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Schlafender Tiger. Großdruck.

Schlafender Tiger. Großdruck.

Titel: Schlafender Tiger. Großdruck. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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ab­zu­la­den.
    „Das muß das Haus sein“, sag­te Se­li­na.
    Es sah nicht all­zu­groß aus. Die Rück­sei­te war weiß ge­tüncht und hat­te nur einen win­zi­gen Fens­ter­schlitz und ei­ne mit Fens­ter­lä­den ver­se­he­ne Tür, die im Schat­ten ei­ner großen Pi­nie lag. Hin­ter dem Haus ga­bel­te sich die Stra­ße und lief an den Rück­sei­ten wei­te­rer links und rechts ste­hen­der Häu­ser ent­lang. Hier und da führ­ten schma­le Stu­fen zwi­schen den Ge­bäu­den hin­un­ter ans Meer. Al­les sah an­ge­nehm zwang­los aus, Wä­sche flat­ter­te im Wind, Fi­scher­net­ze hin­gen zum Trock­nen drau­ßen, und ein oder zwei ma­ge­re Kat­zen sa­ßen in der Son­ne und putz­ten sich.
    To­nis Ta­xi rum­pel­te und rutsch­te die letz­ten Me­ter. To­ni jam­mer­te, es ge­be hier kei­ne Mög­lich­keit zum Wen­den, sein Ta­xi sei oh­ne­hin nicht für so schlech­te Stra­ßen ge­eig­net, und er wer­de Scha­den­er­satz for­dern, falls sein Lack Krat­zer ab­be­kom­me.
    Se­li­na hör­te ihm kaum zu. To­meu hat­te die grü­nen Fens­ter­lä­den ge­öff­net und war mit den schwe­ren Kör­ben im In­nern des Hau­ses ver­schwun­den. Als das Ta­xi mit ei­nem Ruck zum Ste­hen kam, sprang Se­li­na aus dem Wa­gen.
    „Ich wer­de wen­den, und dann komm ich zu­rück und hol mir das Geld“, sag­te To­ni.
    „Ja“, er­wi­der­te Se­li­na geis­tes­ab­we­send, „tun Sie das.“
    Er be­schleu­nig­te so schnell, daß sie zu­rück­sprang, da­mit er ihr nicht über die Fü­ße fuhr, doch kaum war er weg, über­quer­te sie die Stra­ße und be­trat im Schat­ten der Pi­nie zö­gernd die Ca­sa Bar­co.
    Sie hat­te ge­dacht, das Haus wä­re klein, und fand sich statt des­sen in ei­nem großen Raum mit ei­ner ho­hen De­cke wie­der. Die Fens­ter­lä­den wa­ren ge­schlos­sen, es war dun­kel und kühl. Es gab kei­ne Kü­che, son­dern einen schma­len Tre­sen, der die Koch­ni­sche wie ei­ne Bar vom Wohn­raum ab­trenn­te. Da­hin­ter fand Se­li­na To­meu, der auf den Kni­en hock­te und die Vor­rä­te in den Kühl­schrank füll­te.
    Er sah auf und lä­chel­te, als sie sich über den Tre­sen lehn­te.
    „ Señor Dyer?“ frag­te sie.
    Er schüt­tel­te den Kopf. „No aqui.“
    No aqui. Nicht da. Sie wur­de ganz mut­los. Er war noch nicht aus San An­to­nio zu­rück, und sie wür­de To­ni mit ir­gend­wel­chen Aus­re­den ab­spei­sen und ihn bit­ten müs­sen, Ge­duld zu ha­ben. Da­bei hat­te kei­ner von ih­nen auch nur die ge­rings­te Ah­nung, wie lan­ge es dau­ern wür­de, bis ihr Va­ter zu­rück­kam.
    To­meu sag­te et­was. Se­li­na starr­te ihn ver­ständ­nis­los an. Um ihr zu zei­gen, was er mein­te, ging er hin­über zur ge­gen­über­lie­gen­den Wand und be­gann die Fens­ter­lä­den zu öff­nen. Ein Schwall von Licht und Son­ne er­goß sich ins In­ne­re und tauch­te al­les in leuch­ten­de Far­ben. Die Süd­wand, von der aus man auf den Ha­fen blick­te, be­stand fast nur aus Fens­tern und ei­ner Dop­pel­tür, die auf ei­ne Ter­ras­se führ­te. Hier spen­de­te ein Dach aus Schilf­rohr Schat­ten, in ein paar an­ge­schla­ge­nen Tonkrü­gen und Töp­fen blüh­ten Ge­ra­ni­en, und hin­ter ei­ner nied­ri­gen Mau­er schim­mer­te blau das Meer.
    Das Haus selbst war un­ge­wöhn­lich auf­ge­teilt. Es gab kei­ne In­nen­wän­de, son­dern die De­cke der Koch­ni­sche form­te ei­ne klei­ne Em­po­re mit ei­nem Holz­ge­län­der, die man über ei­ne of­fe­ne Trep­pe er­reich­te. Un­ter der Lei­ter führ­te ei­ne Tür in ein win­zi­ges Ba­de­zim­mer. Ein Loch weit oben in der Wand spen­de­te Licht und fri­sche Luft, au­ßer­dem gab es dort ein Wasch­be­cken, ei­ne pri­mi­tiv aus­se­hen­de Du­sche, ein Re­gal mit Fla­schen und Zahn­pas­ta, einen Spie­gel und einen run­den Wä­sche­korb.
    Der Rest des Hau­ses wur­de von ei­nem ho­hen Wohn­zim­mer ein­ge­nom­men, weiß ge­kalkt, mit ei­nem Stein­fuß­bo­den, auf dem hel­le Tep­pi­che la­gen. In ei­ner Ecke des Raum­es stand ein brei­ter drei­e­cki­ger Ka­min mit duf­ten­den Holz­res­ten, die aus­sa­hen, als bräuch­ten sie nur einen win­zi­gen Luft­hauch, um wie­der auf­zu­flam­men. Die Ka­min­soh­le war un­ge­fähr fünf­zig Zen­ti­me­ter hoch,

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