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Schlafender Tiger. Großdruck.

Schlafender Tiger. Großdruck.

Titel: Schlafender Tiger. Großdruck. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Mit­neh­men.“
     
    Wäh­rend Ge­or­ge nach Ca­la Fu­er­te zu­rück­fuhr, brach die Däm­me­rung her­ein. Wenn die Son­ne erst ein­mal un­ter­ge­gan­gen war, wur­de es emp­find­lich kühl, und Ge­or­ge hielt in der Nä­he ei­nes ein­sa­men Bau­ern­hau­ses an und griff nach dem Pull­over, der auf dem Rück­sitz lag. Als er ihn sich über den Kopf ge­streift hat­te, sah er, wie die Bau­ers­frau aus dem Haus kam, um Was­ser vom Brun­nen zu ho­len. Aus der of­fe­nen Tür ström­te gel­bes Licht, und Ge­or­ge er­kann­te nur ih­re dunkle Sil­hou­et­te. Er rief Buen­as tar­des, wor­auf sie zu ihm kam und ein we­nig mit ihm plau­der­te, den Was­ser­krug auf den Hüf­ten.
    Da er Durst hat­te, trank er dank­bar das Was­ser, das sie ihm an­bot. Dann fuhr er wei­ter, und die Schein­wer­fer bohr­ten sich in die sa­phirblaue Däm­me­rung. Die ers­ten Ster­ne blink­ten am Him­mel. San Es­te­ban war ein Lich­ter­meer im Schat­ten der Ber­ge, und als Ge­or­ge die Stra­ße nach Ca­la Fu­er­te hin­un­ter­kam, weh­te der See­wind den fri­schen har­zi­gen Duft der Pi­ni­en her­über.
    Selt­sa­mer­wei­se hob die­ses Ge­fühl, nach Hau­se zu kom­men, noch je­des­mal sei­ne Stim­mung. Er spür­te ei­ne große Er­leich­te­rung, und erst jetzt wur­de ihm klar, wie de­pri­miert er den gan­zen Tag über ge­we­sen war. Nichts hat­te so recht ge­klappt. Der Brief von Mr. Rut­land hat­te ihm ein noch schlech­te­res Ge­wis­sen be­rei­tet, und der Ge­dan­ke an Miss Queen's Ga­te war auch nicht ge­ra­de an­ge­nehm ge­we­sen. Wie sie wohl den Tag ver­bracht hat­te? Nicht daß es ihn wirk­lich in­ter­es­siert hät­te, aber wäh­rend er die letz­te Kur­ve der Stra­ße zur Ca­sa Bar­co hin­ab­fuhr, hoff­te er trotz­dem, daß sie ihm nicht län­ger bö­se war.
    Er fuhr den Wa­gen in die Ga­ra­ge, schal­te­te den Mo­tor aus und warf einen Blick auf die Uhr. Es war kurz nach acht. Er stieg aus und be­trat die Ca­sa Bar­co. Es schi­en nie­mand da­zu­sein, auch wenn das Haus zwei­fel­los den Ein­druck er­weck­te, als hät­te sich je­mand be­son­de­re Mü­he ge­ge­ben. Das Feu­er brann­te, die Lam­pen ver­brei­te­ten an­hei­meln­des Licht, und der nied­ri­ge Couch­tisch vor dem Ka­min war ge­deckt mit ei­ner blau-wei­ßen De­cke, von der Ge­or­ge nicht ein­mal ge­wußt hat­te, daß er sie be­saß, so­wie Be­steck und Glä­sern. In ei­ner Va­se stand ein Blu­men­strauß, und es duf­te­te köst­lich nach Es­sen.
    Ge­or­ge leg­te sei­ne Müt­ze hin und ging lei­se auf die Ter­ras­se, doch dort war es dun­kel, und es war kei­ne Spur von Se­li­na zu se­hen. Er beug­te sich über die Brüs­tung, aber auch der An­le­ger war men­schen­leer. Man hör­te le­dig­lich das sanf­te Plät­schern des Was­sers und das Knar­ren des Ding­his, das an sei­ner Ver­täu­ung zog. Da er­klan­gen plötz­lich aus ei­nem der Ha­fen­ca­fes die war­men Tö­ne ei­ner Gi­tar­re, und ei­ne Frau be­gann zu sin­gen, in dem ei­gen­ar­ti­gen Zwei­ton­ge­sang, den die Mau­ren der In­sel hin­ter­las­sen hat­ten.
    Ge­or­ge run­zel­te ver­wirrt die Stirn und ging ins Haus zu­rück. Die Ga­le­rie lag im Dun­keln, nur in der Kü­che brann­te Licht, und als er sich über den Tre­sen lehn­te, ent­deck­te er über­rascht Se­li­na, die vor der of­fe­nen Ofen­tür knie­te und mit großer Kon­zen­tra­ti­on ir­gend et­was Eß­ba­res in ei­ner Kas­se­rol­le be­goß.
    „Gu­ten Abend“, sag­te er.
    Se­li­na blick­te auf. Er hat­te sie nicht er­schreckt, und ihm wur­de klar, sie hat­te die gan­ze Zeit ge­wußt, daß er da war. Ir­gend­wie är­ger­te ihn die­se Er­kennt­nis. Sie schi­en da­durch im Vor­teil zu sein.
    „Hal­lo“, be­grüß­te sie ihn.
    „Was tun Sie da?“
    „Ich ko­che das Aben­des­sen.“
    „Riecht gut.“
    „Ich hof­fe, es schmeckt auch gut. Ich bin kei­ne große Kö­chin.“
    „Was ist es?“
    „Steaks und Zwie­beln und Pa­pri­ka und so.“
    „Ich dach­te, wir hät­ten gar nichts Eß­ba­res im Hau­se.“
    „Hat­ten wir auch nicht. Ich war bei Ma­ria und ha­be ein­ge­kauft.“
    „Tat­säch­lich?“ Er war be­ein­druckt. „Aber Ma­ria spricht kein Eng­lisch.“
    „Nein, ich weiß. Ich ha­be ein Wör­ter­buch in Ih­rem

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