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Schlafender Tiger. Großdruck.

Schlafender Tiger. Großdruck.

Titel: Schlafender Tiger. Großdruck. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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bei­den Män­ner dreh­ten sich um, er­kann­ten To­meu und lä­chel­ten. „Hom­bre, To­meu!“
    Er gab ih­nen ir­gend­ei­ne fre­che Ant­wort. Sie lach­ten und mach­ten sich wie­der an die Ar­beit.
    Die Stein­mau­er un­ter Se­li­nas Hän­den fühl­te sich warm an. Et­was von dem Kal­kan­strich hat­te auf ihr Ko­stüm ab­ge­färbt wie Krei­de von ei­ner Schul­ta­fel. Se­li­na setz­te sich mit dem Rücken zum Meer auf die Mau­er und ent­deck­te ei­ne Wä­sche­lei­ne an zwei Ha­ken, an der kno­chen­tro­cke­ne, zer­knit­ter­te Klei­dungs­stücke hin­gen. Ein ver­wa­sche­nes blau­es Ar­beits­hemd, ei­ne Ba­de­ho­se, ei­ni­ge Se­gel­tuch­ho­sen mit Fli­cken an den Kni­en und ein Paar völ­lig aus­ge­tre­te­ner Ten­nis­schu­he, die an den Schnür­sen­keln auf­ge­hängt wa­ren. Auch auf der Ter­ras­se gab es ei­ni­ge Mö­bel­stücke, mit de­nen al­ler­dings nicht viel Staat zu ma­chen war: einen schä­bi­gen al­ten Rohr­stuhl, einen Holz­tisch, von dem die Far­be ab­blät­ter­te, und einen die­ser ge­mein­ge­fähr­li­chen Lie­ge­stüh­le, die un­ter ei­nem zu­sam­men­bra­chen, so­bald man sich hin­setz­te.
    Se­li­na wünsch­te, sie sprä­che Spa­nisch und könn­te sich mit dem freund­li­chen To­meu un­ter­hal­ten. Sie woll­te ihn über Señor Dyer aus­fra­gen. Was für ein Mann war er? Wel­che der Yach­ten ge­hör­te ihm? Wann wür­de er wohl aus San An­to­nio zu­rück­kom­men? Wäh­rend sie noch über­leg­te, wie sie sich am bes­ten mit ihm ver­stän­dig­te, kün­dig­te das Mo­to­ren­ge­räusch von To­nis Ta­xi sei­ne Rück­kehr an. Der Wa­gen hielt vor der Tür, und Se­kun­den spä­ter be­trat To­ni das Haus. Er sah noch grim­mi­ger aus als vor­her, falls das über­haupt mög­lich war. Se­li­na nahm ih­ren gan­zen Mut zu­sam­men. „Señor Dyer ist noch nicht zu­rück“, sag­te sie mit fes­ter Stim­me.
    To­ni rea­gier­te auf die­se In­for­ma­ti­on mit ei­si­gem Schwei­gen. Be­tont lang­sam hol­te er einen Zahn­sto­cher aus der Ho­sen­ta­sche und sto­cher­te da­mit im Mund her­um. Er strich den Zahn­sto­cher an sei­nem Ho­sen­bo­den ab, steck­te ihn wie­der ein und frag­te: „Was zum Teu­fel ma­chen wir jetzt?“
    „Ich wer­de hier war­ten“, er­wi­der­te Se­li­na. „Es kann nicht mehr lan­ge dau­ern. Ro­dol­fo sag­te, er wür­de bald zu­rück­kom­men. Und Sie kön­nen ent­we­der auch hier war­ten, oder Sie las­sen mir Ih­ren Na­men und Ih­re Adres­se hier und fah­ren wie­der nach San An­to­nio. In bei­den Fäl­len wer­de ich da­für sor­gen, daß Sie Ihr Geld be­kom­men.“
    Un­be­wußt hat­te sie den ener­gi­schen Ton­fall ih­rer Groß­mut­ter an­ge­schla­gen, und zu ih­rer ei­ge­nen Über­ra­schung funk­tio­nier­te es. To­ni fand sich mit der Si­tua­ti­on ab. Er nick­te be­däch­tig und gab dann sei­ne Ent­schei­dung be­kannt. „Ich wer­de auch war­ten. Aber nicht hier. Im Ho­tel.“
    Im Ho­tel gab es Co­gnac, und er konn­te in sei­nem Ta­xi ei­ne Sies­ta hal­ten, im Schat­ten ei­nes Bau­mes. Es war be­reits halb drei, und es ge­fiel ihm gar nicht, um halb drei wach zu sein. „Wenn Señor Dyer da ist, kön­nen Sie kom­men und es mir sa­gen.“
    Se­li­na hät­te ihn vor Er­leich­te­rung um­ar­men kön­nen. „Das wer­de ich ganz be­stimmt tun“, ver­si­cher­te sie. „Es tut mir leid, daß wir so ein Pech ha­ben, aber es wird in Ord­nung kom­men.“
    Er zuck­te seuf­zend mit den Schul­tern und ging zu sei­nem Wa­gen zu­rück. Sie hör­te, wie er den Mo­tor an­ließ und über den Hü­gel zum Ca­la Fu­er­te-Ho­tel zu­rück­fuhr. Se­li­na wand­te sich To­meu zu. „Ich blei­be hier.“
    Er run­zel­te die Stirn. Us­ted aqui.“
    „Ja. Hier.“ Sie zeig­te auf den Bo­den. To­meu grins­te. Er hat­te ver­stan­den und sam­mel­te sei­ne lee­ren Kör­be ein. „Auf Wie­der­se­hen, To­meu, und vie­len Dank.“
    " Adi­os, Seño­ri­ta.“
    Er ver­ließ das Haus, und Se­li­na war al­lein. Sie ging wie­der auf die Ter­ras­se zu­rück und sag­te sich, daß sie auf ih­ren Va­ter war­te­te, doch sie konn­te es im­mer noch nicht ganz glau­ben. Ob er wohl, oh­ne daß sie es ihm sag­te, wuß­te, wer sie war? Und wenn nicht, wie soll­te sie es ihm

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