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Schlafender Tiger. Großdruck.

Schlafender Tiger. Großdruck.

Titel: Schlafender Tiger. Großdruck. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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schul­dig zu sein. „Wir müs­sen Señor Dyer fin­den, weil ich sonst mein Geld nicht be­kom­me. Die Seño­ri­ta hat näm­lich keins...“
    Se­li­na schluck­te. „Ja... Ja, lei­der stimmt das. Könn­ten Sie uns er­klä­ren, wie wir zur Ca­sa Bar­co kom­men?“
    „Das ist zu kom­pli­ziert. Sie wür­den sie nie­mals fin­den. „Aber“, füg­te er hin­zu, „ich kann je­man­den su­chen, der Sie hin­bringt.“
    „Das ist sehr freund­lich von Ih­nen. Ha­ben Sie vie­len Dank, Mr... Lei­der ken­ne ich Ih­ren Na­men nicht.“
    „Ro­dol­fo. Nicht Mr. ir­gend­was, ein­fach Ro­dol­fo. Wenn Sie einen Mo­ment war­ten, will ich se­hen, was ich tun kann.“
    Er trat durch den Per­len­vor­hang nach drau­ßen, über­quer­te den Platz und ging in das Ge­schäft ge­gen­über. To­ni sack­te auf sei­nem Bar­ho­cker zu­sam­men, wo­bei sei­ne Kör­per­fül­le zu bei­den Sei­ten des viel zu klei­nen Hockers hin­ab­quoll, und sei­ne Stim­mung ver­düs­ter­te sich zu­se­hends. Se­li­na wur­de lang­sam ner­vös. Ver­le­gen mur­mel­te sie: „Es ist är­ger­lich, daß wir auf­ge­hal­ten wer­den, wo Sie doch so freund­lich wa­ren ...“
    „Wir wis­sen nicht, ob Señor Dyer über­haupt in der Ca­sa Bar­co sein wird. Sie ha­ben ihn nicht von San An­to­nio zu­rück­kom­men se­hen.“
    „Nun, falls er noch nicht zu­rück ist, kön­nen wir ja et­was war­ten...“
    Es war das Falsche­s­te, was sie hat­te sa­gen kön­nen. „Ich kann nicht war­ten. Ich muß ar­bei­ten, um zu le­ben. Zeit ist Geld für mich.“
    „Ja, na­tür­lich. Das ver­ste­he ich.“
    Er mach­te ein Ge­räusch, als woll­te er sa­gen, daß sie ihn un­mög­lich ver­ste­hen konn­te, und wand­te ihr halb den Rücken zu wie ein großer, schmol­len­der Schul­jun­ge. Se­li­na war rich­tig er­leich­tert, als Ro­dol­fo end­lich zu­rück­kehr­te. Er er­klär­te ih­nen, daß der Sohn der Frau, der der Le­bens­mit­tel­la­den ge­hör­te, sie zur Ca­sa Bar­co brin­gen wür­de. Der Jun­ge hat­te ei­ne große Be­stel­lung für Señor Dyer, die er so­wie­so ge­ra­de mit dem Fahr­rad ab­lie­fern woll­te. Wenn sie woll­ten, konn­ten sie mit dem Ta­xi hin­ter dem Fahr­rad her­fah­ren.
    „Ja, das ist ei­ne her­vor­ra­gen­de Idee.“ Se­li­na wand­te sich To­ni zu und sag­te mit ei­ner Fröh­lich­keit, die ganz und gar nicht echt war: „Mein Va­ter wird Ih­nen den Fahr­preis be­zah­len, und dann kön­nen Sie di­rekt nach San An­to­nio zu­rück­fah­ren.“
    To­ni sah nicht be­son­ders über­zeugt aus, doch er hiev­te sich von dem Bar­ho­cker und folg­te Se­li­na auf den Platz hin­aus. Ne­ben dem Ta­xi war­te­te ein ma­ge­rer Jun­ge mit sei­nem Fahr­rad. Am Len­ker hin­gen zwei rie­si­ge Kör­be, wie sie von al­len spa­ni­schen Land­be­woh­nern be­nutzt wer­den. Schlecht ver­pack­te Le­bens­mit­tel al­ler For­men und Grö­ßen rag­ten aus den Kör­ben: Brot­lai­be, ei­ne Tü­te mit Zwie­beln, ein Fla­schen­hals.
    „Das ist To­meu“, sag­te Ro­dol­fo, „der Sohn von Ma­ria. Er wird Ih­nen den Weg zei­gen.“
    Stolz fuhr To­meu vor ih­nen her, die staub­be­deck­te Stra­ße ent­lang, die den Win­dun­gen und Kur­ven der Küs­te folg­te. Klei­ne Buch­ten mit pfau­en­blau­em Was­ser durch­schnit­ten das Land, und über den Fel­sen konn­te man wun­der­schö­ne wei­ße Vil­len mit klei­nen Gär­ten vol­ler Blu­men, Son­nen­ter­ras­sen und Sprung­bret­ter se­hen.
    „Ich hät­te nichts da­ge­gen, hier zu woh­nen“, sag­te Se­li­na, aber To­nis Lau­ne ver­schlech­ter­te sich ra­pi­de, und er er­wi­der­te dar­auf nichts. Die Stra­ße war kei­ne Stra­ße mehr, son­dern eher ein Feld­weg, der sich zwi­schen blu­men­be­wach­se­nen Mau­ern hin­durch­schlän­gel­te. Es kam ein klei­ner Hü­gel, be­vor es zu ei­ner großen Bucht hin­ab­ging, in der ein win­zi­ger Ha­fen ein paar Fi­scher­boo­ten Schutz bot, wäh­rend drau­ßen im tie­fen Was­ser große Se­ge­lyach­ten vor An­ker la­gen.
    Der Weg führ­te an der Rück­sei­te ei­ni­ger Häu­ser ent­lang. To­meu war­te­te auf sie. Als er das Ta­xi über den Hü­gel­kamm kom­men sah, stieg er von sei­nem Fahr­rad, lehn­te es ge­gen ei­ne Mau­er und be­gann die Kör­be

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