Schlaflos in Schottland
Kehle erkannten sie, dass er noch lebte. Sie schafften ihn in sein Bett, wo er sehr rasch immer schwächer wurde, bis die Heilerin Nora kam, um ihn zu pflegen. Mithilfe ihres Wissens über Zaubertränke und Kräuter gelang es ihr, ihn zurückzuholen, doch es dauerte fast ein Jahr, bis er wieder vollkommen gesund war.
Dougal rieb sich die Stirn. Er fragte sich, ob Hugh seitdem jemals wieder ganz der Alte gewesen war.
Sophia legte den Kopf schief. „Wie läuft es zwischen den Mädchen und Triona?“
„Sie geben ihr keine Chance. Ich habe versucht, mit ihnen zu reden, doch das schien sie nur noch in ihrem Entschluss zu bestärken, sie nicht zu mögen.“ Dougal zögerte und fügte dann hinzu. „Ich fürchte, sie führen irgendetwas im Schilde.“
„Warum? Was haben sie gemacht?“
„Ich weiß nicht, aber während der letzten Tage haben sie sich sehr geheimnisvoll verhalten. Ich ertappte sie beim Flüstern, und als ich sie fragte, was sie da machen, taten sie für meine Begriffe viel zu unschuldig.“
„Dann planen sie ganz sicher etwas.“ Sophia küsste ihn auf die Wange. „Komm. Wir müssen nach Gilmerton. Ich habe das Gefühl, wenn wir erst einmal dort sind, werden wir klarer sehen.“
Triona ging die Treppe hinunter, um zu frühstücken. In der Halle blieb sie stehen und legte den Brief an ihre Schwester auf das Tablett für die Post. Der Butler würde dafür sorgen, dass er abgeschickt wurde. Hugh hatte sich nicht einmal gerührt, als sie aufgestanden war; er musste sehr erschöpft sein. Falls nicht von der Suche nach der Stute, so doch von ihren Aktivitäten in der Nacht. Bei dem Gedanken musste sie lächeln, doch eine Sekunde später war sie schon wieder ernst. Sie und Hugh hatten im Bett eine wunderbare Beziehung, aber sie sehnte sich nach so viel mehr.
Schweren Herzens ging sie weiter zum Frühstückszimmer, doch Angus stand vor der Tür, als wollte er sie am Eintreten hindern. Das war seltsam. „Ist das Frühstück fertig?“, erkundigte sie sich.
Er legte das Gesicht in Falten. „Sicher, Mylady. Aber es is’ ein bisschen schwierig, ins Zimmer zu kommen. Liam is’ gegangen, um zwei der Stallburschen zu holen, damit sie helfen, die Anrichte zu verschieben, aber ...“
Ein Klopfen an der Haustür unterbrach ihn.
Mit einer gemurmelten Entschuldigung eilte Angus davon, um zu öffnen.
Mam trat ein. „Ach, da bist du ja, mein Mädchen! Ich bin gekommen, um zu sehen, ob ... was ist los? Du siehst verwirrt aus.“
„Ich wollte gerade ins Frühstückszimmer gehen, und ...“
Wieder klopfte es an die riesige Haustür.
Triona verbarg ihre Ungeduld und machte Angus ein Zeichen, zu öffnen.
Christina, Devon und Aggie kamen mit von der Kälte rosigen Wangen ins Haus, während Angus die Tür aufhielt, offenbar folgte Dougal den Mädchen.
Augenblicklich wurde Triona leichter ums Herz. „Da seid ihr ja! Ich habe mich schon gefragt, wann ihr zurückkommen würdet.“ Die Mädchen standen dicht aneinandergedrängt da, und Devon und Christina schauten sich unbehaglich um.
„Ist Papa wieder zu Hause?“, erkundigte Aggie sich aufgeregt. „Oh ja. Er schläft noch.“
Aggie ließ die Schultern sinken. „Schade.“
Nun betrat Dougal die Halle, und an seiner Seite ging eine winzig kleine Frau, die zweifellos das schönste Wesen war, das Triona jemals gesehen hatte.
Mit einem herzlichen Lächeln kam die Frau auf Triona zu. „Meine Liebe! Es tut mir so leid, dass ich nicht in der Stadt war, als du hier ankamst.“
Höflich streckte Triona die Hand aus, aber die Frau zog sie in eine warme Umarmung.
Einen Augenblick lang stand Triona vor Überraschung einfach nur da, aber dann lachte sie und legte die Arme um ihren Gast. „Sind Sie Sophia MacFarlane?“, mischte Mam sich ein.
Die Frau drehte sich um, stieß einen erfreuten Schrei aus und eilte auf Nora zu, um sie ebenfalls in die Arme zu schließen.
„Gütiger Himmel“, stieß Triona hervor. „Heute Morgen kommt ja die halbe Welt, um uns zu besuchen.“
Mams Lächeln wurde breiter, während sie Sophias Umarmung erwiderte. „Ich dachte mir gleich, dass du das bist! Wie geht es deinem Papa, dem alten Halunken?“
„Entschuldigung“, sagte Dougal mit gespielter Ernsthaftigkeit. „Sophias Nachname lautet jetzt MacLean, und das schon seit einiger Zeit.“
Mam brachte ihn mit einem ,Papperlapapp zum Schweigen und wandte sich wieder an Sophia: „Ich hätte nie gedacht, dass dieser Tunichtgut, den du da hast, einen so guten Ehemann abgeben
Weitere Kostenlose Bücher