Schlafender Tiger. Großdruck.
Weg, dicke Frauen in Sommerkleidern, die weiße Strickjacken und nagelneue Strohhüte trugen und einen schrecklichen Sonnenbrand im Gesicht hatten. Als Frances noch einmal hupte, blickten sie überrascht von den Postkarten auf, die sie gerade gekauft hatten, und traten ins Gedränge auf dem Bürgersteig zurück.
„Wo zum Teufel kommen die bloß alle her?“ wollte George wissen.
„Von einem Kreuzfahrtschiff. Dem ersten der Saison.“ „O Gott, ist es schon wieder soweit?“
Frances zuckte mit den Schultern. „Man muß das Beste daraus machen. Zumindest bringen sie Geld in die Stadt.“
Sie warf einen Blick auf das kleine Päckchen auf seinem Schoß. „Was hast du denn in Teresas Laden gekauft?“
„Woher weißt du, daß es aus Teresas Laden ist?“
„Das rosa-weiß gestreifte Papier. Ich bin neugierig.“
George dachte kurz nach. „Es sind Taschentücher“, sagte er dann.
„Ich wußte gar nicht, daß du welche benutzt.“ Sie hatten inzwischen die Hauptstraße erreicht, auf der eine schlecht gelaunte Guardia Civil den Verkehr regelte. Frances schaltete in den zweiten Gang hinunter und fragte: „Wohin soll ich dich bringen?“
„Es könnte Post für mich im Yachtclub sein.“
„Hast du die nicht gestern erst abgeholt?“
„Ja, aber vielleicht ist neue da.“
Sie warf ihm einen schnellen Blick zu. „Bist du gestern gut nach Hause gekommen?“
„Sicher.“
„Alles in Ordnung mit dem Boot?“
„Ja, alles in Ordnung. Hast du den Sturm gestern abend mitgekriegt?“
„Nein, uns hat er verschont.“
„Da hast du Glück gehabt. Er war ziemlich heftig.“
Sie warteten an einer Ampel, bis sie auf Grün schaltete, dann bog Frances in eine Gasse ein, die auf die breite Hafenstraße führte. George liebte den Hafen mit seinen vielen kleinen Bars und den Schiffsausrüstern, bei denen es nach Teer und Getreide und Paraffin roch. Es lagen viele Schiffe vor Anker, Inselschoner, die Fähre nach Barcelona, die gerade auslaufen wollte, und das Kreuzfahrtschiff aus Bremen, das am Nordpier festgemacht hatte.
George entdeckte eine Yacht, die er noch nie gesehen hatte und die am vorigen Tag noch nicht dagewesen war.
„Sie fährt unter holländischer Flagge“, bemerkte er. „Gehört einem jungen Typen namens Van Trikker.
Macht eine Weltumsegelung.“ Es war Frances' Hobby, solche Dinge herauszufinden.
„Durch das Mittelmeer?“
„Warum nicht? Dafür ist der Suezkanal doch da.“
Er grinste. Frances lehnte sich vor, nahm eine Schachtel Zigaretten vom Armaturenbrett und gab sie ihm. Er zündete zwei Zigaretten an, eine für sich und eine für Frances. Sie hielt vor dem Yachtclub, und George ging hinein, um nach seiner Post zu sehen, während Frances im Wagen auf ihn wartete. Als er mit zwei Briefen in der Hosentasche wieder herauskam, fragte sie: „Und wohin jetzt?“
„Ich könnte einen Drink vertragen.“
„Ich auch.“
„Solltest du nicht all diesen reizenden Touristen echte Olaf Svensens verkaufen?“
„Das erledigt die junge Studentin, die für mich arbeitet. Sie kann sich um die Deutschen kümmern.“ Frances wendete geschickt den Wagen. „Ich kümmere mich viel lieber um dich.“
Sie gingen zu Pedro's, einer kleinen Bar in der Nähe des Yachtclubs. Pedro hatte ein paar Tische und Stühle auf den breiten Bürgersteig gestellt, und sie setzten sich unter einen schattigen Baum. George bestellte für sich ein Bier und für Frances einen Cognac.
„Liebling, du bist ja plötzlich unter die Abstinenzler gegangen“, meinte sie.
„Ich habe einfach Durst.“
„Hoffentlich ist es nichts Ernstes.“ Sie zog die beiden Briefe aus seiner Hosentasche und legte sie auf den Tisch. „Mach sie auf.“
„Warum?“
„Weil ich neugierig bin. Ich möchte gerne wissen, was in den Briefen anderer Leute
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