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Schlafender Tiger. Großdruck.

Schlafender Tiger. Großdruck.

Titel: Schlafender Tiger. Großdruck. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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ge­nau die rich­ti­ge Hö­he für einen be­que­men Sitz­platz, und führ­te an den Wän­den als ei­ne Art Sims wei­ter, auf dem sich Kis­sen und De­cken, Bü­cher­sta­pel, ei­ne Lam­pe, ein teil­wei­se ge­spleiß­tes Stück Tau, ein Sta­pel Pa­pie­re und Zeit­schrif­ten und ei­ne Kis­te mit lee­ren Fla­schen be­fan­den.
    Vor dem Ka­min stand ein rie­si­ges, durch­hän­gen­des So­fa mit hell­blau­em Lei­nen­be­zug, das min­des­tens sechs Per­so­nen pro­blem­los Platz bot. Dar­über war ei­ne rot­weiß ge­streif­te De­cke ge­brei­tet. Auf der an­de­ren Sei­te des Zim­mers, im rech­ten Win­kel zum Licht­ein­fall, stand ein bil­li­ger, knie­ho­her Schreib­tisch. Se­li­na sah noch mehr Pa­pie­re, ei­ne Schreib­ma­schi­ne, ei­ne Schach­tel mit of­fen­bar un­ge­öff­ne­ten Brie­fen und ein Fern­glas. In die Schreib­ma­schi­ne war ein Blatt Pa­pier ein­ge­spannt, und Se­li­na konn­te nicht wi­der­ste­hen, einen Blick dar­auf zu wer­fen.
    Ge­or­ge Dyers neu­er Ro­man, las sie. Ene me­ne mu und raus bist du. Dann folg­te ei­ne Rei­he von Stern­chen und ein Aus­ru­fe­zei­chen.
    Se­li­na schüt­tel­te den Kopf. So­viel zu Mr. Rut­lands Hoff­nun­gen!
    Zwi­schen der Kü­che und der Tür be­fand sich ein Brun­nen mit ei­nem schmie­de­ei­ser­nen Ha­ken für den Ei­mer und ei­ner brei­ten Ab­la­ge, auf der ei­ne halb­lee­re Fla­sche und ein Kak­tus stan­den. Se­li­na blick­te hin­un­ter und sah dunkles, glän­zen­des Was­ser. Es roch süß und an­ge­nehm, und sie hät­te gern da­von ge­trun­ken. Doch ih­re Groß­mut­ter hat­te sie im­mer da­vor ge­warnt, im Aus­land un­ge­koch­tes Was­ser zu trin­ken, und dies war wirk­lich nicht der Zeit­punkt, um ei­ne Ma­gen­ver­stim­mung zu ris­kie­ren.
    Sie ging in die Mit­te des Zim­mers und blick­te hin­auf zur Ga­le­rie. Die Neu­gier­de war ein­fach zu groß, und so stieg sie die Lei­ter hoch und ent­deck­te ein wun­der­schö­nes Schlaf­zim­mer mit ei­ner schrä­gen De­cke und ei­nem rie­si­gen ge­schnitz­ten Bett (wie hat­te man das bloß je­mals hier her­auf­be­kom­men?) in der Mit­te, di­rekt un­ter der höchs­ten Stel­le des Gie­bels. Für wei­te­re Mö­bel blieb kaum Platz, zwei See­manns­kis­ten dienten of­fen­bar als Kom­mo­den, und ein Vor­hang er­setz­te den Klei­der­schrank. Am Kopf­en­de des Bet­tes stand ei­ne Ap­fel­si­nen­kis­te, auf der sich Bü­cher­sta­pel ne­ben ei­ner Lam­pe, ei­nem Tran­sis­tor­ra­dio und ei­nem Schiff­schro­no­me­ter türm­ten.
    Als To­meu von der Ter­ras­se her nach ihr rief, klet­ter­te Se­li­na has­tig die Lei­ter hin­un­ter. To­meu saß an der Wand in Ge­sell­schaft ei­ner rie­si­gen wei­ßen Per­ser­kat­ze. Er dreh­te sich lä­chelnd zu Se­li­na um und hob die Kat­ze hoch, als woll­te er sie ihr ge­ben.
    „Señor Dyer“, sag­te er und zeig­te auf die Kat­ze, die mit­lei­der­re­gend mi­au­te, sich nach kur­z­em Kampf aus To­meus Ar­men be­frei­te und in ei­ne son­ni­ge Ecke der Ter­ras­se stol­zier­te, wo sie sich wür­de­voll setz­te und den Schwanz um die Vor­der­pfo­ten rin­gel­te.
    „Sie ist sehr groß“, be­merk­te Se­li­na. To­meu run­zel­te die Stirn. „Groß“, wie­der­hol­te sie und brei­te­te die Ar­me aus. „Groß.“
    To­meu lach­te. „Si, muy gran­de.“
    „Ist das Señor Dyers Kat­ze?“
    „Si. Señor Dyer."
    Se­li­na lehn­te sich über die Brüs­tung. Zu ih­ren Fü­ßen lag ein klei­ner fel­si­ger Gar­ten mit ein paar knor­ri­gen Oli­ven­bäu­men. Sie ent­deck­te, daß die Ca­sa Bar­co, wie al­le Häu­ser, die an ei­nem Hang ge­baut sind, meh­re­re Ebe­nen hat­te und daß die Ter­ras­se in Wirk­lich­keit das Dach ei­nes Boots­hau­ses war, von dem aus zwei Schie­nen ins Was­ser führ­ten. Die Ter­ras­se war durch ei­ne Trep­pe mit der un­te­ren Ebe­ne ver­bun­den, und di­rekt un­ter ih­nen sa­ßen zwei Män­ner, die plau­der­ten und Fi­sche aus­nah­men. Wäh­rend sie ge­konnt mit ih­ren Mes­sern han­tier­ten, glänz­ten die Klin­gen in der Son­ne. Sie spül­ten die Fi­sche im Meer, wo­bei das ru­hi­ge ja­de­grü­ne Was­ser auf­ge­wühlt wur­de.
    To­meu bück­te sich, hob einen Stein auf und warf ihn hin­un­ter. Die

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