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Schlafender Tiger. Großdruck.

Schlafender Tiger. Großdruck.

Titel: Schlafender Tiger. Großdruck. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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wer­de es Ih­nen ein paar Ta­ge vor­her schi­cken, da­mit Sie es Ih­rem Fri­seur zei­gen kön­nen. Es wä­re ganz be­son­ders hübsch, wenn Sie Ihr Haar hoch­ste­cken wür­den und dann das Krön­chen dar­auf...“
    Se­li­na hat­te ei­ne fi­xe Idee we­gen ih­rer Oh­ren. Sie fand sie groß und häß­lich. Trotz­dem sag­te sie klein­laut: „Ja“ und griff nach ih­rem Rock.
    „Sie den­ken an die Schu­he, Miss Bru­ce?“
    „Ja, ich wer­de wei­ße kau­fen. Ha­ben Sie vie­len Dank, Miss Steb­bings.“
    „Kei­ne Ur­sa­che.“ Miss Steb­bings half Se­li­na in ih­re Ko­stümja­cke. Sie stell­te fest, daß Se­li­na die Per­len ih­rer Groß­mut­ter trug, zwei­rei­hig und mit ei­nem Ver­schluß aus Sa­phi­ren und Dia­man­ten. Ihr ent­ging auch nicht der Ver­lo­bungs­ring, ein rie­si­ger Stern­sa­phir in ei­ner Fas­sung aus Per­len und Dia­man­ten. Sie brann­te dar­auf, ei­ne Be­mer­kung dar­über zu ma­chen, woll­te aber nicht auf­dring­lich oder vul­gär er­schei­nen. Da­her sah sie in da­men­haf­tem Schwei­gen zu, wie Se­li­na ih­re Hand­schu­he nahm, hielt den Bro­kat­vor­hang des An­klei­de­zim­mers auf und ge­lei­te­te Se­li­na hin­aus.
    „Auf Wie­der­se­hen, Miss Bru­ce. Es war mir wirk­lich ein Ver­gnü­gen.“
    „Dan­ke. Auf Wie­der­se­hen, Miss Steb­bings.“
     
    Sie fuhr mit dem Fahr­stuhl nach un­ten, durch­quer­te ver­schie­de­ne Ab­tei­lun­gen und ging schließ­lich durch die Drehtü­ren auf die Stra­ße. Nach der über­heiz­ten Luft des Kauf­hau­ses drang die Käl­te drau­ßen schnei­dend durch ih­re Ja­cke. Es war März, und über den blau­en Him­mel jag­ten wei­ße Wol­ken. Als Se­li­na an den Stra­ßen­rand trat, um ei­nem Ta­xi zu win­ken, blies der Wind ihr das Haar ins Ge­sicht, zerr­te an ih­rem Rock und weh­te ihr Staub in die Au­gen.
    „Wo­hin?“ frag­te der Ta­xi­fah­rer, ein jun­ger Mann mit ei­ner bunt­ka­ri­er­ten Schirm­müt­ze. Er sah aus, als ja­ge er in sei­ner Frei­zeit Wind­hun­de.
    „Zum 'Br­ad­ley', bit­te.“
    „In Ord­nung!“
    Im Ta­xi roch es nach Des­in­fek­ti­ons­mit­teln und ab­ge­stan­de­nem Zi­gar­ren­qualm. Se­li­na wisch­te sich den Staub aus den Au­gen und roll­te das Fens­ter her­un­ter. Gel­be Nar­zis­sen blüh­ten im Park, ein jun­ges Mäd­chen ritt auf ei­nem brau­nen Pferd, und die Bäu­me tru­gen einen Hauch von Grün, die Blät­ter noch un­be­rührt vom Ruß und Staub der Groß­stadt. Es war kein Tag für Lon­don. Es war ein Tag, um auf dem Land zu sein, einen Hü­gel zu er­klim­men oder ans Meer hin­un­ter­zu­lau­fen.
    In den Stra­ßen stau­te sich der Mit­tags­ver­kehr, und die Bür­ger­stei­ge wa­ren voll von Ge­schäfts­leu­ten, Da­men beim Ein­kaufs­bum­mel, Se­kre­tä­rin­nen und Lie­bes­paa­ren, die sich an den Hän­den hiel­ten und über den Wind lach­ten. Ei­ne Frau ver­kauf­te Veil­chen von ei­nem Blu­men­kar­ren, und selbst der un­ge­pfleg­te al­te Mann, der mit zwei um­ge­häng­ten Re­kla­me­ta­feln den Rinn­stein ent­lang­trot­te­te, trug keck ei­ne Nar­zis­se im Re­vers sei­nes aus­ge­beul­ten Man­tels.
    Das Ta­xi bog in die Br­ad­ley Street ein und hielt vor dem Ho­tel. Der Por­tier kam, um Se­li­na die Tür zu öff­nen. Er kann­te sie, denn er hat­te ih­re Groß­mut­ter, die al­te Mrs. Bru­ce, ge­kannt. Se­li­na war schon mit ih­rer Groß­mut­ter zum Mit­ta­ges­sen ins 'Br­ad­ley' ge­kom­men, als sie noch ein klei­nes Mäd­chen war. Jetzt leb­te Mrs. Bru­ce nicht mehr, und Se­li­na kam al­lein.
    „'n Mor­gen, Miss Bru­ce“, be­grüß­te sie der Por­tier.
    „Gu­ten Mor­gen.“ Sie öff­ne­te ih­re Hand­ta­sche auf der Su­che nach et­was Klein­geld.
    „Ein wun­der­schö­ner Tag heu­te.“
    „Schreck­lich win­dig.“ Sie be­zahl­te den Ta­xi­fah­rer, be­dank­te sich und wand­te sich zur Tür. „Ist Mr. Ack­land schon da?“
    „Ja, seit un­ge­fähr fünf Mi­nu­ten.“
    „Oh, ver­flixt, ich kom­me zu spät!“
    „Kann nicht scha­den, die Män­ner war­ten zu las­sen.“
    Er setz­te die Dreh­tür für sie in Be­we­gung, und Se­li­na fand sich in der war­men, lu­xu­ri­ösen Ho­tel­hal­le wie­der. Es duf­te­te nach teu­ren Zi­gar­ren, köst­li­chem Es­sen, nach Blu­men

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