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Schlafender Tiger. Großdruck.

Schlafender Tiger. Großdruck.

Titel: Schlafender Tiger. Großdruck. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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steht. Hier...“ Sie nahm ein Mes­ser, das auf dem nach­läs­sig ge­deck­ten Tisch lag, und schlitz­te die Um­schlä­ge auf. „Jetzt mußt du sie nur noch in die Hand neh­men und le­sen.“
    Er tat ihr den Ge­fal­len. Der ers­te Brief war von ei­nem Yacht-Ma­ga­zin. Man teil­te ihm mit, daß er acht­hun­dert Pfund und zehn Schil­ling für den Ar­ti­kel be­kom­men wür­de, den er ih­nen ge­schickt hat­te.
    Er gab Fran­ces den Brief, und sie las ihn lä­chelnd. „Was hab ich dir ge­sagt? Gu­te Neu­ig­kei­ten.“
    „Bes­ser als nichts.“ Er nahm den zwei­ten Brief. „Wo­von han­del­te der Ar­ti­kel?“ frag­te sie.
    „Au­to­ma­ti­sche Steue­rung.“
    Sie klopf­te ihm auf den Rücken. „Was bist du doch für ein klu­ger Jun­ge. Von wem ist der?“
    Er war von sei­nem Ver­le­ger, doch Ge­or­ge war be­reits so in den Brief ver­tieft, daß er ih­re Fra­ge über­hör­te.
     
    Herrn Ge­or­ge Dyer
    Club Nau­ti­co
    San An­to­nio
    Ba­lea­ren
    SPA­NI­EN
     
    Lie­ber Mr. Dyer,
    ich ha­be Ih­nen in den letz­ten vier Mo­na­ten nicht we­ni­ger als fünf Brie­fe ge­schrie­ben in der Hoff­nung, Sie wür­den uns zu­min­dest ein Ex­po­se für ein neu­es Buch, so­zu­sa­gen die Fort­set­zung von Fies­ta in Ca­la Fu­er­te, schi­cken. Ich ha­be auf kei­nen der Brie­fe ei­ne Ant­wort er­hal­ten. Sie wa­ren sämt­lich an den Club Nau­ti­ca von San An­to­nio adres­siert, und ich fra­ge mich, ob dies viel­leicht gar nicht mehr Ih­re Po­st­adres­se ist.
    Wie ich Ih­nen be­reits dar­leg­te, als wir über­ein­ka­men, Fies­ta in Ca­la Fu­er­te zu ver­öf­fent­li­chen, ist ei­ne Fort­set­zung wich­tig, wenn wir das In­ter­es­se des Pu­bli­kums an Ih­nen als Au­tor wach­hal­ten wol­len. Ca­la Fu­er­te hat sich gut ver­kauft, es er­scheint be­reits in der drit­ten Auf­la­ge, und wir ver­han­deln ge­ra­de über die Ta­schen­buch­li­zenz. Wir brau­chen al­ler­dings ein zwei­tes Buch von Ih­nen, wenn Ih­re Ver­kaufs­zah­len nicht zu­rück­ge­hen sol­len.
    Es ist be­dau­er­lich, daß wir die­se An­ge­le­gen­heit nicht per­sön­lich be­spre­chen konn­ten, aber als wir die Ver­öf­fent­li­chung von Fies­ta in Ca­la Fu­er­te be­schlos­sen, ha­be ich, wie ich glau­be, deut­lich ge­macht, daß dies nur mög­lich ist, wenn man das Buch als ers­ten Band ei­ner Se­rie be­trach­tet. Ich hat­te da­mals den Ein­druck, Sie sei­en mei­ner Mei­nung.
    Auf je­den Fall wä­re ich Ih­nen dank­bar, wenn Sie die­sen Brief be­ant­wor­ten woll­ten.
    Hoch­ach­tungs­voll
    Ar­thur Rut­land
     
    Ge­or­ge las den Brief zwei­mal, dann warf er ihn aber auf den Tisch. Der Kell­ner hat­te in­zwi­schen ih­re Ge­trän­ke ge­bracht. Das Bier war so kalt, daß das Glas be­schla­gen war.
    „Von wem ist er?“ frag­te Fran­ces.
    „Lies selbst.“
    „Ich möch­te ihn nicht le­sen, wenn du es nicht willst.“
    „Ach, lies schon.“
    Wäh­rend sie las, trank er sein Bier.
    Schließ­lich hob sie den Kopf. „Al­so, das ist ein ganz schön un­ver­schäm­ter Brief. Was glaubt er, wer er ist?“
    „Mein Ver­le­ger.“
    „Ver­dammt noch mal, du hast kei­nen Ver­trag un­ter­schrie­ben!“
    „Ver­le­ger mö­gen nun mal kei­ne Au­to­ren, die nur ein ein­zi­ges Buch schrei­ben, Fran­ces. Sie wol­len ent­we­der gar nichts oder ei­ne kräf­tig spru­deln­de Quel­le.“
    „Hat er dir frü­her schon ge­schrie­ben?“
    „Na­tür­lich hat er das. Er bom­bar­diert mich seit vier, fünf Mo­na­ten mit sol­chen Brie­fen. Des­halb ha­be ich auch auf­ge­hört, mei­ne Post zu öff­nen.“
    „Hast du denn schon ver­sucht, ein neu­es Buch zu schrei­ben?“
    „Ver­sucht? Ich hab mich halb um­ge­bracht. Wor­über, zum Teu­fel, soll ich denn schrei­ben? Ich ha­be das ers­te Buch nur ge­schrie­ben, weil ich dach­te, ich könn­te das Geld brau­chen, und es war ein lan­ger, kal­ter Win­ter. Ich hät­te nie­mals ge­dacht, daß es je ver­öf­fent­licht wer­den wür­de.“
    „Aber du bist so­viel her­um­ge­kom­men, Ge­or­ge, du hast so­viel er­lebt. Die­se Kreuz­fahrt in der Ägäis...“
    „Glaubst du, ich hät­te nicht ver­sucht, dar­über zu schrei­ben? Ich ha­be drei Wo­chen da­mit ver­bracht, Wör­ter in mei­ne Schreib­ma­schi­ne zu hau­en, und es las sich

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