ist – er ist der Typ Mensch, der mir wie nichts meine ohnehin schon versaute Karriere versauen kann …« Cliff versuchte, mit den Fingern zu schnippen, doch er schaffte es nicht. »Er ist der Typ Mensch«, fuhr er fort, ohne sich darum zu scheren, »der, wenn er wüsste, dass ich hier sitze und mit dir über ihn rede, nicht zweimal überlegen müsste, ob er mich zur Strecke bringt. So ein Scheißtyp von Mensch ist er.«
    »Ja«, sagte ich. »Aber er weiß es ja nicht, oder?«
    Cliff schüttelte den Kopf. »Ich hab noch achtzehn Monate, John. Achtzehn Monate, dann bin ich raus und kriege meine Rente, für die ich seit dreißig Jahren einzahle. Und ich hab auch schon einen angenehmen kleinen Job bei einem Sicherheitsdienst in Aussicht.« Er sah mich an. »Das setze ich nicht aufs Spiel … ich kann einfach nicht. Tut mir leid …«
    »Okay«, sagte ich und lächelte ihn an. »Das versteh ich …«
    »Du weißt, dass ich es tun würde, wenn ich –«
    »Schon gut, Cliff«, versicherte ich ihm. »Ehrlich, ist kein Problem.«
    Er nickte mir zu, danach war er kurz beschäftigt, seinen Whisky auszutrinken, und ehe er dazu kam, mir zu sagen, dass er jetzt zurück aufs Revier müsse, fragte ich schnell, ob er noch einen wolle, bevor er ging. Er zierte sich ein bisschen, indem er auf seine Uhr schaute, aber mehr passierte nicht und ich war schon mit seinem Glas in der Hand auf den Beinen, als er mich ansah und lallte: »Okay, dann mach. Nur noch einen.«
     
    Es dauerte ein paar weitere Runden, bis Cliff seine Zurückhaltung vergaß und sich über Bishop ausließ, und nachdem er eine Weile über die alten Zeiten palavert hatte, brachte ich ihn behutsam auf die Gegenwart zurück.
    »Hast du irgendeine Ahnung, was Bishop in der Sache mit Anna versucht zu vertuschen?«
    Cliff, der jetzt ziemlich betrunken war, sah mich, ein Augenlid hochziehend, an. »Wieso vertuschen?«
    »Im Anna-Gerrish-Fall«, sagte ich langsam. »Gibt es da irgendwas, das er vertuschen will? Ich meine, wieso hat er was dagegen, dass ihr Verschwinden untersucht wird?«
    »Verstehe … verstehe, ja … ich weiß, was du meinst. Du glaubst, er versucht, irgendwas totzuschweigen?«
    »Vielleicht …«
    »Wieso sollte er?«
    »Keine Ahnung … was glaubst du?«
    Cliff nahm einen Schluck und dachte darüber nach. Nach einer Weile sah er mich mit leicht schwankendem Kopf an und sagte: »Es war dasselbe mit deinem Vater … mit Bishop, mein ich. Es war schon immer dasselbe mit ihm.«
    »Inwiefern?«
    »Es gibt nur zwei Dinge, die Bishop wichtig sind – Geld und sich selbst schützen. Deshalb war Jim … dein Vater … nun ja, von dem Tag an, als er es auf Bishop abgesehen hatte … da war er so gut wie tot.«
    »Tot?«, sagte ich, zu überrascht, um noch irgendwas anderes zu sagen.
    Cliffs Augen weiteten sich und er fuhrwerkte mit den Händen herum. »Nein, nein … nein, tut mir leid … nicht wirklich tot. Scheiße, verdammt, tut mir leid, John … ich wollte nur sagen, verstehst du, er hatte überhaupt keine Chance. Bishop hat das schon zu lange getan …«
    »Was getan?«
    »Gelder kassiert … Schweigegelder, Schmiergelder, Drogengelder … alles Mögliche. Der hat echt eine Menge Geld gemacht über die Jahre, eine verdammte Menge … weiß der

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