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Schlafender Tiger. Großdruck.

Schlafender Tiger. Großdruck.

Titel: Schlafender Tiger. Großdruck. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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hier­her­zu­kom­men, um mei­nen Va­ter zu fin­den, für ver­rückt.“
    „So, wie die Din­ge sich ent­wi­ckelt ha­ben, hat­te er nicht ganz un­recht.“
    „Ich möch­te nicht, daß er er­fährt, was für ein Fi­as­ko es ge­wor­den ist. Bit­te - ver­su­chen Sie, mich zu ver­ste­hen.“
    „Nun, si­cher ver­ste­he ich Sie, aber wenn es doch be­deu­ten wür­de, daß das Geld schnel­ler hier wä­re ...“
    Sie schüt­tel­te den Kopf, und Ge­or­ge, der plötz­lich von der gan­zen Ge­schich­te ge­nug hat­te, gab es auf, sie über­zeu­gen zu wol­len. „Al­so gut. Es ist Ihr Geld und Ih­re Zeit. Und Ihr gu­ter Ruf.“
    Se­li­na igno­ri­er­te die Be­mer­kung. „Wol­len Sie heu­te nach San An­to­nio fah­ren?“
    „So­bald Sie auf­ge­stan­den und an­ge­zo­gen sind. Ha­ben Sie Hun­ger?“
    „Nicht be­son­ders.“
    „Wie wär's mit ei­ner Tas­se Kaf­fee?“
    „Wenn noch wel­cher da ist.“ „Ich ma­che Ih­nen einen.“
    Er war be­reits die hal­be Lei­ter hin­un­ter­ge­stie­gen, als sie nach ihm rief.
    „Mr. Dyer...“
    Er blieb ste­hen, und sie konn­te nur sei­nen Ober­kör­per se­hen.
    „Ich ha­be nichts an­zu­zie­hen“, sag­te sie.
    „Ich re­de mit Jua­ni­ta.“
    Er fand Jua­ni­ta auf der Ter­ras­se, wo sie bü­gel­te, wo­bei die Bü­gel­schnur aus dem of­fe­nen Fens­ter hing.
    „Jua­ni­ta?“
    „Señor.“
    „Die Sa­chen der Seño­ri­ta , sind sie fer­tig?“
    „Si, Señor .“ Sie strahl­te, glück­lich über ih­re ei­ge­ne Tüch­tig­keit, und reich­te ihm einen Sta­pel or­dent­lich ge­fal­te­ter Klei­dungs­stücke. Er dank­te ihr und ging ins Haus zu­rück, wo Se­li­na ge­ra­de die Lei­ter von der Ga­le­rie her­un­ter­stieg. Sie trug im­mer noch sei­nen Py­ja­ma und sah zer­zaust und ver­schla­fen aus. „Hier“, sag­te er und reich­te ihr den Klei­der­sta­pel!
    „Oh, wie wun­der­voll!“
    „Nur ein Ser­vi­ce des Ho­tels.“
    „Wie schnell das ging. Ich hät­te nie ge­dacht...“ Sie hielt in­ne. Ge­or­ge run­zel­te die Stirn. Se­li­na nahm ihr Kleid, das zu­oberst auf dem Sta­pel ge­le­gen hat­te. Oder bes­ser ge­sagt das, was da­von üb­rig­ge­blie­ben war. Jua­ni­ta hat­te die gu­te bri­ti­sche Wol­le ge­nau­so be­han­delt wie den Rest der Wä­sche. Mit heißem Was­ser, har­ter Sei­fe und vie­lem Schrub­ben. Se­li­na hielt es auf Ar­mes­län­ge von sich ge­streckt. Es hät­te viel­leicht ei­ner sehr klei­nen Sechs­jäh­ri­gen ge­paßt, und das ein­zi­ge, wor­an man es über­haupt noch wie­der­er­kann­te, war das Eti­kett von „Fort­num and Ma­son“ auf der In­nen­sei­te des Kra­gens.
    Lan­ge Zeit sag­ten bei­de kein Wort. Schließ­lich brach Ge­or­ge das Schwei­gen: "Es ist ein klei­nes brau­nes Kleid.“
    „Sie hat es ge­wa­schen!“ brach es aus Se­li­na her­aus. „Warum muß­te sie es wa­schen? Das war gar nicht nö­tig, es war nur naß ...“
    „Wenn ir­gend je­mand schuld dar­an ist, dann ich. Ich ha­be Jua­ni­ta ge­sagt, sie soll es wa­schen, und wenn ich Jua­ni­ta et­was sa­ge, dann tut sie es.“ Er be­gann zu la­chen.
    „Ich fin­de, da gibt es über­haupt nichts zu la­chen. Für Sie ist es viel­leicht ko­misch, aber was soll ich jetzt an­zie­hen?“
    „Was kann man denn da tun, au­ßer zu la­chen?“
    „Ich könn­te wei­nen.“
    „Das wür­de nichts nüt­zen.“
    „Ich kann doch nicht den gan­zen Tag im Py­ja­ma her­um­lau­fen.“
    „Warum nicht? Er steht Ih­nen.“
    „Ich kann un­mög­lich im Py­ja­ma nach San An­to­nio fah­ren.“
    Ge­or­ge amü­sier­te sich köst­lich, be­müh­te sich aber trotz­dem, ver­nünf­tig zu sein. „Wie wär's mit Ih­rem Man­tel?“
    „Ich wür­de in der Hit­ze um­kom­men. Oh, warum müs­sen nur all die­se furcht­ba­ren, furcht­ba­ren Din­ge pas­sie­ren?“
    Er ver­such­te sie zu trös­ten. „Hö­ren Sie...“
    „Nein, ich wer­de nicht zu­hö­ren!“
    Es war ein ty­pi­sches Bei­spiel da­für, wie man grund­los ins Un­recht ge­setzt wur­de, wenn man mit ei­ner Frau dis­ku­tier­te, und Ge­or­ge ver­lor die Ge­duld. „Al­so gut, dann hö­ren Sie eben nicht zu. Le­gen Sie sich wie­der ins Bett und wei­nen Sie für den Rest des Ta­ges, aber vor­her kom­men Sie mit und hel­fen mir, ein Te­le­gramm an Ih­re Bank

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