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Schlafender Tiger. Großdruck.

Schlafender Tiger. Großdruck.

Titel: Schlafender Tiger. Großdruck. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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ame­ri­ka­ni­schen Freun­den hier ge­lan­det und hat­te sich nach sechs Wo­chen in de­ren Ge­sell­schaft der­ma­ßen ge­lang­weilt, daß sie, als al­le für ei­ne Par­ty an Land gin­gen, nicht an Bord zu­rück­kehr­te. Nach ei­nem drei­tä­gi­gen Be­säuf­nis war sie mit ei­nem ko­los­sa­len Ka­ter in ei­nem frem­den Bett auf­ge­wacht und muß­te fest­stel­len, daß die Yacht samt den ame­ri­ka­ni­schen Freun­den die In­sel oh­ne sie ver­las­sen hat­te.
    Al­lein zu­rück­zu­blei­ben mach­te Fran­ces nicht das ge­rings­te aus. Sie hat­te be­reits ei­ne Men­ge Freund­schaf­ten ge­schlos­sen, war reich, zwei­mal ge­schie­den und frei wie ein Vo­gel. San An­to­nio fand sie wun­der­bar. Ma­ler, Schrift­stel­ler, Aus­stei­ger, in­ter­essan­te Men­schen al­ler Na­tio­na­li­tä­ten wa­ren hier ge­stran­det, und Fran­ces, die ein­mal ei­ni­ge Mo­na­te lang mit ei­nem er­folg­lo­sen Künst­ler in Green­wich zu­sam­men­ge­lebt hat­te, fühl­te sich voll­kom­men hei­misch. Es dau­er­te nicht lan­ge, da hat­te sie die­ses Haus ge­fun­den, und als es ein­ge­rich­tet war, be­gann sie sich nach et­was um­zu­se­hen, mit dem sie ih­re Zeit aus­fül­len konn­te.
    Sie ent­schied sich für ei­ne Kunst­ga­le­rie. An ei­nem Ort, an dem so­wohl Ma­ler als auch Tou­ris­ten zu fin­den wa­ren, schi­en ei­ne Kunst­ga­le­rie ei­ne erst­klas­si­ge In­ves­ti­ti­on zu sein. Al­so kauf­te sie ei­ne aus­ge­di­en­te Fisch­hal­le un­ten am Ha­fen, bau­te sie um und be­trieb die Ga­le­rie mit ei­nem Ge­schäfts­sinn, den sie nicht nur von ih­rem Va­ter, son­dern auch von ih­ren bei­den Ex-Män­nern ge­erbt hat­te.
    Sie war knapp vier­zig, doch al­les an ihr straf­te ihr Al­ter Lü­gen. Groß, sehr schlank, braun­ge­brannt, mit ei­ner Mäh­ne blon­der Na­tur­lo­cken ge­seg­net, trug sie die Art von Klei­dung, die nor­ma­ler­wei­se Tee­na­gern vor­be­hal­ten ist. Und sie stand ihr. En­ge Ho­sen, Män­nero­ber­hem­den und Bi­ki­nis, die kaum grö­ßer wa­ren als ge­kno­te­te Ta­schen­tü­cher. Sie rauch­te Ket­te, und sie wuß­te, daß sie zu­viel trank, doch die meis­te Zeit, und an die­sem Mor­gen ganz be­son­ders, war das Le­ben so wun­der­bar, wie sie es sich im­mer ge­wünscht hat­te.
    Die Par­ty ges­tern abend zu Eh­ren von Olaf Sven­sens ers­ter Aus­stel­lung war ganz be­son­ders er­folg­reich ge­we­sen. Olaf war der schmut­zigs­te jun­ge Mann, den man je ge­se­hen hat­te, so­gar nach den Stan­dards von San An­to­nio, mit sei­nem un­ge­pfleg­ten Bart und Fuß­nä­geln, die man sich kaum an­zu­se­hen trau­te, aber sei­ne Pop-art-Skulp­tur wür­de ga­ran­tiert Auf­merk­sam­keit er­re­gen, und Fran­ces ge­noß es, ir­gend­wie die Leu­te zu scho­ckie­ren.
    Na­tür­lich hat­te sie Ge­or­ge Dyer zu der Par­ty ein­ge­la­den - seit der Ver­öf­fent­li­chung sei­nes Bu­ches war er so et­was wie ei­ne Be­rühmt­heit -, doch das war noch lan­ge kei­ne Ga­ran­tie da­für, daß er auch kam. Des­halb war Fran­ces über­glück­lich ge­we­sen, als er ein­trat und sich durch den über­füll­ten, ver­rauch­ten Raum einen Weg zu ihr bahn­te. Er er­zähl­te, er sei in San An­to­nio, um ein feh­len­des Teil für sein Boot ab­zu­ho­len, und nach­dem sie sei­ne Kom­men­ta­re über Olafs Werk ge­hört hat­te, wuß­te sie, daß er nur ge­kom­men war, weil es Ge­trän­ke um­sonst gab. Aber was mach­te das schon, Haupt­sa­che, er war da, und nicht nur das, er war so­gar ge­blie­ben, bis zum En­de der Par­ty und da­nach bei Fran­ces.
    Sie kann­te ihn jetzt seit un­ge­fähr ei­nem Jahr. Im letz­ten Früh­ling war sie nach Ca­la Fu­er­te ge­fah­ren, um sich die Ar­bei­ten ei­nes jun­gen fran­zö­si­schen Ma­lers an­zu­se­hen, der dort leb­te. Am En­de war sie in Ro­dol­fos Bar ge­lan­det, wo sie dem Ma­ler ei­ne Rei­he von Mar­ti­nis spen­dier­te. Doch als Ge­or­ge Dyer die Bar be­trat, ließ sie den Fran­zo­sen ste­hen, der dar­auf­hin mit dem Kopf auf der The­ke ein­sch­lief, und be­gann sich mit Ge­or­ge zu un­ter­hal­ten. Sie aßen schließ­lich zu­sam­men zu Mit­tag und tran­ken um sechs Uhr abends im­mer noch Kaf­fee, bis es Zeit wur­de, wie­der auf Bran­dy

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