Schlafender Tiger. Großdruck.
Häusern, einem Weingeschäft, und plötzlich führte die Straße auf einen kleinen Platz, in dessen Mitte eine einzelne Pinie stand. Auf der einen Seite war ein Laden mit Gemüsekisten vor der Tür und Bastschuhen, Filmen, Strohhüten und Ansichtskarten im Schaufenster. Auf der anderen Seite stand ein Haus im maurischen Stil, dessen Wände so weiß gekalkt waren, daß sie blendeten. Es hatte eine Terrasse mit Tischen und Stühlen, und über der Tür verkündete ein Schild: Cala Fuerte Hotel.
Toni hielt das Taxi im Schatten des Baumes an und schaltete den Motor aus. Staub senkte sich, und es war ganz still.
„Wir sind da“, sagte er. „Dies ist Cala Fuerte.“
Sie stiegen aus. Die kühle Seebrise tat ihnen gut. Es waren nur wenige Menschen zu sehen. Eine Frau kam aus dem Geschäft und füllte Kartoffeln aus einem Korb in eine Tüte. Kinder spielten mit einem Hund. Zwei Touristen in selbstgestrickten Pullovern, offensichtlich Engländer, saßen auf der Hotelterrasse und schrieben Ansichtskarten. Sie sahen auf und entdeckten Selina. Als sie in ihr eine Landsmännin erkannten, blickten sie schnell wieder weg.
Selina und Toni betraten das Hotel, Toni ging voran. Hinter dem Perlenvorhang war eine Bar, sehr frisch, sauber und kühl, ebenfalls gekalkt, mit Teppichen auf dem Steinfußboden und einer rustikalen Holztreppe, die in das Obergeschoß führte. Unter der Treppe führte eine andere Tür zur Rückseite des Hotels. Ein dunkelhaariges Mädchen mit einem Besen in der Hand schob seelenruhig Staub von einer Seite des Fußbodens zur anderen.
Sie sah auf und lächelte. „Buenos dias.“
„Dónde está el proprietario?“
Das Mädchen stellte den Besen ab. „Momento“, sagte sie und verschwand auf leisen Sohlen durch die Tür unter der Treppe, die hinter ihr zuschwang. Toni hievte sich auf einen der hohen Barhocker. Kurze Zeit später ging die Tür wieder auf, und ein Mann kam herein, klein, ziemlich jung, mit Bart und freundlich blickenden Froschaugen. Er trug ein weißes Hemd, dunkle Hosen, die von einem Gürtel gehalten wurden, und ein Paar blaue Espadrilles.
„Buenos dias“, sagte er und blickte von Toni zu Selina und wieder zu Toni.
„Sprechen Sie Englisch?“ fragte Selina schnell.
„Si, Señorita.“
„Es tut mir leid, daß ich Sie störe, aber ich suche jemanden. Mr. George Dyer.“
„Ja?“
„Kennen Sie ihn?“
Er streckte lächelnd die Hände aus. „Natürlich. Sie suchen George? Weiß er, daß Sie nach ihm suchen?“
„Nein. Sollte er?“
„Nicht, wenn Sie ihm nicht gesagt haben, daß Sie kommen.“
„Es soll eine Überraschung sein“, sagte Selina und gab sich Mühe zu klingen, als sei das Ganze ein Heidenspaß.
Das schien seine Neugierde zu wecken. „Woher kommen Sie?“
„Aus London. Ich bin heute auf dem Flughafen in San Antonio gelandet.“ Sie zeigte auf Toni, der mit mürrischer Miene dem Gespräch lauschte, als gefiele es ihm gar nicht, daß ihm die Kontrolle über die Situation aus den Händen genommen worden war. „Der Taxifahrer hat mich hergebracht.“
„Ich habe George seit gestern nicht mehr gesehen. Er war auf dem Weg nach San Antonio.“
„Aber, wie ich schon sagte, von dort kommen wir gerade.“
„Er ist wahrscheinlich inzwischen wieder zu Hause. Ich bin mir allerdings nicht sicher. Ich habe ihn nicht zurückkommen sehen.“ Er grinste. „Wir sind nie sicher, ob sein Auto die lange Fahrt überlebt.“
Toni räusperte sich und beugte sich vor. „Wo können wir ihn finden?“ fragte er.
Der bärtige Mann zuckte mit den Schultern. „Wenn er in Cala Fuerte ist, wird er in der Casa Barco sein.“
„Wo finden wir die Casa Barco?“ Der bärtige Mann runzelte die Stirn, und Toni hatte offenbar das Gefühl, ihm eine Erklärung
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