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Schlafender Tiger. Großdruck.

Schlafender Tiger. Großdruck.

Titel: Schlafender Tiger. Großdruck. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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ge­nau­so lang­wei­lig, wie es sich ge­schrie­ben hat­te. Au­ßer­dem gibt es be­reits Li­te­ra­tur dar­über. Über al­les gibt es Li­te­ra­tur.“
    Fran­ces zog ein letz­tes Mal an ih­rer Zi­ga­ret­te, dann drück­te sie sie sorg­fäl­tig im Aschen­be­cher aus. Ih­re Hän­de wa­ren groß wie die ei­nes Man­nes, mit lan­gen, rot­la­ckier­ten Nä­geln. Sie trug ein schwe­res Goldarm­band am Hand­ge­lenk, und als sie den Arm be­weg­te, schlug es ge­räusch­voll ge­gen den Holz­tisch. „Ist es denn wirk­lich ein sol­ches Un­glück?“ frag­te sie vor­sich­tig. „Im­mer­hin hast du ein er­folg­rei­ches Buch ge­schrie­ben, und wenn du kein zwei­tes schrei­ben kannst, dann eben nicht.“
    Ein Boot ver­ließ das Ha­fen­be­cken des Yacht­clubs. Das Ras­seln der Schä­kel war zu hö­ren, be­vor das Se­gel den Mast hoch­g­litt. Es war einen kur­z­en Mo­ment schlaff, dann wen­de­te der Jun­ge an der Ru­der­pin­ne das Boot, und das Se­gel flat­ter­te leicht, schüt­tel­te sei­ne Fal­ten aus und bläh­te sich auf. Das Boot leg­te sich auf die Sei­te und ge­wann an Fahrt, kam noch nä­her an den Wind und leg­te sich noch schrä­ger.
    „Es ge­fällt mir nicht, ein Ver­spre­chen zu bre­chen“, sag­te Ge­or­ge.
    „Oh, Lieb­ling, du klingst, als ob es et­was Per­sön­li­ches wä­re.“
    „Ist es das denn nicht?“
    „Nein, es ist ein rei­nes Ge­schäft.“
    „Wür­dest du ein ge­schäft­li­ches Ver­spre­chen ein­fach so bre­chen?“
    „Na­tür­lich nicht. Aber Schrei­ben ist nicht das glei­che wie Ak­ti­en ver­kau­fen oder wie Buch­hal­tung. Es ist krea­tiv und funk­tio­niert nach an­de­ren Re­geln. Wenn du ei­ne Schreib­hem­mung hast, kannst du nichts da­ge­gen tun.“
    „Ei­ne Schreib­hem­mung“, wie­der­hol­te Ge­or­ge bit­ter. „Nennt man das so?“
    Be­schwich­ti­gend leg­te sie ihm die Hand auf den Arm, die schwer war vom Ge­wicht des Goldarm­bands. „Warum ver­gißt du die gan­ze Sa­che nicht? Schreib die­sem Mr...“, Sie warf einen Blick auf die Un­ter­schrift am En­de des Brie­fes, „... Mr. Rut­land und sa­ge ihm, in Ord­nung, wenn Sie so den­ken, zum Teu­fel mit wei­te­ren Bü­chern.“
    „Du glaubst wirk­lich, daß ich das tun könn­te, nicht wahr? Und was dann?“
    Sie zuck­te mit den Schul­tern. „Nun...“ Sie zö­ger­te. „Es gibt an­de­re schö­ne Din­ge im Le­ben“, sag­te sie ge­dehnt.
    „Und zwar?“
    „In zwei Wo­chen ist Os­tern.“ Sie nahm das Mes­ser wie­der in die Hand und be­gann die Mus­ter der Holz­ma­se­rung auf dem Tisch mit der Spit­ze nach­zu­zie­hen. „Ich bin zur Cor­ri­da am Os­ter­sonn­tag in Má­la­ga ein­ge­la­den. Ich ha­be Freun­de dort, Ame­ri­ka­ner. Sie sind große afi­cio­na­dos. In Má­la­ga be­kommst du die bes­ten Stie­re und die bes­ten To­re­r­os von ganz Spa­ni­en zu se­hen. Und es wird Tag und Nacht ge­fei­ert.“
    „Klingt wie der Traum ei­nes Rei­se­ver­an­stal­ters.“
    „Lieb­ling, laß dei­ne schlech­te Lau­ne nicht an mir aus. Ich ha­be den Brief nicht ge­schrie­ben, son­dern nur ge­le­sen.“
    „Ich weiß, ent­schul­di­ge.“
    „Willst du nicht mit mir kom­men? Nach Ma­la­ga?“ Ge­or­ge rief den Kell­ner, der in der Nä­he ge­war­tet hat­te, und zahl­te die Ge­trän­ke. Als der Jun­ge die Glä­ser ab­rä­um­te, gab ihm Ge­or­ge ein Trink­geld und nahm sei­ne Müt­ze, das ro­sa-weiß ge­streif­te Päck­chen und die bei­den Brie­fe.
    „Du hast mei­ne Fra­ge noch nicht be­ant­wor­tet“, sag­te Fran­ces.
    Er stand auf. „Ich glau­be, du hast ver­ges­sen, daß ich noch nie ein afi­cio­na­do war. Beim An­blick von Blut fal­le ich in Ohn­macht.“
    „Ich hät­te dich aber gern bei mir“, sag­te sie mit ei­ner Klein­mäd­chen­stim­me.
    „Ich wür­de nur al­les ver­der­ben.“
    Sie blick­te zur Sei­te, um ih­re Ent­täu­schung zu ver­ber­gen, und frag­te: „Wo­hin gehst du jetzt?“
    „Ich fah­re nach Ca­la Fu­er­te zu­rück.“
    „Kannst du nicht hier­blei­ben?“
    „Nein, ich muß nach Hau­se.“
    „Er­zähl mir nicht, daß du schon wie­der dei­ne Kat­ze füt­tern mußt.“
    „Ich ha­be noch mehr zu füt­tern als nur die Kat­ze.“ Er be­rühr­te kurz ih­re Schul­ter. „Dan­ke fürs

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